Der walisische Schauspieler Anthony Hopkins wurde vor allem mit seiner oscarprämierten Rolle des Dr. Hannibal Lecter im Psychothriller „Das Schweigen der Lämmer“ von 1991 berühmt, sein Kinodebüt bestritt Hopkins jedoch bereits im Jahr 1968. Seitdem spielte er regelmäßig in erfolgreichen Filmen wie „Die Brücke von Arnheim“ (1977), „Der Elefantenmensch“ (1980) oder „Die Bounty“ (1984). Bis heute trat Anthony Hopkins in über hundert Kino- und Fernsehproduktionen auf und stand in zahlreichen Theaterstücken auf der Bühne.
Vom Theater zum Kino
Nach der Mittleren Reife nahm Philip Anthony Hopkins, der Sohn einer Bäckerfamilie, einige kleine Jobs an, bevor er 1958 als Kanonier zur Royal Artillery eingezogen wurde. Im Anschluss an den Militärdienst begann Hopkins eine Schauspielausbildung, die er 1963 an der Royal Academy of Dramatic Art (London) abschloss, ab 1965 erlangte er an Laurence Oliviers National Theatre einige Bekanntheit als Bühnenschauspieler. Sein wohlwollend aufgenommenes Kinodebüt gab Anthony Hopkins dann 1968 als junger Richard Löwenherz in „Der Löwe im Winter“ an der Seite von Peter O'Toole, Katharine Hepburn und dem ebenfalls debütierenden Timothy Dalton. Neben zahlreichen Fernsehauftritten und Nebenrollen folgten der Actionfilm „Das Mörderschiff“ (1971) und ein BAFTA-Award für Hopkins' Rolle in der TV-Miniserie „Krieg und Frieden“ (1973). Schon in dieser frühen Phase bezeichnete Richard Attenborough den walisischen Darsteller als „besten Schauspieler seiner Generation.“
Die 70er: Ein Schauspieltalent im Hintergrund
Trotz der Anerkennung durch Kritiker und Kollegen brachte es Anthony Hopkins lange Zeit nicht zu größerer Bekanntheit beim Publikum. Das änderte sich auch im weiteren Verlauf der 70er Jahre noch nicht, als er in „Equus“ am Broadway debütierte, auf der Leinwand in „Das Mädchen von Petrovka“ als KGB-Agent in geheimer Mission sowie in Richard Lesters Spannungsklassiker „18 Stunden bis zur Ewigkeit“ zu sehen war und 1976 einen Emmy für die Darstellung des Bruno Richard Hauptmann in „Die Entführung des Lindbergh-Babys“ gewann. Zu Hopkins wichtigsten Filmrollen jener Zeit zählen der Lieutenant Colonel John Frost im Kriegsfilmklassiker „Die Brücke von Arnheim“ (1977) und der Bauchredner Corky Withers im Horrorfilm „Magic - Eine unheimliche Liebesgeschichte“ (1978), die beide unter der Regie von Richard Attenborough entstanden – für letzteren erhielt Hopkins eine BAFTA- und eine Golden Globe-Nominierung.
Die 80er: etablierter Charakterdarsteller und Star im Wartestand
1980 spielte Hopkins den Chirurgen Frederick Treves in David Lynchs zweitem Spielfilm „Der Elefantenmensch“. Seine zurückhaltende Darstellung des nüchternen Arztes ist die ideale Ergänzung zu John Hurts ergreifender Darbietung als missgebildeter John Merrick. Hopkins Klasse war inzwischen absolut unbestritten, für seine Leistung als Hitler in „Der Bunker“, der von den letzten Tagen im Führerbunker erzählt, erhielt er 1981 seinen zweiten Emmy. Es folgten weitere große Auftritte, etwa als Kapitän William Bligh in Roger Donaldsons Version von „Die Bounty“, in der Hopkins neben dem jungen Mel Gibson und seinem alten Mentor Laurence Olivier vor der Kamera stand, das in England gedrehte Drama „Zwischen den Zeilen“ (1988) und Michael Ciminos Thriller „24 Stunden in seiner Gewalt“ (1990) – doch der große Publikumserfolg ließ weiter auf sich warten.
