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    Kinotipp der Woche: Dieser Film ist so erschütternd wie wenige andere – traut euch unbedingt trotzdem, ein Ticket zu kaufen!
    Christoph Petersen
    Christoph Petersen
    -Chefredakteur
    Schaut 800+ Filme im Jahr – immer auf der Suche nach diesen wahrhaftigen Momenten, in denen man dem Rätsel des Menschseins ein Stück näherkommt.

    Mit „Ich seh, ich seh“ haben Severin Fiala und Veronika Franz den auch international meistbeachteten deutschsprachigen Horrorfilm seit Ewigkeiten gedreht. Jetzt legen sie mit ihrem niederschmetternden historische Psycho-Drama „Des Teufels Bad“ nach!

    Für unsere Initiative „Deutsches Kino ist (doch) geil!“ wählen wir jeden Monat einen deutschen Film, der uns ganz besonders gut gefallen, inspiriert oder fasziniert hat, um den Kinostart – unabhängig von seiner Größe – redaktionell wie einen Blockbuster zu begleiten. In diesem Monat ist die Wahl auf „Des Teufels Bad“ (Kinostart: 14. November) gefallen. Die im Jahr 1750 angesiedelte, deutsch-österreichische Produktion des Regie-Duos Severin Fiala und Veronika Franz wirkt wie ein Schlag in die Magengrube – und ist dabei ebenso atmosphärisch wie authentisch:

    Des Teufels Bad
    Des Teufels Bad
    Von Severin Fiala, Veronika Franz
    Mit Anja Plaschg, David Scheid, Maria Hofstätter
    Starttermin 14. November 2024
    Vorführungen (20)

    Severin Fiala und Veronika Franz haben bei den Recherchen für „Des Teufels Bad“ u. a. historische Gerichtsakten gewälzt – und sind dabei auf ein Phänomen getroffen, das die meisten von uns sicherlich für unvorstellbar halten, das aber offenbar immer wieder vorgekommen ist: Weil Selbstmörderinnen laut der Kirchenpredigten für immer in der Hölle schmoren werden, haben todessehnsüchtige Frauen stattdessen wehrlose Kinder oder gar Babys ermordet, um anschließend freiwillig zu gestehen und als Mörderinnen hingerichtet zu werden. Denn selbst wenn ihnen dabei alle Finger und die Köpfe abgehackt werden, so steht vor dem Tod doch die Vergebung der Sünden – und damit trotz der grausamen Tat ein Weg in den Himmel…

    Wohlfühlkino braucht hier also niemand zu erwarten. Aber mit ihrem historisch akkuraten und emotional authentischen Historien-Psychodrama haben Severin Fiala und Veronika Franz trotzdem einen Film geschaffen, der im besten Sinne an die Nieren geht. Zumal sie bei ihren Recherchen auch noch auf andere Eigenheiten gestoßen sind, die man aus anderen Filmen dieser Zeit nicht unbedingt kennt – und die „Des Teufels Bad“ noch ein extra Maß an Glaubwürdigkeit verleihen: Wusstet ihr zum Beispiel, dass in Kochrezepten der damaligen Zeit gar nicht unbedingt stand, welche Zutaten man verwenden soll – sondern vor allem auch, welche Gebete man während der Zubereitung alle aufsagen sollte?

    So lautet das Fazit der offiziellen FILMSTARTS-Kritik: „Das ‚Ich seh, ich seh‘-Regieduo Severin Fiala & Veronika Franz mischt niederschmetterndes Depressions-Drama und horrorhafte Mittelalter-Ikonografie zu einem hammerharten Brett von einem Film.

    Darum geht's in "Des Teufels Bad"

    1750, das letzte Jahr der Epoche der sogenannten „Aufklärung“. Für ihre Ehe mit einem Mann, den sie kaum kennt, zieht Agnes (Anja Plaschg) extra in ein fremdes Dorf – und zwar durchaus voller Vorfreude: Sie hat sogar, wie es sich dem (Aber-)Glauben nach für eine erfolgreiche Hochzeitsnacht gehört, einen abgetrennten menschlichen Finger unter die Matratze geschoben. Aber ihr frisch angetrauter Gatte Wolf (David Scheid) rührt sie ohne jede Erklärung trotzdem nicht an – und das wird sich auch in den folgenden Nächten nicht ändern.

    Ohne zu wissen, was los ist, wird das Leben für Agnes immer mehr zur Hölle: Ihr Mann spricht kaum mit ihr, ihr Schwiegermutter (Maria Hofstätter) erhöht zunehmend den Druck, dass sie doch gefälligst schwanger werden solle, und auch in die Dorfgemeinschaft wird sie nicht gerade freudig aufgenommen. Irgendwann ist ihr neues Leben für Agnes derart schlimm, dass sie eigentlich nur noch einen Ausweg aus ihrer nicht enden wollenden Misere sieht…

    Severin Fiala & Veronika Franz zu Gast bei uns im Podcast

    Leider konnten Severin Fiala und Veronika Franz nicht zu uns in die Redaktion nach Berlin kommen, aber wir haben per Zoom trotzdem ausführlich mit den beiden gequatscht. FILMSTARTS-Redakteur Pascal Reis hat mit den beiden u. a. über die umfangreiche Recherchearbeit in Zusammenarbeit mit mehreren Historikern und Historikerinnen sowie die Unterschiede des deutschen und des österreichischen Kinos gesprochen (Spoiler: die Unterschiede haben auch ganz konkret etwas mit den verschiedenen Filmfördermodellen zu tun).

    Natürlich posieren Severin Fiala und Veronika Franz für die Pressefotos in einem Gewölbe vor einem möglichst verstörenden Gemälde. Wo auch sonst? Florian Rainer / Ulrich Seidl Filmproduktion
    Natürlich posieren Severin Fiala und Veronika Franz für die Pressefotos in einem Gewölbe vor einem möglichst verstörenden Gemälde. Wo auch sonst?

    Ich kann euch wirklich nur empfehlen, unbedingt in die Folge unseres Podcasts Leinwandliebe hineinzuhören, gerade wenn ihr keinen Bock auf immer nur dieselben Filme in leicht verschiedenem Gewand habt. Severin Fiala und Veronika Franz verraten uns nämlich auch, warum sie wollen, dass der Kinosaal eben kein sicherer Ort mehr sein soll – sondern einer, der da Publikum auch ganz bewusst aus seiner Komfortzone kickt:

    Nachdem er seine Weltpremiere im offiziellen Wettbewerb der Berlinale gefeiert hat, startet „Des Teufels Bad“ am 14. November 2024 offiziell bundesweit in den Lichtspielhäusern. Wenn ihr nachschauen wollt, welche Kinos in eurer Nähe den Film zum Start spielen, dann könnt ihr das in unserem Kinoprogramm zu „Des Teufels Bad“ tun.

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