Er ist „Der mit dem Wolf tanzt“, „Robin Hood - König der Diebe“ und Whitney Houstons „Bodyguard“ – Kevin Costner. Wenngleich seine ganz großen Erfolge mittlerweile schon ein paar Jahre zurück liegen, hat sich der US-Amerikaner nach einigen herben Rückschlägen wieder fest im Filmgeschäft etabliert: Costner ist nicht nur erfolgreicher Schauspieler, sondern auch Regisseur, Produzent und Musiker.
Schauspielerei? Nein, danke!
Kevin Michael Costner wurde am 18. Januar 1955 als Sohn einer irischen Sozialarbeiterin und eines deutschen Elektronikers in Lynwood, Kalifornien geboren. Nachdem er sich zur Schulzeit vor allem für Sport interessierte, nahm er als junger Erwachsener erstmalig Schauspielunterricht. Für Costner blieb dies aber lange lediglich ein Hobby – zunächst widmete er sich seinem Wirtschaftsstudium und schloss dieses erfolgreich ab. Es bedurfte eines zufälligen Treffens mit dem Briten Richard Burton, der ihn davon überzeugte, sich voll auf seine Schauspielkarriere zu konzentrieren, wenn er überhaupt eine Chance in dieser Branche haben wolle. Wenig später feierte Costner im Softsex-Streifen „Sizzle Beach, U.S.A.“ sein Debüt vor der Kamera – und war damit schon so bedient, dass er die Lust an der Schauspielerei gleich wieder verlor. Es dauerte fast zehn Jahre, bis Costner nach einigen kleineren Produktionen erneut in einer größeren Rolle zu sehen war. Im von Publikum und Filmkritik gleichermaßen gut aufgenommenen Western „The Outlaws“ von 1985, der mit Clint Eastwoods „Pale Rider“ eine kleine Western-Renaissance einleitete, überzeugte Costner als übermütiger Revolverheld Jake und als fähiger Reiter.
Der Durchbruch als Gegenspieler von Al Capone
Seinen Durchbruch in Hollywood feierte Kevin Costner Ende der 80er an der Seite zweier Schauspiellegenden: Brian De Palma besetzte den US-Amerikaner für seinen hochkarätigen Großstadtthriller „Die Unbestechlichen“, für den Costner gemeinsam mit Ex-007-Darsteller Sean Connery und Robert De Niro vor der Kamera stand. Während Connery für seine Performance den bisher einzigen Oscar seiner Karriere erhielt, verschaffte sich Costner als Al-Capone-Gegenspieler Eliot Ness immerhin große Aufmerksamkeit in der Traumfabrik. In den nächsten Jahren folgten weitere erfolgreiche Filme, mit denen Costner sich in Hollywood etablierte und die für ihn die Basis zur großen Karriere in den 90ern bildeten: Neben der Hauptrolle in Roger Donaldsons starkem Thriller „No Way Out - Es gibt kein Zurück“ übernahm Costner auch die in der dreifach Oscar-nominierten Tragikomödie „Feld der Träume“ und in Tony Scotts Thriller „Eine gefährliche Affäre“.
Sieben Oscars fürs Regiedebüt
Beflügelt von diesen Erfolgen wagte sich Kevin Costner als Hauptdarsteller, Produzent und Regisseur an seinen bis heute größten Triumph – das Western-Liebesdrama „Der mit dem Wolf tanzt“. Zum Zeitpunkt der Produktion zeigte kein Filmemacher Interesse an dem Projekt, so dass Costner trotz enormer finanzieller Risiken kurzerhand seine eigene Filmgesellschaft gründete und beschloss, das Projekt selbst zu realisieren. Dabei glänzte er nicht nur als Protagonist Leutnant Dunbar, sondern auch mit einer hervorragenden Inszenierung, die mit einem bahnbrechenden Erfolg bei Publikum und Kritikern belohnt wurde. „Der mit dem Wolf tanzt“ wurde der weltweit erfolgreichste Film des Jahres, erhielt sieben Oscars und machte Costner binnen kürzester Zeit zum gefragtesten Mann des internationalen Filmgeschäfts. Nun standen dem Amerikaner alle Türen offen. Seine nächste Hauptrolle übernahm er als „Robin Hood – König der Diebe“ in dem gleichnamigen Abenteuerfilm, bei dem er in der letzten Sequenz Sean Connery vor der Kamera wiederbegegnete. 1992 folgte einer der umstrittensten Filme seiner Karriere: Seine Rolle als Whitney-Houston-„Bodyguard“ Frank Farmer brachte Costner eine Nominierung für die Goldene Himbeere ein – und doch wurde das musiklastige Thrillerdrama ein großer Publikumshit. In Clint Eastwoods hochkarätigem „A perfect world“ lief Costner, der erstmalig einen Bösewicht mimte, dann wieder zur Hochform auf.
