Hartnäckig hält sich im Filmgeschäft so manches festgefahrene Image – und der britische Schauspieler Colin Firth dürfte das nur zu gut wissen. Spätestens mit seinem Auftritt in „Bridget Jones - Schokolade zum Frühstück“ wurde er auf die Rolle des charmanten Gentleman festgelegt und musste sein Schwiegersohn-Image und Dackelblick-Vergleiche mit Hugh Grant hinnehmen – bis Firth als homosexueller Intellektueller in „A Single Man“ und als stotternder King George VI. im Oscar-Erfolg „The King's Speech - Die Rede des Königs“ schließlich auch die letzten Zweifler überzeugte und die begehrteste Trophäe der Branche mit nach Hause nehmen durfte.
Mr. Darcy die Erste
Colin Andrew Firth wurde am 19. September 1960 in Grayshott, Hampshire in England geboren. Während seiner Kindheit verbrachte er einige Zeit im amerikanischen St. Louis/Missouri und in Nigeria, wo sein Vater vorübergehend als Geschichtsdozent arbeitete. Nach dem Abschluss seiner Schulausbildung besuchte er Schauspielkurse am Drama Centre in London, bevor er 1984 im Biopic „Another Country“ über den britischen Doppelagenten Guy Burgess neben Rupert Everett seine erste größere Rolle spielte. Schnell erhielt Firth zahlreiche Engagements in Kinofilmen und TV-Produktionen, darunter die Hauptrollen in der Miniserie „Lost Empire“ über eine vagabundierende Zauberergruppe des 19. Jahrhunderts, als Veteran aus dem ersten Weltkrieg in dem Drama „A Month in the Country“ oder als Valmont in Milos Formans „Gefährliche Liebschaften“-Adaption. 1995 machte er dann in der BBC-Serie „Stolz und Vorurteil“ nach dem Roman von Jane Austen zum ersten Mal verstärkt in der Rolle des Fitzwilliam Darcy auf sich aufmerksam.
Darcy, die Zweite
Zwei Jahre später trat Colin Firth im vielfach Oscar-prämierten Melodram „Der englische Patient“ und wenig später im Drama „Tausend Morgen“ auf. Zunehmend übernahm er nun auch Hauptrollen in romantischen Komödien. So war er 1997 in der Liebeskomödie „Fever Pitch“ nach dem gleichnamigen Erfolgsroman von Nick Hornby zu sehen und spielte 1999 im Oscar-prämierten „Shakespeare in Love“. 2001 übernahm er schließlich die Rolle des Mark Darcy in der Helen-Fieldings-Buchadaption „Bridget Jones – Schokolade zum Frühstück“, wo er mit Hugh Grant um die Gunst von Renée Zellweger als Bridget kämpfte. Die Liebeskomödie wurde ein weltweiter Erfolg, spielte knapp 300 Millionen Dollar ein, machte Firth endgültig zum Star und zementierte sein Image als galanter Schwiegersohn in spe.
Und Darcy, die Dritte
Colin Firths Image sollte auch die nächsten Arbeiten des Schauspielers prägen: 2002 war er in der amerikanisch-britisch-französischen Komödie „Ernst sein ist alles“ neben Rupert Everett zu sehen, dann spielte er in der Beziehungskomödie „Hope Springs - Die Liebe deines Lebens“ und in „Was Mädchen wollen“ mit. Seinen nächsten großen Erfolg feierte er anschließend in der episodischen Liebeskomödie „Tatsächlich... Liebe“. Als einsamer Schriftsteller Jamie findet er wie auch der Rest der illustren Besetzung – darunter Liam Neeson, Keira Knightley, Alan Rickman und „Bridget Jones“-Kollege Hugh Grant – die wahre Liebe. 2004 schlüpfte er für die Fortsetzung „Bridget Jones - Am Rande des Wahnsinns“ erneut in seine Paraderolle. Beide Filme avancierten mit Einspielergebnissen von über 250 Millionen Dollar zu echten Kassenschlagern.
Erfolg mit ABBA
Während Colin Firth dem Rollenschema der vorangegangenen Jahre auch weiterhin folgte – etwa in der Fantasykomödie „Eine zauberhafte Nanny“, der britischen Liebeskomödie „Zufällig verheiratet“ und Helen Hunts „Then She Found Me“ –, wirkte er nebenbei wieder zunehmend in thematisch vielschichtigeren Produktionen mit. So spielte er in dem Historiendrama „Das Mädchen mit dem Perlenohrring“ den berühmten holländischen Maler Jan Vermeer, an dessen Seite Scarlett Johansson als Muse und Modell Griet der Durchbruch gelang, war 2006 an der Seite von Kevin Bacon in Atom Egoyans Erotikdrama „Wahre Lügen“ zu sehen und verkörperte ein Jahr später den römischen Feldherr Aurelius in „Die letzte Legion“. Den bis dahin größten kommerziellen Erfolg seiner Karriere feierte er 2008 in dem auf den Hits der Band ABBA fußenden Ensemble-Musicalspaß „Mamma Mia“ neben Meryl Streep und Pierce Brosnan.
Später Erfolg als Charakterdarsteller
Im Jahr 2010 gelang Colin Firth schließlich sein erstes großes Ausrufezeichen als Charakterdarsteller in Hollywood. Für seine Verkörperung des homosexuellen Literaturprofessors George Falconer in „A Single Man“, der Verfilmung des gleichnamigen Christopher-Isherwood-Romans unter der Debüt-Regie des amerikanischen Modedesigners Tom Ford, wurde Firth von der Kritik einstimmig gefeiert und neben zahlreichen Auszeichnungen erstmals für den Oscar als bester Hauptdarsteller nominiert. Nur ein Jahr darauf landete Firth seinen nächsten Coup. Als stotternder britischer König George VI. in Tom Hoppers Historiendrama „The King's Speech“ überzeugte er neben britischen Schauspielgrößen wie Geoffrey Rush und Helena Bonham Carter erneut, erhielt eine weitere Oscarnominierung und gewann im zweiten Anlauf in der Kategorie als bester Hauptdarsteller.
Ab dem 02. Februar 2012 ist Colin Firth im hochkarätigen Ensemble des Spionagethrillers „Dame, König, As, Spion“ auf deutschen Leinwänden vertreten. Zurzeit steht er mit Alan Rickman, Cameron Diaz und Stanley Tucci für Michael Hoffmans Remake des Michael-Caine-Klassikers „Gambit“ von 1966 vor der Kamera. Das Drehbuch stammt übrigens aus der Feder der Coen-Brüder Joel und Ethan, womit ein weiterer Prestige-Auftritt gesichert sein dürfte.