Donald Sutherland ist das Gegenteil eines klassischen Jedermann. Sein markantes, mit einer voluminösen Nase ausgestattetes Gesicht und sein ausdrucksstarker Blick heben ihn vom Durchschnittsaussehen ab. Das verleiht dem Schauspieler, der bis jetzt in über 100 Filmrollen aufgetreten ist, eine Leinwandpräsenz, mit der er auch Nebenrollen denkwürdig ausfüllt. Mit intensivem Spiel erweckte er vom Nazi bis zum trauernden Familienvater die unterschiedlichsten Charaktere zum Leben.
Schauspieler statt Ingenieur
Donald Sutherland wurde am 17. Juli 1935 im kanadischen St. John geboren. Schon als Jugendlicher strebte er in den Medienbereich und war im Alter von 14 Jahren für das örtliche Radio tätig. Dennoch entschied sich Sutherland zunächst für ein Studium an der Ingenieurs-Fakultät der University of Toronto, das er erfolgreich abschloss. Bereits währenddessen sammelte er in der Truppe UC Follies erste Erfahrungen als Darsteller. Das führte schließlich 1958 zu seinem Entschluss, nach England zu ziehen, um an der London Academy of Music and Dramatic Art zu studieren. Nach seiner Ausbildung zum Schauspieler folgten hauptsächlich Theaterengagements auf britischen Bühnen, bevor ihn Produzent Paul Maslansky für einen italienischen Horrorfilm rekrutierte.
Groteske, Krieg und Trauer
1964 feierte Donald Sutherland also in „Castle Of The Living Dead“ sein Leinwanddebüt, woraufhin weitere kleinere Rollen in Kinofilmen oder Fernsehserien wie „Simon Templar“ oder „Mit Schirm, Charme und Melone“ folgten. Nach dem beachtlichen Auftritt als etwas dümmlicher Killer in Robert Aldrichs 1967 entstandenem Kriegsfilm „Das Dreckige Dutzend“ schaffte er mit der Rolle des am Rande der Groteske balancierenden Militärarztes Hawkeye Pearce in Robert Altmans Antikriegsfilm „M*A*S*H“ endgültig den Durchbruch. Die Grausamkeit des Krieges kann Pearce nur mit bizarrem Humor ertragen. Sutherland verleiht dieser Figur trotz ihres Zynimus' eine tragische Menschlichkeit. Danach überzeugte der Schauspieler als ehemaliger Polizist an der Seite von Jane Fonda in Alan J. Pakula Thriller „Klute“ und engagierte sich ebenso wie seine Filmpartnerin gegen den Vietnam-Krieg. Zu Sutherlands wichtigsten Filmen in dieser Zeit zählen Nicolas RoegsThrillerdrama „Wenn die Gondeln Trauer tragen“, in dem er neben Julie Christie einen trauernden Familienvater verkörpert, sowie Bernardo Bertolucci „1900 - Kampf, Liebe, Hoffnung“, in dem er als Faschist zu sehen ist. Zur schrägen Groteske kehrte Sutherland in „Ich glaub' mich tritt ein Pferd“ zurück, wo er einen unkonventionellen, drogenrauchenden Professor darstellte.
Viele Filme, einzelne Höhepunkte
Im von Robert Redford inszenierten, oscargekrönten Drama „Eine ganz normale Familie“ zeigte Donald Sutherland zu Beginn der Achtziger einmal mehr seine Qualitäten als Charakterdarsteller, es folgte die brillant-düstere Rolle des Nazi-Agenten Faber in Richard Marquands „Die Nadel“. Donald Sutherland war jetzt fest etabliert und konnte sich nicht über mangelnde Rollenangebote beklagen, allerdings bekam er nur noch selten die Gelegenheit, Besonderes zu leisten. Im 1991 von Oliver Stone gedrehten Verschwörungsthriller „JFK - Tatort Dallas“ brilliert er wieder mit einem zwar kurzen, aber fulminanten Auftritt als zwielichtig wirkender Informant, der den von Kevin Costner verkörperten Anwalt Jim Garrison auf einer Parkbank trifft und geisterhaft wieder verschwindet. In Clint Eastwood sympathischem Astronautenfilm „Space Cowboys“ aus dem Jahr 2000 ist Sutherland neben Eastwood selbst, Tommy Lee Jones und James Garner einer der alten Haudegen, die bei einer Panne im Weltall die Karre aus dem Dreck ziehen müssen. Zuletzt war er in dem TV-Mehrteiler „Die Säulen der Erde“ zu sehen. Für seine Rollen in den TV-Produktionen „Citizen X“ und „Path to War“ wurde Sutherland jeweils mit einem Golden Globe ausgezeichnet. Anfang 2011 bekam er einen Stern auf Hollywoods Walk of Fame, nachdem er die entsprechende Ehrung in Kanada schon 2000 erhalten hatte.
Donald Sutherlands Sohn aus zweiter Ehe, Kiefer Sutherland, ist selbst ein erfolgreicher Schauspieler („Flatliners“, „24“). Die beiden standen bei der Neil-Simon-Komödie „Max Dugans Moneten“ und bei der John-Grisham-Verfilmung „Die Jury“ auch schon gemeinsam vor der Kamera.