Der Durchbruch als Dr. Hannibal Lecter
Erst im Jahr 1991, nach rund 60 Film- und Fernsehauftritten, gelang Anthony Hopkins mit Jonathan Demmes „Das Schweigen der Lämmer“ der Durchbruch. Obwohl Hopkins als diabolischer Dr. Hannibal Lecter, der die junge FBI-Agentin Clarice Starling (Jodie Foster) bei Ermittlungen unterstützt, nur rund 16 Minuten Leinwandzeit absolvierte, wurde die Figur zu einer Ikone der Popkultur und der nun endlich auch zum Star gewordene Schauspieler gewann den Oscar. In „Hannibal“ (2001) von Ridley Scott und „Roter Drache“ (2002) von Brett Ratner schlüpfte Hopkins noch zwei weitere Male in die Rolle des kannibalischen Psychopathen, daneben bewies er aber immer wieder seine Wandlungsfähigkeit als erfahrener Charakterdarsteller und war in einer prestigeträchtigen Produktion nach der anderen zu sehen: So trat er 1992 in der ambitionierten Romanverfilmung „Wiedersehen in Howards End“ auf, kämpfte in „Bram Stoker's Dracula“ unter der Regie von Francis Ford Coppola gegen den von Gary Oldman gespielten Dracula und verkörperte in Richard Attenboroughs Biopic „Chaplin“ den Verleger der von Robert Downey Jr. dargestellten Titelfigur. 1993 folgten mit der Kafka-Adaption „Der Prozess“, John Schlesingers „... und der Himmel steht still“ sowie James Ivorys „Was vom Tage übrig blieb“ drei weitere Literaturverfilmungen, und in „Shadowlands - Ein Geschenk des Augenblicks“ spielte Anthony Hopkins dann auch passenderweise einen Schiftsteller: Seine Darstellung des irischen Autors irischen Schriftstellers C. S. Lewis („Die Chroniken von Narnia“) brachte ihm einen BAFTA-Award ein.
Die Zeit nach dem Durchbruch
Innerhalb von zwei Jahren hatte Anthony Hopkins seinen Ruhm und seine Gagen als Schauspieler vervielfacht. Er sollte die Erfolgsbahn vorerst nicht verlassen: So landete er mit dem Liebesdrama „Legenden der Leidenschaft“ von Edward Zwick einen Hit an der Seite von Brad Pitt und erhielt für seine Darstellung des Präsidenten in Oliver Stones „Nixon“ 1996 eine weitere Oscar-Nominierung. Ein Jahr später verkörperte er im Sklavendrama „Amistad“ von Steven Spielberg erneut einen Präsidenten und wurde für seinen John Quincy Adams wieder für den wichtigsten Filmpreis vorgeschlagen, überzeugend geriet 1996 auch sein Porträt von Pablo Picasso in „Mein Mann Picasso“. Die Parts berühmter Personen, die er mit Autorität und Charisma ausfüllte, waren inzwischen so etwas wie Hopkins‘ Spezialität, aber seine starke Persönlichkeit zeigte sich auch in fiktiven Figuren wie dem ums Überleben kämpfenden Gehörnten im Thriller „Auf Messers Schneide“, dem alternden Zorro, der in „Die Maske des Zorro“ Antonio Banderas zur Seite steht und dem todgeweihten Millionär im Melodram „Rendezvous mit Joe Black“. 1996 nahm Hopkins zudem erstmals auf dem Regiestuhl Platz, seiner Tschechow-Adaption „August“ war allerdings kein Erfolg beschieden.
Anthony Hopkins in den Nullerjahren und danach
Nach Hauptrollen im Thriller-Drama „Instinkt“ und in der Shakespeare-Verfilmung „Titus“ machte sich Anthony Hopkins im neuen Jahrtausend etwas rarer, aber es gab dennoch eine Reihe denkwürdiger Rollen, darunter sehr warmherzige Parts in der Stephen King-Verfilmung „Hearts in Atlantis“ und als eigenwilliger Motorrad-Pionier in „Mit Herz und Hand“. Auch in den Dramen „Der menschliche Makel“ und „Der Beweis“ sowie im Thriller „Das perfekte Verbrechen“ zeigte Hopkins überzeugende Leistungen. 2010 stand er dann in „The Wolfman“ als Werwolf und in Woody Allens „Ich sehe den Mann Deiner Träume“ als 73-Jähriger, der eine junge Prostituierte heiratet, vor der Kamera. Es folgen der Horrorfilm „The Rite - Das Ritual“ und Kenneth Branaghs Großproduktion „Thor“. Einen Golden Globe für sein Lebenswerk erhielt Hopkins im Jahr 2006.
Im Februar 1993 wurde Anthony Hopkins im Buckingham Palace zum Sir geadelt.