Vor allem durch seine Rollen unter Regisseuren wie John Woo und Ringo Lam stieg Chow Yun-Fat ab 1986 zum neuen Superstar des Hongkong-Kinos auf. Seinen Durchbruch markierte die Rolle des Mark Gor in Woos „A Better Tomorrow (Ying hung boon sik)“, auf den viele weitere Heroic Bloodshed-Produktionen folgten. Ebenfalls unter der Regie von John Woo zog Chow Yun-Fat 1989 in „The Killer (Dip huet seung hung)“ die Aufmerksamkeit der westlichen Kinogänger auf sich und avancierte in der Folge zu einem der internationalen Aushängeschilder des Hongkonger Kinos. Mit „City On Fire (Long hu feng yun)“, „Prison on Fire (Gam yuk fung wan)“ oder „Hard Boiled“ war er an den wichtigsten Hongkong-Filmen beteiligt. Nach der Übersiedlung in die USA im Jahr 1997 konnte Chow Yun-Fat – abgesehen von der Hauptrolle in Ang Lees „Tiger & Dragon (Wo hu cang long)“ – jedoch nicht mehr in vollem Umfang an seine früheren Erfolge anknüpfen.
Erste Auftritte in TV und Kino
Chow Yun-Fat wurde am 18. Mai 1955 in einem Fischerdorf auf der zum Hongkonger Hoheitsgebiet zählenden Insel Lamma geboren; 1965 zog die Familie nach Hongkong. Mit 17 Jahren brach Yun-Fat die Schule ab und arbeitete unter anderem als Verkäufer, Hotelpage und Hilfsarbeiter, bis er 1973 nach einem erfolgreichen Casting beim großen Hongkonger Fernsehsender TBV etliche kleine Nebenrollen in TV- und Kinoproduktionen erhielt. Sein erstes größeres Engagement sicherte sich Chow Yun-Fat 1976 mit der Hauptrolle in den 128 Episoden der Fernsehserie „Hotel“, bevor er mit der als Gangster im Shanghai der Dreißiger in der erfolgreichen TV-Soap „The Bund“ (aka „Shanghai Beach“) ab 1983 einem größeren Publikum bekannt wurde. Einen seiner ersten Kinoauftritte hatte Yun-Fat bereits zwei Jahre zuvor in Ann Huis Drama „The Story of Woo Viet (Woo Yuet dik goo si)“ absolviert, in dem er einen Flüchtling aus Südvietnam spielte. Ebenfalls unter der Regie von Ann Hui war Chow Yun-Fat 1984 im Liebesdrama „Eine Liebe in Hongkong (Love in a Fallen City)“ zu sehen – wie so häufig in der Anfangsphase seiner Karriere variierte er hier die Rolle eines Casanovas. Erste Auszeichnungen als Bester Darsteller auf Filmfestivals in Tokio und Taipeh (Golden Horse Award) räumte der Darsteller für seinen Auftritt in „Dang doi lai ming“ ab.
„A Better Tomorrow“
Als Chow Yun-Fat 1986 mit John Woos Actionklassiker „A Better Tomorrow“ ein atemberaubender Durchbruch erlebte, hatte er – meist in kleinen Rollen – bereits in rund fünfzig Fernseh- und Kinoproduktionen mitgewirkt. Als Gangster mit Mantel, Sonnenbrille und Zahnstocher im Mundwinkel stieg Yun-Fat mit seiner Rolle des Mark Gor in „A Better Tomorrow“ über Nacht zum Superstar auf: Der Typus des edlen Gangsters sollte in den Folgejahren ein wichtiges Standbein seiner steil bergauf gehenden Karriere bleiben. Neben den Pflicht-Fortsetzungen „A Better Tomorrow II (Yinghung bunsik II)“ (1987) von John Woo und „A Better Tomorrow 3“ (1989) von Tsui Hark machte ihn vor allem seine regelmäßige Zusammenarbeit mit John Woo zu einer Ikone des Actionkinos: In Woos Action-Meilensteine „The Killer“ (1989) und „Hard Boiled“ (1992) passte der charismatische Yun-Fat wie die Faust aufs Auge; in Woos harmloser Komödie „Once a thief“ (1991) konnte der Mime neben den Co-Stars Cherie Chung und Leslie Cheung sein Image als Charmeur pflegen.
