Kaum ein Hollywood-Schauspieler kann derzeit auf eine derart breitgefächerte Rollenauswahl zurückblicken wie Samuel L. Jackson – der gebürtige US-Amerikaner hat im Laufe seiner langen Karriere schon so gut wie alles gespielt. Am häufigsten sieht man ihn als Cop („Shaft - Noch Fragen?“, „Lakeview Terrace“, „Die etwas anderen Cops“), Kultstatus erlangte er aber vor allem durch seine Rolle als charismatischer Profikiller mit Abneigung gegen europäische Burger-Konventionen in „Pulp Fiction“. Gerne übernimmt Jackson auch die Rolle des emotionalen Hitzkopfs („Die Jury“, „Verhandlungssache“), wenngleich er in der zweiten „Star Wars“-Trilogie auch als besonnener Jedi-Ritter eine gute Figur machte. Eines ist sicher: Man kann sich nie sicher sein, in welcher Rolle man Jackson im Kino als nächstes begegnet.
Ein stotternder Auftakt
Samuel Leroy Jackson wurde am 21. Dezember 1948 in Washington D.C. geboren und wuchs vorwiegend in Tennessee bei seiner Mutter und Großmutter auf. Dass der junge Jackson, der sich in seiner Kindheit vor allem für Musik im Allgemeinen und die Trompete im Besonderen begeistern konnte, schon früh mit der Theaterbühne in Kontakt kam, verdankt er einem Handicap: Als Therapie gegen sein Stottern, an dem er im Kindesalter litt, verordnete ihm sein Arzt Schauspielerei. In der Theatergruppe seiner Schule kam Jackson bald auf den Geschmack und schloss sich nach seinem erfolgreichen College-Abschluss zunächst dem „Just Us Theater“ an, das hauptsächlich afro-amerikanische Schauspieler beschäftigte. Wenig später zog es das Nachwuchstalent nach New York. Erst im Alter von 28 Jahren gelang Jackson den Sprung ins Filmgeschäft: In den frühen 80er Jahren war unter anderem in Milos Formans Historiendrama „Ragtime“, dem Fernsehfilm „Onkel Toms Hütte“ und in John Landis‘ erfolgreicher Komödie „Der Prinz aus Zamunda“ an der Seite von einem blendend aufgelegten Eddie Murphy zu sehen.
Spike Lee und die ersten Erfolge im Filmgeschäft
Den entscheidenden Anstoß für Samuel L. Jacksons Karriere gab 1981 ein Treffen mit Regisseur Spike Lee, mit dem Jackson in den Folgejahren mehrfach erfolgreich zusammenarbeiten sollte. Der Filmemacher, der sich in seinen Werken immer wieder kritisch mit dem Schicksal der Afro-Amerikaner auseinandersetzte, war am Theater auf den talentierten Darsteller aufmerksam geworden und engagierte ihn prompt für seine beklemmende Gewaltstudie „Do the Right Thing“. Zwar war die Rolle als Señor Love Daddy nicht besonders umfangreich, doch fortan hatte Lee Jackson auf der Rechnung. So verpflichtete der Regisseur ihn später für den eher unbekannten „Mo better Blues“, vor allem aber für seinen großen Erfolg „Jungle Fever“. Jackson gewann für die Rolle als drogensüchtiger Gator Purify bei den Filmfestspielen in Cannes 1991 seine erste große Auszeichnung. Für Jackson war dieses Engagement damals auch von persönlicher Bedeutung: Er selbst hatte zur damaligen Zeit mit großen Alkohol- und Drogenproblemen zu kämpfen und entschloss sich schließlich für eine Entziehungskur. Der Rolle als Purify schrieb er später "kathartische Wirkung" zu.
Royal mit Käse!?
In den frühen 90er Jahren erlebte Samuel L. Jackson dann seine erste Blütezeit auf der Leinwand. Nach kleineren Rollen in Martin Scorseses epischem Gangsterdrama „GoodFellas - Drei Jahrzehnte in der Mafia“, Steven Spielbergs Dino-Abenteuer „Jurassic Park“, Phillip Noyces Literaturverfilmung „Die Stunde der Patrioten“ und der „Lethal Weapon - Zwei stahlharte Profis“-Parodie „Loaded Weapon 1“, übernahm er 1993 die Rolle als Big Don in Tony Scotts Meisterwerk „True Romance“, zu dem kein Geringerer als Quentin Tarantino das Drehbuch beisteuerte. Ein Jahr darauf ergatterte Jackson dann auch seine bis heute populärste Rolle als Profikiller Jules Winnfield in Tarantinos bahnbrechendem Kultstreifen „Pulp Fiction“, dessen Filmposter jede zweite Studenten-WG ziert und dem Schauspieler prompt seine erste Oscar-Nominierung bescherte. Fortan war Jackson, der im Film an der Seite von John Travolta brilliert und unter anderem über die europäische Neubenennung amerikanischer Burger-Klassiker philosophiert, ein gefragter Superstar. John Travolta sollte nur die erste von zahlreichen Hollywood-Größen sein, mit denen Jackson in den Folgejahren zusammenarbeitete.
