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    Ich mochte "Deadpool & Wolverine" wirklich – und trotzdem mache ich mir jetzt Sorgen um "Avengers 5" und "Avengers 6"
    Julius Vietzen
    Julius Vietzen
    -Redakteur
    Seit "Iron Man" ist Julius ein riesiger Fan, der sich nach "Avengers: Endgame" und Phase 4 nun wahnsinnig auf die Multiversums-Saga im MCU freut.

    „Deadpool & Wolverine“ ist ein Riesen-Erfolg und hat die Fans größtenteils mit dem zuletzt kriselnden MCU versöhnt. Also alles wieder gut? Ja, aber nur wenn Marvel nicht die falschen Schlüsse daraus zieht, findet FILMSTARTS-Redakteur Julius Vietzen.

    Disney und seine verbundenen Unternehmen

    „Ich bin Marvel-Jesus!“ Mit dieser gewohnt großspurigen Aussage aus dem ersten Trailer zu „Deadpool & Wolverine“ hat Deadpool den Nagel auf den Kopf getroffen, auch wenn das eigentlich eher Zufall war: Schließlich ist das Marvel Cinematic Universe (MCU) nach „Avengers: Endgame“ in eine kleine Krise geschlittert – vom Kinokassen-Flop „The Marvels“ über die von Fans in der Luft zerrissene Serie „Secret Invasion“ bis hin zu Problemen hinter den Kulissen. Doch nach „Deadpool & Wolverine“ scheint all das vergessen.

    Klar, „Deadpool & Wolverine“ ist kein Meisterwerk, wie etwa auch die sehr gespaltenen Meinungen hier in der FILMSTARTS-Redaktion zeigen. Auch ich als vielleicht größter Marvel-Fan der Redaktion mochte den Film zwar sehr, fand ihn aber auch nicht durchgängig gelungen. Ganz unabhängig davon ist „Deadpool & Wolverine“ aber ein riesiger Erfolg, der beim Publikum hervorragend ankommt – und so dafür sorgt, dass das MCU wieder Oberwasser hat und die Marvel-Verantwortlichen nach dieser Reihe von Rückschlägen nicht mehr mit dem Rücken zur Wand stehen.

    Also alles wieder Friede, Freude, Eierkuchen im Avengers-Universum? Ich hoffe es wirklich, aber womöglich trügt der Schein auch. Denn ich mache mir nach „Deadpool & Wolverine“ durchaus noch immer ein wenig Sorgen um mein geliebtes MCU – und der Grund dafür ist ausgerechnet der Erfolg von „D&W“!

    Das MCU muss wieder besser werden!

    Denn meine größte Befürchtung ist, dass MCU-Mastermind Kevin Feige und Co. die falschen Schlüsse aus dem Erfolg von „Deadpool & Wolverine“ ziehen. „D&W“ ist, das muss man so deutlich sagen, das wohl größte Fanservice-Festival in der Geschichte des Marvel-Universums, während es bei der Handlung des Films an allen Ecken und Enden knirscht und rumpelt. Nicht umsonst haben die Verantwortlichen um Regisseur Shawn Levy freimütig zugegeben, dass man Probleme hatte, eine passende Geschichte für den Film zu finden.

    Bitte nicht falsch verstehen: Ich fand „Deadpool & Wolverine“ wie gesagt durchaus gut, aber der Film ist meiner Meinung nach eher eine Sammlung von größtenteils sehr guten und sehr witzigen Einzelszenen, aber kein rundes Gesamtwerk. Die Lektion, die Marvel (und Hollywood) aus „D&W“ lernen, darf aber keineswegs sein: Hauptsache Cameos und Fanservice, dann ist es egal, wenn der Film keine kohärente, emotional packende Geschichte erzählt. Denn genau das war für mich die größte Stärke des MCU bislang.

    Filme wie „Captain America: Civil War“ oder „Avengers: Endgame“ (oder „Logan - The Wolverine“, der jetzt ja im Grunde auch zum MCU gehört!) sind natürlich keine Charakterdramen, berühren mich als Fan aber trotzdem, und zwar nicht nur, weil sie von Figuren handeln, die mir über Jahre ans Herz gewachsen sind. Sondern auch, weil sie wesentlich besser erzählt sind als „Deadpool & Wolverine“.

