Er ist einer der absoluten Superstars Hollywoods, sein berühmtes Grinsen ist Millionen wert. Spätestens seit seinem öffentlichen Bekenntnis zur Scientology-Sekte, das 2006 in einem groß angelegten Rachefeldzug gegen Psychiater und Antidepressiva gipfelte, zählt Tom Cruise aber auch zu den umstrittensten Schauspielern der Gegenwart. Sein medienwirksamer Einsatz für die Scientology-Kirche bringt dem US-Amerikaner immer wieder harsche Kritik ein. Der Familienvater lässt sich davon jedoch nicht beirren und geht weiter erfolgreich seinen Weg als Schauspieler und Produzent: Cruise spielt bereits seit den 80er Jahren in der ersten Liga Hollywoods und lässt sich dabei auch von kleineren Rückschlägen und den ständigen Witzen über seine geringe Körpergröße nicht vom Kurs abbringen.
Theater statt Schule
Thomas Cruise Mapother IV. wurde am 3. Juli 1962 in Syracuse im Bundesstaat New York geboren. Seine Eltern ließen sich früh scheiden, daher verbrachte Cruise einen Großteil seiner Kindheit gemeinsam mit seinen drei Schwestern bei seiner Mutter. Toms Schullaufbahn verlief wenig erfolgreich: Zwar sammelte er in der Theater-AG erste Erfahrungen im Rampenlicht, die High School brach er jedoch vorzeitig ab. Stattdessen begann er eine Ausbildung zum Schauspieler und besuchte im Alter von 18 Jahren die Neighbourhood Playhouse School of Theater in New York. Dort lernte er seinen größten Förderer, den Schauspiellehrer Sanford Meisner kennen. Ihm verdankt Cruise seine erste kleinere Filmrolle in Franco Zeffirellis Drama „Endlose Liebe“, dessen Titelsong für einen Oscar und einen Golden Globe nominiert wurde. Zugleich wurde der Film mit Hauptdarstellerin Brooke Shields aber gleich in sechs Kategorien für die Goldene Himbeere vorgeschlagen.
Top-Star dank „Top Gun“
Auf seinen großen Durchbruch musste Tom Cruise daher noch ein paar Jahre warten. Zwar fasste er Anfang der 80er mit seinen Auftritten in Harold Beckers Militärdrama „Die Kadetten von Bunker Hill“, Francis Ford Coppolas „Die Outsider“ und Paul Brickmans Komödie „Lockere Geschäfte“ zunehmend Fuß im Filmgeschäft, international bekannt wurde er aber erst im Jahr 1986 – dank seiner ersten großen Hauptrolle im Mega-Erfolg „Top Gun“. Cruise spielt in dem von Jerry Bruckheimer und Don Simpson produzierten Kampfjet-Actionfilm den jungen Pete "Maverick " Mitchell, der sich über den Wolken ein atemberaubendes Duell mit seinem ärgsten Konkurrenten Tom "Iceman" Kazanski (Val Kilmer) liefert. Tony Scotts Film spielte weltweit mehr als 350 Millionen Dollar ein und wurde 1987 mit der Goldenen Leinwand ausgezeichnet. Der weltberühmte Titel „Take My Breath Away " gewann den Oscar als Bester Song und Cruise wurde dank „Top Gun“ zum neuen Superstar. Fortan konnte sich der US-Amerikaner, der 1987 seine Schauspielkollegin Mimi Rogers heiratete, vor lukrativen Rollenangeboten kaum retten. Dass der Jungschauspieler schon mit 24 Jahren der Scientology-Kirche beigetreten war, interessierte damals nur wenige.
Im Konzert der Großen
In den Folgejahren stand Tom Cruise für eine ganze Reihe erfolgreicher Hollywood-Produktionen vor der Kamera. Ob in Martin Scorseses Billard-Drama „Die Farbe des Geldes“ an der Seite von Paul Newman oder in Barry Levinsons Drama „Rain Man“ mit einem brillant aufspielenden Dustin Hoffman: Cruise spielte fortan mit im Konzert der renommiertesten Schauspieler der Branche. „Rain Man“ wurde mit vier Oscars ausgezeichnet, gewann darüber hinaus zwei Golden Globes und den Goldenen Bären der Berlinale 1989. Mit Oliver Stone verpflichtete im selben Jahr ein weiterer namhafter Regisseur den jungen Cruise und gab ihm die Hauptrolle im Antikriegsdrama „Geboren am 4. Juli“, das die Lebensgeschichte des vom Vaterland enttäuschten Vietnamveteranen Ron Kovic erzählt. Die Biografie-Verfilmung bescherte Cruise, der den an den Rollstuhl gefesselten Soldaten mit sichtbarem Engagement spielte, seine erste Oscar-Nominierung als Bester Hauptdarsteller und seinen ersten Golden Globe. Während der Dreharbeiten zu seinem darauffolgenden Film – Tony Scotts Rennfahrerdrama „Tage des Donners“ – lernte Cruise Nicole Kidman kennen. Er ließ sich wenig später von Mimi Rogers scheiden und ehelichte stattdessen Kidman, mit der er kurz darauf zwei Kinder adoptierte.
