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    Von Popstars gefeiert: Dieser Oscar-nominierte Film hat nur 70 (!) Pfund gekostet
    Sidney Schering
    Sidney Schering
    -Freier Autor und Kritiker
    Ob Showtunes im Broadway-Stil, zuckersüße Teenie-Pop-Revue oder bluttriefende Rock-Party: Sidney hat eine Schwäche für Musicals, die ihn bereits durch allerlei cineastische Höhen und Tiefen geführt hat.

    Mit kleinem Geld zu großem Lob und attraktiven Karrierechancen: Mit einem gerade einmal 70 Pfund teuren Comedyfilm katapultierte sich Regisseur Richard Lester bis zu den Academy Awards – und in die Herzen einer ikonischen Pop-Gruppe.

    PLAION PICTURES

    Dank der beliebten Komödienreihe „Der rosarote Panther“ und Filmen wie dem schwarzhumorigen Krimi-Kultklassiker „Ladykillers“ ist Peter Sellers in den Pantheon europäischer Schauspielgrößen aufgestiegen. Doch er war auch hinter der Kamera aktiv – und sicherte sich dort die erste seiner insgesamt drei Oscar-Nominierungen.

    Denn Peter Sellers führte gemeinsam mit Richard Lester Regie bei einem temporeichen Comedy-Kurzfilm. Und der wurde, obwohl er mit verschwindend kleinen Mitteln entstand, 1960 als bester Kurzfilm für den Oscar nominiert. Fünf Jahre, bevor Sellers als Hauptdarsteller des Satire-Klassikers „Dr. Seltsam“ zu den Academy Awards zurückkehrte. Und 20 Jahre vor seiner dritten und finalen Oscar-Nominierung für die fantasievolle Tragikomödie „Willkommen, Mr. Chance“!

    Mit einem 70-Pfund-Sketch zu den Oscars

    Bereits der Titel des britischen Kurzfilms ist ein Vorgeschmack darauf, was in ihm passiert: „The Running Jumping & Standing Still Film“ bietet elf Minuten pures Slapstick-Chaos, das aufgrund seiner surrealen Art als Vorbote des „Monty Python“-Humors gilt. Unter anderem wird ein Fotograf gezeigt, der versucht, einen Film in einem Teich zu entwickeln. Mit von der Partie sind auch ein Sportler, der als lebender Stuhl missbraucht wird, und ein Jäger, der sich mit einem Hammerwerfer streitet.

    Der Kurzfilm vermischt neue Ideen mit (teils losen, teils direkten) Neuauflagen von Comedy-Einlagen aus Sketchshows, für die Sellers, Lester und ihr Co-Autor Spike Milligan zuvor tätig waren. Die Dreharbeiten fanden an zwei Sonntagen statt und verschlangen das lachhaft niedrige Budget von 70 Pfund – das sind inflationsbereinigt heute etwa 2.042 Pfund oder umgerechnet zirka 2.388 Euro.

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    Der auf 16mm-Film gedrehte Sketch-Irrsinn stieß in Großbritannien auf große Resonanz und wurde auf dem San Francisco International Film Festival als bester Kurzfilm prämiert. Darauf folgte die Oscar-Nominierung in derselben Kategorie. Er trat an gegen die Disney-Produktion „Geheimnisse der Tiefe“, den sich ebenfalls mit dem Meer beschäftigenden Zwanzigminüter „Between The Tides“ und die Hochhausbau-Doku „Skyscraper“.

    Als Gewinner der Oscar-Kategorie trat allerdings „Abenteuer eines Goldfisches“ hervor, ein fiktionaler, dialogfreier Kurzfilm von Tiefseeforscher J. Y. Cousteau und „La Boum“-Kameramann Edmond Séchan.

    Chaos ganz nach dem Geschmack der Beatles

    Richard Lester schien der Ausgang der Oscar-Verleihung nicht gewurmt zu haben – schließlich nannte er schon die Nominierung scherzhaft das Ergebnis „einer Verkettung von Irrtümern“. Darüber hinaus verhalf ihm „The Running Jumping & Standing Still Film“ selbst ohne Oscar-Gewinn zu zuvor ungeahnten Karrierechancen. Denn er hatte mit den Beatles John Lennon, Paul McCartney, George Harrison und Ringo Starr vier prominente und einflussreiche Fans.

    Sie haben Lester daher zum Regisseur ihres ersten Kinofilms erkoren: „Yeah! Yeah! Yeah!“, eine Fake-Dokumentation, in der Lester erneut spritzig-surrealen Humor abfeuert. Mittlerweile ist der selbstironische Komödienhit auch in Deutschland besser unter seinem Originaltitel „A Hard Day's Night“ bekannt. Übrigens: Auf ausgewählten Heimkino-Veröffentlichungen von „A Hard Day's Night“ lässt sich „The Running Jumping & Standing Still Film“ im Bonusmaterial finden!

    Nach „A Hard Day's Night“ setzten Lester und die Beatles ihre Zusammenarbeit fort: Bereits ein Jahr später kam mit „Hi-Hi-Hilfe!“ (alias „Help!“) eine weitere Lester-Musikkomödie mit den Pilzköpfen in die Kinos. Und mit der Anti-Kriegsfilm-Parodie „Wie ich den Krieg gewann“ von 1967 schob Lester noch einen Film nach, in dem John Lennon eine Rolle übernahm.

    Danach trennten sich die Wege Lesters und der Beatles, allerdings drehte er weitere namhafte Projekte wie die Swashbuckler-Trilogie „Die drei Musketiere“, „Die vier Musketiere“ & „Die Rückkehr der Musketiere“ sowie die beiden DC-Adaptionen „Superman II“ und „Superman III“.

    Lesters finale Regiearbeit war aber der Paul-McCartney-Konzertfilm „Get Back“, womit er seine Karriere mit einer Art Heimkehr beendete. Und nun darf man gespannt sein, wer Lester in den vier kommenden, verbundenen Beatles-Biopics von Sam Mendes verkörpern wird...

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