Der neuste Disney-Kinofilm eröffnet andächtig: Eine schwere, voluminöse und dennoch herzerwärmende Stimme bebt in der Dunkelheit, bevor ein Gedenktext auf der Leinwand erscheint. Erst danach beginnt die Handlung von „Mufasa: Der König der Löwen“, dem fotorealistischen Animationsfilm des „Moonlight“-Regisseurs Barry Jenkins.
Filmbegeisterte, die sich mit den Personen im Hintergrund auskennen, benötigen keinerlei weitere Erläuterung. Aber wir wollen selbstredend keine Jungfans ausschließen, die sich erst in die Biografien und das Geschehen hinter den Kulissen hereinfuchsen wollen. Daher verraten wir, was es mit der Widmung in „Mufasa: Der König der Löwen“ auf sich hat.
Der liebevolle Löwenvater...
Der Auftakt von „Mufasa: Der König der Löwen“ wird mit Zitaten der Titelfigur bestückt, also Simbas weisem Vater Mufasa. Dessen beherzte Art sorgte im Original-Zeichentrickfilm „Der König der Löwen“ von 1994 sowie im computeranimierten Remake von 2019 bei unzähligen Kinobesucher*innen für Gänsehaut und Tränen der Rührung sowie Trauer.
Im englischsprachigen Original wurde Mufasa beide Male von Schauspiellegende James Earl Jones gesprochen. Der vielfach prämierte Darsteller ist vor wenigen Monaten im Alter von 93 Jahren verstorben – am 9. September 2024. Dies nahmen die Filmschaffenden hinter „Mufasa: Der König der Löwen“ zum Anlass, ihren Film mit einer Gedenktafel für Jones zu eröffnen. Eine wirksame Entscheidung:
Die lautesten, wärmsten Reaktionen, die der Verfasser dieses Artikels in der Kölner Pressevorführung von „Mufasa: Der König der Löwen“ zu hören bekam, folgten direkt auf diesen Tribut an Jones.
...und einer der berühmtesten Schurken der Popkulturgeschichte
Das lässt sich sicherlich teils darauf zurückführen, dass Jones auch abseits des zeitlosen Disney-Phänomens „Der König der Löwen“ gewaltige popkulturelle Spuren hinterließ: Unter anderem begeisterte er als Magier im Fantasy-Abenteuer „Conan der Barbar“, als väterlicher König in der Kultkomödie „Der Prinz aus Zamunda“, sowie als unter rassistischen Anfeindungen leidender Boxer im berührenden Sportdrama „Die große weiße Hoffnung“.
Darüber hinaus war James Earl Jones die englische Stimme eines der ikonischsten Bösewichte der gesamten Popkulturgeschichte: Er sprach den oft kopierten „Star Wars“-Fiesling Darth Vader.
Geschichte wiederholt sich
Die James-Earl-Jones-Gedenktafel zu Beginn von „Mufasa: Der König der Löwen“ sorgt zudem für ein tragisches filmhistorisches Echo. Denn auch das von Roger Allers und Rob Minkoff inszenierte Zeichentrickoriginal startete mit einem Tribut an eine kurz zuvor verstorbene Persönlichkeit: Hollywoodmanager Frank Wells, der von 1969 bis 1982 in entscheidenden Positionen bei Warner Bros. tätig war und von 1984 bis 1994 als Präsident der Walt Disney Company agierte.
In dieser Zeit manövrierte der passionierte Bergsteiger und enge Freund der Hollywoodlegende Clint Eastwood den Konzern aus einer Krisenlage in zuvor ungeahnten Erfolg. Am 3. April 1994 starb Wells bei einem Hubschrauberabsturz, weshalb die Kino-Uraufführung sowie auf der VHS-Auflage von „Der König der Löwen“ mit einer entsprechenden Widmung versehen ist, noch bevor das Studiologo erscheint.
Mittlerweile wurde die Gedenktafel jedoch verschoben: Seit der 2003 erschienenen DVD von „Der König der Löwen“ präsentieren alle Neuveröffentlichungen, inklusive der Disney+-Streamingversion, den Wells-Tribut erst am Ende des Abspanns.
Ob die Erinnerung an James Earl Jones auch nach dem Kinoeinsatz von „Mufasa: Der König der Löwen“ direkt am Anfang zu sehen sein wird, können wir jetzt selbstredend nicht wissen. Aber wir können euch an dieser Stelle wenigstens einen Streaming-Tipp mit dem unvergesslichen Schauspieltalent geben:
Heute Abend streamen: Eines der besten Fantasy-Abenteuer aller Zeiten - mit Arnold Schwarzenegger in absoluter Topform