Weitere Filme in Hongkong
In den drei Jahren nach dem Erfolg mit „A Better Tomorrow“ drehte Chow Yun-Fat rund drei Dutzend Filme, von denen die meisten kommerzielle Erfolge in ganz Asien brachten. Drei Blockbuster in Folge gelangen Yun-Fat mit dem Actionkrimi „Rich and Famous (Gong woo ching)“ (1986), in dem er an der Seite von Andy Lau, Danny Lee, Fui-On Shing und anderen bekannten Gesichtern auftrat, der romantischen Komödie „The Romancing Star (Cheng chong chui lui chai)“ (1987) mit Maggie Cheung sowie Ringo Lams Großstadtthriller „City On Fire“ (1987), der Quentin Tarantino zu seinen „Reservoir Dogs (Reservoir Dogs)“ inspirierte. Ebenfalls für Regisseur Ringo Lam stand Chow Yun-Fat im actionreichen Gefängnisdrama „Prison On Fire“ (1987) und dessen Fortsetzung „Prison on fire II (Jian yu feng yun II: Tao fan)“ aus dem Jahr 1991 sowie dem Krimi „Ban wo chuang tian ya“ (1989) und dem Actionreißer „Cover Hard (Xia dao Gao Fei)“ (1992) vor der Kamera. Die Actionkomödie „Born Hero 2 (Lo foo chut gang)“, Johnnie Tos Rennfahrerdrama „All About Ah-Long (Aa long di gu si)“ und die überdrehte Actionkomödie „God Of Gamblers“ mit Andy Lau sowie deren Fortsetzung „God of gamblers 2“ – beide von Regisseur Jing Wong – zählen zu weiteren erwähnenswerten Auftritten von Chow Yun-Fat. Nachdem er 1994 im Fantasy-Actionfilm „Treasure Hunt“ einen US-Geheimagenten gespielt hatte, absolvierte der Superstar in dem von John Woo produzierten Actionfilm „Never Die (Woh ping faan dim)“ (1995) seinen vorerst letzten Auftritt in einer Hongkonger Filmproduktion.
Der Sprung nach Hollywood
Wie etliche andere Filmgrößen aus Hongkong flüchtete auch Chow Yun-Fat vor der Rückgabe des Landes an China im Jahr 1997 in die USA. Hier debütierte er in seiner Paraderolle als charismatischer Actionheld in dem von John Woo koproduzierten Actionthriller „The Replacement Killers (The Replacement Killers)“ von Regisseur Antoine Fuqua. Neben Mira Sorvino und Til Schweiger, der mit diesem Film ebenfalls sein US-Debüt abgab, gelang dem asiatischen Superstar ein respektabler Hollywood-Erstling. Mit „The Corruptor“ folgte 1998 ein düsterer Cop-Thriller, in dem Yun-Fat neben Mark Wahlberg eine seiner wenigen zwielichtigen Rollen verkörperte. An der Seite von Jodie Foster zeigte der Hongkonger Mime im historischen Romantikdrama „Anna und der König (Anna and the King)“, dass er auch ohne den Gebrauch von Schusswaffen überzeugen kann, bevor er mit einer Hauptrolle im viel beachteten „Tiger & Dragon“ (2000) von Ang Lee einem größeren westlichen Publikum bekannt wurde.
Schwerer Ruhm
Neben dem wenig erwähnenswerten Auftritt in „Bulletproof Monk“ (2000) mit Seann William Scott wurde Yun-Fat in der Folge für einige Großproduktionen gecastet: 2006 stand er neben Gong Li in Zhang Yimous „Der Fluch der goldenen Blume (Man cheng jin dai huang jin jia)“ vor der Kamera, bevor er in „Pirates Of The Caribbean - Am Ende der Welt (Pirates of the Caribbean: At World's End)“ (2007) einen Piratenkapitän gab und in „Die Kinder der Seidenstraße (The Children of Huang Shi)“ (2008) neben Michelle Yeoh auftrat. Auf das CGI-Gewitter „Dragonball Evolution (Dragonball Evolution)“ (2009), eine Realverfilmung der Anime-Serie, folgten im Jahr 2010 mit dem Biopic „Konfuzius (Kong Zi)“, in dem Yun-Fat den berühmten Philosophen verkörperte, und „Shanghai“ mit John Cusack, Gong Li, Ken Watanabe und Franka Potente zwei weitere Großproduktionen – an den immensen Ruhm seiner besten Tage in Hongkong konnte Chow Yun-Fat bislang jedoch nicht anknüpfen. Mit „Let the Bullets Fly (Rang zidan fei)“ und „The Monkey King (Da nao tian gong)“ stehen nunmehr zwei asiatische Produktionen an, die seiner Karriere womöglich eine neue Richtung geben.
Chow Yun-Fat hat zweimal geheiratet: 1983 ehelichte er Candice Yu, eine Schauspielerin von Asia Television Limited; die Ehe hielt neun Monate. 1986 heiratete er die Singapurerin Jasmine Tan. Das Paar hat keine Kinder. Chow Yun-Fats Patentochter ist Celine Ng, ein ehemaliges Kindermodell für Chickeeduck und andere Marken.