Wer in den 90ern einen Moderatoren-Job bei MTV oder VIVA ergatterte, dem winkte nach den dortigen Lehrjahren nicht selten eine TV- oder Kino-Karriere. Man denke nur an Oliver Pocher oder Klaas Heufer-Umlauf, die mittlerweile als Comedian und Entertainer von sich reden machen, oder an Jessica Schwarz und Nora Tschirner, die schon vor Jahren zu gefragten deutschen Schauspielerinnen aufgestiegen sind. Und da gibt es noch eine ehemalige Teenie-Moderatorin, die sich nach ihrer VIVA-Zeit zur Kinodarstellerin gemausert hat: Heike Makatsch. Einst als freches Girlie-Idol mit der Sendung "Interaktiv " gestartet, ist die zweifache Mutter, Musikerin und Autorin heute immer wieder in kleineren Kinorollen und TV-Produktionen zu sehen.
Ich bin so froh, dass ich‘n Mädchen bin!
Heike Makatsch wurde am 13. August 1971 als Tochter des ehemaligen deutschen Eishockey-Nationalkeepers Rainer Makatsch und einer Grundschullehrerin in Düsseldorf geboren. Nach dem Abitur ging sie zunächst für einige Monate ins Ausland, um ihre Sprachkenntnisse aufzupolieren. Danach brach sie zunächst ihr Studium, und schließlich auch eine begonnene Ausbildung zur Schneiderin ab. Der Zufall wollte es, dass Dieter Grony, der damalige VIVA-Chef, sie 1993 entdeckte und als Moderatorin für die Sendung „Interaktiv“ und „Heikes Hausbesuche“ verpflichtete. Ihre freche, natürliche Art kam bei der jugendlichen Zielgruppe hervorragend an – kein Wunder also, dass Makatsch zu Zeiten der „Spice Girls“ und „Lucilectric“ zu einem der großen Vorbilder der deutschen Girlie-Bewegung wurde. Nach ihrer erfolgreichen VIVA-Zeit und dem Gewinn des Bravo Ottos wechselte sie im Sommer 1995 zu RTL II und moderierte dort zwei Jahre lang erfolgreich die Jugendsendung „Bravo TV“.
Kino-Auftakt nach Maß
Nicht zuletzt weil ihre wöchentliche „Heike Makatsch Show“, die 1997 neu ins Programm genommen wurde, wegen zu geringer Einschaltquoten schon nach acht Folgen wieder abgesetzt wurde, kam es Heike Makatsch gerade recht, dass sich ihre erste Rolle in einem Kinofilm gleich als Volltreffer erwies. Die Düsseldorferin spielte in Detlev Bucks Komödie „Männerpension“ die Sängerin Maren Krummsieg, die in einer der bekanntesten Filmsequenzen Tammy Wynettes Klassiker „Stand By Your Man“ neu interpretiert. Makatsch überzeugte an der Seite von „Knastbruder“ Til Schweiger und vielen weiteren deutschen Stars und wurde für ihr Filmdebüt prompt mit dem Bayerischen Filmpreis für die Beste Nachwuchsdarstellerin ausgezeichnet. Auch mit ihrer ersten Hauptrolle sorgte sie für Aufsehen: An der Seite des späteren „007“-Darstellers Daniel Craig, mit dem sie auch jahrelang liiert war, glänzte sie in der deutsch-französischen Co-Produktion „Obsession“ und wurde 1998 mit einer Nominierung für den Deutschen Filmpreis belohnt. Darüber hinaus erhielt sie den "Prix d'interpretation féminine" beim Filmfestival in Paimpol.
Weg vom Girlie-Image
In den nächsten Jahren gelang es Heike Makatsch, sich von ihrem frechen Girlie-Image zu emanzipieren und als ernst zunehmende Schauspielerin in der deutschen Filmlandschaft zu etablieren. Doris Dörrie verpflichtete Makatsch für ihre episodisch aufgebaute Tragikomödie „Bin ich schön?“, für die das Ex-VIVA-Sternchen gemeinsam mit Schauspiellegende Senta Berger, Franka Potente und Joachim Krol vor der Kamera stand. Nach einer weiteren Hauptrolle in Hans-Günther Bückings Romanverfilmung „Die Häupter meiner Lieben“ war Makatsch auch im Eröffnungsfilm der Berlinale 1999 zu sehen: Für Max Farberbocks sehenswertes Drama „Aimee & Jaguar“ drehte die damals 27-jährige unter anderem mit den prominenten Schauspielkolleginnen Johanna Wokalek und Juliane Köhler. In Xavier Kollers Literaturverfilmung „Schloß Gripsholm“ schlüpfte Makatsch, die sich längst als wandlungsfähige Darstellerin bewiesen hatte, dann in die Rolle einer Prinzessin. Bei ihrer erneuten Zusammenarbeit mit Dörrie, dem tragikomisch angehauchten Drama „Nackt“, behielt sie 2002 im Gegensatz zu ihren weiblichen Kolleginnen Alexandra Maria Lara und Nina Hoss ihre Kleidung an.
Margarete, Hilde und Hope
Nach der Jahrtausendwende war Heike Makatsch auch häufiger in internationalen Produktionen zu sehen. In Paul W.S. Andersons Videospielverfilmung „Resident Evil“ übernahm sie ebenso eine Nebenrolle wie in der romantischen Komödie „Tatsächlich... Liebe“, für die sie mit Herzensbrecher Hugh Grant und zahlreichen weiteren Hollywood-Größen wie Keira Knightley und Liam Neeson drehte. Für Aufsehen sorgte ihre Hauptrolle als Spielwaren-Unternehmerin „Margarete Steiff“ im gleichnamigen Biopic: Der bei der Bambi-Verleihung 2006 mit dem Publikumspreis geehrte Film bescherte Makatsch den Bambi als Beste Nationale Schauspielerin und den Bayerischen Fernsehpreis. Auch für einen Emmy wurde die Düsseldorferin nominiert, nachdem sie 2004 für ihre Rolle im TV-Erfolg "Das Wunder von Lengede" bereits den Adolf-Grimme-Preis erhalten hatte. Ihr zweites Biopic ließ nicht lange auf sich warten: In Kai Wessels „Hilde“, der für vier Deutsche Filmpreise nominiert wurde, verkörperte Makatsch die verstorbene Sängerin und Schauspielerin Hildegard Knef. Neben lobenden Worten musste sie für ihre Performance auch Kritik einstecken. Anders verhielt es sich bei Anno Sauls Drama „Die Tür“, für das Makatsch gemeinsam mit Mads Mikkelsen und Jessica Schwarz vor der Kamera stand. Für ein weiteres Biopic schlüpfte Makatsch in die Rolle der Ärztin Hope Bridges Adams Lehmann: "Dr. Hope – Eine Frau gibt nicht auf " lief erfolgreich als Zweiteiler im ZDF.
Heike Makatsch ist mit dem Gitarristen der Band Tomte, Max Schröder, liiert. Die beiden haben zwei Töchter. Neben ihrer Schauspielkarriere greift Makatsch auch gerne zum Mikrofon: Nach ihrem Erfolg mit „Stand By Your Man“, der Single-Auskopplung aus Detlev Bucks „Männerpension“, war sie vor allem mit dem Album „Hilde – Heike Makatsch singt Hildegard Knef“ erfolgreich.