Cruise & Kidman
Tom Cruise drehte in den 90er Jahren noch zwei weitere Filme mit seiner damaligen Ehefrau: Nach dem kommerziell erfolgreichen „Tage des Donners“ standen Cruise und Kidman 1992 gemeinsam für Ron Howards „In einem fernen Land“ vor der Kamera, der zwar mit tollen Landschaftsbildern beeindruckte, allerdings gerade einmal seine Produktionskosten wieder einspielte. Deutlich erfolgreicher an den Kinokassen war Stanley Kubricks durchaus umstrittener letzter Film „Eyes Wide Shut“: Die prickelnd-erotische Literaturverfilmung, die auf Arthur Schnitzlers „Traumnovelle“ basiert, spielte 1999 über 160 Millionen Dollar weltweit ein. So steht am Ende eines Jahrzehnts, in dem Cruise seine Blütezeit als Schauspieler erlebte, noch einmal ein Erfolg. Zwischen 1992 und 1996 stellte er sogar einen bis dahin einmaligen Rekord auf: Mit Rob Reiners „Eine Frage der Ehre“, Sydney Pollacks spannender Grisham-Verfilmung „Die Firma“, Neil Jordans „Interview mit einem Vampir“, dem ersten „Mission: Impossible“-Teil, bei dem Cruise erstmalig auch als Produzent auftrat, und „Jerry Maguire - Spiel des Lebens“ drehte der US-Amerikaner fünf Filme nacheinander, die jeweils über 100 Millionen Dollar in Nordamerika einspielten. Für „Jerry Maguire“ wurde der Schauspieler mit seiner zweiten Oscar-Nominierung belohnt. Die dritte sollte nicht lange auf sich warten lassen: In Paul Thomas Andersons Independent-Meisterwerk „Magnolia“ übernahm er die Nebenrolle als Sex-Guru Frank T.J. Mackey und wurde erneut von der Academy nominiert, musste bei der Verleihung im Jahr 2000 aber Michael Caine den Vortritt lassen.
Superstar und Scientologe
Auch nach der Jahrtausendwende und der Scheidung von Nicole Kidman 2001 hielt die Zugkraft des Namens Tom Cruise am Box-Office an – da konnte die Drehbuchqualität ruhig schwanken. Als Paradebeispiel dafür gilt John Woos Action-Sequel „Mission: Impossible II“, das mit einem weltweiten Einspielergebnis von 565 Millionen US-Dollar zwar der kommerziell bisher erfolgreichste Teil der Reihe ist, aber bei Kritikern und Fans durchfiel. Auch Steven Spielbergs Sci-Fi-Romanadaption „Krieg der Welten“ überzeugte im Sommer 2005 zwar an den Kinokassen, aber bei weitem nicht alle Filmkritiker. Zu Cruise‘ stärkeren Leistungen der jüngeren Vergangenheit zählen sicherlich der packende Psychothriller „Vanilla Sky“, das Abenteuerdrama „Last Samurai“, Steven Spielbergs Sci-Fi-Film „Minority Report“ und Michael Manns hochspannender Thriller „Collateral“, in dem Cruise einen eiskalten Profikiller mimt. In Deutschland sorgte der Amerikaner zudem mit dem im Vorfeld heiß diskutierten „Operation Walküre - Das Stauffenberg-Attentat“ für Aufsehen, als er den gescheiterten Hitler-Attentäter Claus Schenk Graf von Stauffenberg spielte. Die romantische Action-Komödie „Knight And Day“ mit Cruise und Cameron Diaz floppte hingegen. Ende 2011 ist der US-Amerikaner im mittlerweile vierten Teil der „Mission Impossible“-Reihe wieder im Kino zu sehen.
Im Gespräch bleibt Tom Cruise aber freilich auch ohne darstellerische Glanzleistungen: 2004 sorgte er international für Aufregung, als er die Eröffnung des neuen Scientology-Zentrums in Madrid öffentlich mit seinem Namen bewarb. 2006 heiratete er seine Schauspielkollegin Katie Holmes nach scientologischem Ritus, im gleichen Jahr wurde ihre gemeinsame Tochter Suri geboren. Seine zur Schau getragene Zuneigung zu Holmes und das öffentliche Wettern gegen Psychiater, die der Scientology-Ideologie widersprechen, brachte ihm 2006 eine Goldene Himbeere in der Kategorie „Nervendste Zielscheibe der Klatschpresse“ ein. Anfang 2008 geriet der Superstar erneut in die Schlagzeilen, weil er in Andrew Mortons Buch „Tom Cruise. Der Star und die Scientology-Verschwörung“ als einer der führenden Köpfe der Sekte dargestellt wurde. Cruise wies diese Darstellungen aber ins Reich der Fantasie zurück.