    Eine schwierige Balance

    Meine zweite, damit verbundene Befürchtung: Mir graut davor, dass künftig alle MCU-Filme den rotzig-respektlosen Humor von „Deadpool & Wolverine“ imitieren werden, weil das in diesem Film so erfolgreich war. Glaubt ihr nicht? Ich schon!

    Denn vieles deutet darauf hin, dass Deadpool in den nächsten Jahren so etwas wie das neue Aushängeschild für das MCU werden wird – quasi der neue Iron Man. Denn wer soll diese Funktion sonst ausfüllen? Die neuen Hauptfiguren aus der Zeit nach „Avengers: Endgame“ – egal, ob Shang-Chi oder Ms. Marvel oder der neue Captain America – haben einfach noch nicht das nötige Standing beim Publikum. Einzig Benedict Cumberbatchs Doctor Strange könnte ich mir als so etwas wie einen Hauptfiguren-Gegenpol vorstellen, quasi der Captain America zu Deadpools Iron Man.

    Erst recht nach dem Erfolg von „Deadpool & Wolverine“ könnte Deadpool also in den nächsten Jahren so etwas wie der Anker (wenn auch nicht das Ankerwesen) für das MCU werden – und seinen typischen Humor mitbringen. Doch da sehe ich schwarz für die ohnehin schon empfindliche Humor-Balance im Avengers-Universum.

    Bitte nicht noch mehr "Thor 3"!

    Das MCU hatte stets einen lockeren Tonfall, hat jedoch die Grenze zwischen „witzig“ und „würdelos“ bislang nur selten überschritten. Der „Tony Stank“-Gag nach dem Avengers-Bürgerkrieg in „Civil War“ war für mich gerade noch okay, aber „Thor 3“ konnte ich wegen des auf einmal dauersprücheklopfenden Donnergotts nie genießen, trotz einiger wirklich starker Momente (immerhin haben nach „Thor 4“ auch viele andere Fans eingesehen, dass das vielleicht doch keine so tolle Idee war).

    Ich habe wirklich keine Lust darauf, dass ständig Deadpool in die Kamera zwinkert, wenn es die Avengers in „Avengers 5: Doomsday“ mit Doctor Doom (Robert Downey Jr.) aufnehmen, oder blöde Sprüche klopft, wenn es in „Avengers 6: Secret Wars“ ein Gänsehautfinale wie in „Endgame“ geben sollte (wovon ich mal ganz stark ausgehe).

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    Wolverine ist zwar nominelle Hauptfigur, zumeist aber nur Stichwortgeber für Deadpool.

    Hinzu kommt, dass „Deadpool & Wolverine“ gezeigt hat, wie schwer es ist, Deadpool in eine Gruppe zu integrieren, selbst wenn diese Gruppe nur aus zwei Figuren besteht. Mit seinem (natürlich sehr witzigen!) Dauergeplapper hat Deadpool-Darsteller Ryan Reynolds nämlich selbst Co-Hauptfigur Wolverine und dessen langjährigen Darsteller Hugh Jackman über weite Strecken zum reinen Stichwortgeber degradiert und den Film in eine One-Man-Show verwandelt.

    Eine der größten Stärken des MCU war es hingegen, dass trotz der Dominanz von Robert Downey Jr. auch die anderen Figuren ihre Momente bekamen – ich denke da etwa an Chadwick Bosemans Debüt als Black Panther in „Captain America: Civil War“ oder Paul Bettanys erste Schritte im Androidenkörper von Vision in „Avengers 2: Age Of Ultron“.

    Immerhin: Dass Joe und Anthony Russo als Regisseure von „Avengers 5“ und „Avengers 6“ zurückkehren (und mit ihnen Drehbuchautor Stephen McFeely) macht mir Hoffnung, da dieses Trio (gemeinsam mit dem dieses Mal bislang nicht beteiligten Christopher Markus) in seinen gemeinsamen MCU-Filmen (nämlich „Captain America 2“, „Civil War“ sowie „Avengers 3+4“) die bisher beste Balance aus Humor, Action und Gänsehautmomenten hinbekommen hat. Hoffentlich gelingt ihnen das auch, wenn sie Deadpool in die Filme integrieren müssen...

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