Detlev Buck ist ein Meister der knorrigen Komödie, in der sympathische Verlierertypen zumindest moralisch triumphieren. Buck führt nicht nur Regie, sondern ist bei den meisten seiner Projekte auch am Drehbuch beteiligt und steht auch immer wieder selbst vor der Kamera. Neben humorvollen Filmen wie „Männerpension“ hat der ehemalige Landwirt inzwischen auch sein Gespür für Dramen bewiesen. In „Knallhart" bereitete er etwa das Thema Jugendkriminalität anspruchsvoll auf.
Der Filmemacher vom Lande
Detlev Buck wurde am 1. Dezember 1962 in Bad Segeberg geboren und verbrachte seine eher ereignislose Kindheit auf dem Bauernhof seiner Eltern in Nienwohld bei Hamburg. Für seine ersten Ausflüge in die Kunst ließ sich Buck besonders von seinem landwirtschaftlichen Hintergrund inspirieren. Nach seinem Schulabschluss leistete Buck zunächst seinen Zivildienst in der Evangelischen Stiftung Alsterdorf – einer diakonischen Einrichtung - ab, bevor er eine Lehre als Landwirt begann. Während seiner Ausbildung verschlug es ihn nach Bayern, wo er ein praktisches Jahr auf einem Hof in der Nähe von Dachau verbrachte. Zwischendurch bewarb sich Buck bei der Schauspielschule in Hamburg, scheiterte aber an der Abschlussprüfung.
Kunstgriff Bauernkomödie
Buck ließ sich von der Absage aber nicht entmutigen. In Wolfgang Fischers 1982 entstandenem komödiantischen Kurzfilm „Was sein muss, muss sein“ ergatterte er dann immerhin die Rolle eines Unternehmer, der sich mit einem Betriebsprüfer herumschlagen muss. Mit „Erst die Arbeit und dann?" wurde Buck anschließend selbst aktiv und porträtierte sich als Bauern, der unbedarft durch die Hamburger Szene stolpert. Der autobiographisch geprägte Kurzfilm zeigt einen naiven Landwirt als Sympathieträger, während der szenische Habitus der Stadtmenschen ins Absurde überzeichnet wird. Buck schuf aus dem Zusammenstoß der beiden Kulturen eine ganz eigenwillige Komik, die auch die Funktionäre an der Deutschen Film- Und Fernsehakademie in Berlin überzeugte: Von 1985 bis 1989 durfte Buck dort ein Studium absolvieren, während dem er zahlreiche Kurzfilme realisierte, die wie beispielsweise „Eine Rolle Duschen“ einige Zeit später Bekanntheit erlangten.
Sympathische Verlierertypen
Detlev Buck schlägt sich in seinen Filmen nicht auf die Seite der Erfolgsmenschen. Diesem Credo folgte er nicht nur in seinen Kurzfilmen, sondern machte es auch in seinem ersten Spielfilm nach seinem Studienabschluss zum Programm. in der gemeinsam mit Claus Boje, dem Chef des Delphi-Filmverleihs, gegründete Produktionsfirma Boje-Buck Filmproduktion GbR (später Boje-Buck Produktion GmbH) finanzierte Komödie „Karniggels“, versetzt Buck einen jungen Polizisten aufs Land. Der Grund: Die Landbevölkerung wird von einem mysteriösen Kuhmörder terrorisiert. Buck gelang mit der bizarren Komödie ein humorvolles Porträt des norddeutschen Landlebens voller verschrobener Figuren, auf deren Typik der Regisseur auch im weiteren Verlauf seiner Karriere immer wieder gerne zurückgriff. Im komödiantischen Roadmovie „Wir können auch anders...“ schilderte Buck beispielsweise die Erlebnisse zweier Analphabeten, die in Norddeutschland einem geerbten Haus fahnden. Joachim Król brillierte darin in der Rolle des naiven Träumers Kipp, dessen aufrichtige Art über alle Scheinheiligkeit triumphiert, die ihm auf seiner Reise begegnet. Der Film gewinnt seine lakonische Komik vor allem durch eine konsequente Verlangsamung der Handlung und den Trick, viele Dinge nur anzudeuten. Das Drehbuch, an dem Buck erneut beteiligt war, wurde mit dem Deutschen Filmpreis ausgezeichnet. Bekanntheit erlangte der Filmemacher damit vor allem auch in Ostdeutschland. Ein weiteres Publikum erreichte Buck schließlich 1996 mit der Komödie „Männerpension“, in der Til Schweiger und er selbst zwei Knastbrüder spielen, die zur Resozialisierung in einen Hafturlaub unter der Obhut zweier Frauen geschickt werden. Das moderne Märchen wurde ein kommerzieller Erfolg.
Allzweckwaffe des Deutschen Films
Zunächst realisierte Detlev Buck mit der „Liebe Deine Nächste“ und „Liebesluder“ zwei weitere Komödien, fügte aber größere Drama-Anteile hinzu. Darüber hinaus wirkte er unter anderem am Drehbuch zur Leander Haußmanns DDR-Satire „Sonnenallee“ mit und war in zahlreichen Filmen in kleineren Nebenrollen zu sehen. In seinen eigenen Filmen „Wir können auch anders...“ und „Liebe Deine Nächste“ gab er Cameo-Auftritte. In der Erfolgskomödie „Herr Lehmann“ verkörperte er den saufenden Künstler Karl, während er in „NVA“, einer Komödie über die letzten Tage der DDR-Armee, eine umfangreichere Rolle als ewig gestriger Offizier übernahm. "NVA" und "Sonnenallee" wurden von Buck mitproduziert. 2006 sorgte Buck dann für eine Überraschung: Mit „Knallhart“ legte der ewige Komödiant ein bitterernstes Drama zum Thema Jugendgewalt vor. Der Film erzählt vom jungen Michael Polischka, den es in den Berliner Bezirk Neukölln verschlägt, als der gutverdienende Partner seiner Mutter den beiden den Laufpass gibt. Im Problemviertel gerät Michael daraufhin in Berührung mit einer Jugendgang. Buck gelang es mit seinem Film, die Gewaltspirale unter Jugendlichen als soziales Phänomen zu fassen. Für diese Leistung erhielt der Filmemachemacher den FIPRESCI-Preis bei der Berlinale und den Deutschen Filmpreis in Silber. Nach dem Kinder- und Jugendfilm "Hände weg von Mississippi" nach dem gleichnamigen Roman von Cornelia Funke, erzählte Buck in „Same Same But Different“ 2009 die tragische Liebesgeschichte zwischen einem deutschen Urlauber und einer mit HIV infizierten Kambodschanerin. „Rubbeldiekatz“ markierte 2011 seine Rückkehr zur Komödie.
Detlev Buck hat drei Töchter und lebt abwechselnd in Berlin und Nienwohld.