Stars unter sich
1995 spielte Samuel L. Jackson im dritten Teil der „Stirb langsam“-Reihe, John McTiernans Erfolgsfilm „Stirb langsam - Jetzt erst recht“, den unfreiwilligen Ermittlungspartner von Ex-Cop John McClane (Bruce Willis), der von Bösewicht Simon auf eine atemberaubende Schnitzeljagd durch den Großstadtdschungel New Yorks geschickt wird. Ein Jahr später überzeugte Jackson in der emotionalen Rolle des verzweifelten Familienvaters Carl Lee Hailey, der in Joel Schumachers populärer John-Grisham-Verfilmung „Die Jury“ Selbstjustiz übt und den Vergewaltiger seiner zehnjährigen Tochter hinrichtet. 1997 stand Jackson dann zum zweiten Mal unter Regie von Quentin Tarantino vor der Kamera: In dem Heist-Movie „Jackie Brown“ mimte er den Waffenschieber und Geldwäscher Ordell Robbie und wurde für seine Performance auf der Berlinale mit einem Silbernen Bären als bester Darsteller ausgezeichnet sowie für einen Golden Globe nominiert. In dem spannenden Thriller „Verhandlungssache“ lieferte sich Jackson als Lt. Danny Roman ein packendes Psychoduell mit Unterhändler Chris Sabian, der einen Kevin Spacey in Bestform zeigte.
Ein Traum wird wahr
Ende der 90er Jahre rekrutierte George Lucas neben zahlreichen weiteren bekannten Gesichtern auch Samuel L. Jackson für seine „Star Wars“-Prequel-Trilogie und schlug ihn zum Jedi-Ritter Mace Windu. So kontrovers die Prequels auch aufgenommen wurden – für Jackson ging mit dem Rollenangebot für „Star Wars: Episode I - Die dunkle Bedrohung“ ein langgehegter Traum in Erfüllung. Auch in „Star Wars: Episode II - Angriff der Klonkrieger“ war er wieder mit von der Partie, ehe er in „Star Wars: Episode III - Die Rache der Sith“ 2005 den Rollentod starb. Zwischen den "Star Wars"-Filmen war Jackson unter anderem als Comicfreak Elijah Price in M. Night Shyamalans Mysterythriller „Unbreakable - Unzerbrechlich“ zu sehen, der nach „Pulp Fiction“ und „Stirb langsam – Jetzt erst recht“ seine dritte Zusammenarbeit mit Bruce Willis markierte. Zu Jacksons weiteren Projekten nach der Jahrtausendwende zählen unter anderem Ronny Yus britisch-kanadische Komödie „The 51st State“, Rob Cohens adrenalinschwangerer „xXx - Triple X“ und Clark Johnsons Actionthriller „SWAT - Die Spezialeinheit“, in dem er einmal mehr den Cop gab.
Rollenauswahl mit wenig Sorgfalt
Samuel L. Jackson muss sich bis heute immer wieder vorwerfen lassen, bei seiner Rollenauswahl keine allzu große Sorgfalt an den Tag zu legen – was sich vor allem in den letzten zehn Jahren bestätigte. So war der Amerikaner beispielsweise in „Snakes on a Plane“ wieder in Uniform zu sehen, musste sich an Bord eines Flugzeugs aber ausnahmsweise mit schlecht animierten Schlangen anstatt mit den üblichen bösen Buben herumschlagen. Auch der Action-Film „Jumper“, für den er mit Hayden Christensen vor der Kamera stand, entpuppte sich 2008 als wenig bodenständig, während die ambitionierte Comicverfilmung „The Spirit“ im selben Jahr bei den meisten Fans und Kritikern komplett durchfiel. Deutlich positiver wurden die Comicadaptionen „Iron Man“ und „Iron Man 2“ aufgenommen, in denen Jackson als Nick Fury zu sehen war, den er 2011 in „Thor“ und „Captain America - The First Avenger" erneut spielte. Auch in „Lakeview Terrace“ und „Unthinkable“ wusste Jackson zu überzeugen – einmal mehr in seiner Paraderolle als Polizist. Einen ganz anderen Typen von Gesetzeshüter mimte er 2010 in der spaßigen Komödie „Die etwas anderen Cops“, durfte in seinem kultverdächtigen Kurzauftritt aber schon nach wenigen Filmminuten gemeinsam mit Dwayne Johnson aufs Pflaster klatschen. Eine kleinere Rolle kommt Jackson 2012 außerdem in Quentin Tarantinos „Southener" „Django Unchained" zu: Im Rahmen der mittlerweile fünften Zusammenarbeit mit dem Kulturregisseur wird der Schauspieler als Haussklave und rechte Hand des Plantagenbesitzers Calvin Candie (Leonardo DiCaprio) auftreten. In „Marvel's The Avengers“ wird Jackson 2012 außerdem sein Nick-Fury-Erbe fortführen.
Samuel L. Jackson ist seit 1980 mit seiner Schauspielkollegin LaTanya Richardson verheiratet und Vater einer gemeinsamen Tochter. Neben der Schauspielerei betätigt sich der US-Amerikaner auch als Synchronsprecher und lieh dabei unter anderem Officer Tenpenny in dem kultigen Videospiel „GTA: San Andreas“ und Superheld Frozone in Pixars Animationsfilm „Die Unglaublichen“ seine Stimme.