Die Millionengräber „Waterworld“ und „Postman“
Wie tief der Fall aus dem Hollywood-Olymp sein kann, musste Kevin Costner 1995 in denkbar schmerzhafter Art und Weise erfahren: Weil wie schon bei „Der mit dem Wolf tanzt“ kein Filmemacher an der Realisierung des Stoffes zum Endzeit-Epos „Waterworld“ Interesse zeigte, übernahm Costner das Projekt selbst – und landete damit einen kapitalen Fehlschlag. Das ursprünglich mit 100 Mio. US-Dollar kalkulierte Budget wurde schon kurz nach Beginn der Dreharbeiten gesprengt – unzählige Rückschläge bei den anspruchsvollen Dreharbeiten auf dem Wasser machten den Film schon damals zu einer der teuersten Hollywood-Produktionen überhaupt. Zwei Wochen vor Drehschluss verließ Regisseur Kevin Reynolds die Produktion, Costner nahm seinen Platz ein. Der Film wurde zum Synonym für monumentale Flops – an der Kinokasse ging „Waterworld“ buchstäblich unter. Für Costner bedeutete dies einen herben Rückschlag, von dem er sich bis heute nicht erholt hat. Weil auch sein zwei Jahre später produzierter Endzeitfilm „The Postman“ nur einen Bruchteil seiner hohen Produktionskosten wieder einspielte und im Jahr 2000 bei der Verleihung der Goldenen Himbeere sogar als „Schlechtester Film des Jahrzehnts“ nominiert wurde, stand Costner binnen zwei Jahren vor dem Scherbenhaufen seiner Karriere.
Comeback-Versuche und leichte Aufwärtstendenzen
Seit Ende der 90er beschränkte sich Kevin Costner auf kleinere Rollen und Filmproduktionen – Angebote für größere Kinofilme blieben aufgrund seiner Misserfolge aus. Er produzierte unter anderem das Drama „Message in a Bottle“ und übernahm dabei auch die Hauptrolle. Es folgten Sam Raimis Sportdrama „Aus Liebe zum Spiel“, Roger Donaldsons Politthriller „Thirteen Days“, Tom Shadyacs Mysterydrama „Im Zeichen der Libelle“ und der überzeugende Western „Open Range“, für den Costner nach sechsjähriger Abstinenz erstmalig wieder auf dem Regiestuhl Platz nahm. Doch was der Superstar vergangener Tage auch anfasste – an seine ganz großen Erfolge konnte er trotz teils guter Kritiken nicht mehr anknüpfen. 2007 überraschte Costner mit einer starken Performance als eiskalter Profikiller in „Mr. Brooks - Der Mörder in Dir“, ein Jahr später stand er mit dem wenig später verstorbenen Dennis Hopper für „Swing Vote - Die beste Wahl“ vor der Kamera. Im Sommer 2011 lief John Wells‘ Drama „Company Men“ mit Costner, Tommy Lee Jones und Ben Affleck in den deutschen Kinos an. Eigentlich sollte der gefallene Star in Quentin Tarantinos „Django Unchained“ auftreten, wurde aber kurz nach der ursprünglichen Besetzungsmeldung von Kurt Russell ersetzt. Zurzeit steht Costner für Zack Snyders Superman-Reboot „Man of Steel“ vor der Kamera.
Kevin Costner ist in zweiter Ehe mit der deutschen Modedesignerin Christine Baumgartner verheiratet und mittlerweile siebenfacher Vater. Neben der Schauspielerei widmet sich der US-Amerikaner seiner zweiten großen Leidenschaft: Gemeinsam mit seiner Frau gründete Costner 2008 die Country-Band „Kevin Costner & Modern West“, mit der er bereits zwei Alben veröffentlich hat.