Die größte Zeitspanne beim Wechsel von einem Bond-Darsteller zum nächsten betrug ganze sechs Jahre, als Pierce Brosnan 1995 in „GoldenEye“ dann schließlich Timothy Dalton als Spion mit der Lizenz zum Töten beerbte. Doch die Wartezeit auf das 26. offizielle James-Bond-Abenteuer könnte das nun in den Schatten stellen. Zwar sind aktuell „erst“ drei Jahre vergangen, seit Daniel Craig in „Keine Zeit zu sterben“ seine Agenten-Karriere an den Nagel gehängt hat. Doch lassen die neusten Meldungen zum legendären Franchise befürchten, dass wir uns noch ein Weilchen gedulden müssen, bis ein neuer Bond-Film das Licht der Kino-Leinwand erblickt.
Seitdem Online-Riese Amazon das Bond-Studio MGM für sage und schreibe 8,5 Milliarden Dollar aufgekauft und damit auch die Verleihrechte an der Kult-Marke erworben hat, ist hinter den Kulissen offenbar ein hitziger Streit entbrannt, der sich mehr und mehr zugespitzt hat und zu dem nun einige Details ans Licht gekommen sind. Wie das Wall Street Journal in Erfahrung gebracht hat, ist Produzentin Barbara Broccoli, deren Familie seit jeher die Filmrechte an James Bond besitzt und die Figur daher wie ihren Augapfel hütet, alles andere als begeistert von ihrem neuen Bond-Partner und dessen Vorstellungen zur Zukunft des Franchises.
Klassischer Kino-Bond vs. Franchise im Marvel-Stil
Demnach gebe es große Meinungsverschiedenheiten darüber, in welche Richtung man mit der Marke James Bond gehen will. Während sich Broccoli ganz auf die Film-Reihe konzentrieren und es dort klassisch ohne große Experimente halten will, schwebt Amazon angeblich ein massiver Ausbau des Franchises nach Marvel-Vorbild mit mehreren Spin-offs, Serien und auch Shows vor (mit dem Reality-Competition-Format „007: Road To A Million“ ist zumindest eine solche Show 2023 auch bereits erschienen).
Und auch zur Figur selbst gebe es wohl einige Ideen, von denen Barbara Broccoli wenig begeistert sei. Tatsächlich hätten sie die Bond-Chefin sogar so wütend gemacht, dass sie sich nun weigert, überhaupt einen neuen Film weiter voranzutreiben, solange Amazon dabei mit an Bord ist. Und wegen ihrer weitreichenden Vetorechte kann die Produktion ohne ihre Zustimmung in der Tat nicht in die Wege geleitet werden.
"Bond 26" dürfte noch eine Weile auf sich warten lassen
„Diese Leute sind verfluchte Idioten“ (O-Ton: „fucking idiots“), soll die 64-Jährige gar zu Freunden über die Amazon-Verantwortlichen gesagt haben. Auch dass Amazon-Studios-Chefin Jennifer Salke James Bond in einem Meeting als „content“ bezeichnet hat, hätte Broccoli dem Wall Street Journal zufolge mächtig erzürnt. Der Begriff „content“ bedeutet übersetzt zwar nur „Inhalt“, wird von vielen Kreativen aber als abwertendes Sinnbild für ein liebloses Produkt ohne Seele und kreativen Anspruch gesehen.
Es sieht also ganz so aus, als müssten Amazon und Barbara Broccoli ihre gewaltigen Differenzen erst einmal überwinden und sich über die Zukunft von James Bond einig werden, bevor man überhaupt einen neuen Film angehen, geschweige denn einen Nachfolger von Daniel Craig bestimmen kann. Und da die Fronten ziemlich verhärtet scheinen, könnte es noch eine ganze Weile dauern, bis es hier endlich vorangeht. Trotz aller Probleme dürften wir 007 in „Keine Zeit zu sterben“ aber nicht zum letzten Mal auf der großen Leinwand gesehen haben.
Was die erwähnte Jennifer Salke zuletzt zur James-Bond-Zukunft zu sagen hatte, könnt ihr im folgenden Artikel nachlesen:
"Viele interessante Ideen und verschiedene Richtungen" für nächsten "James Bond"-Film: Fans müssen sich laut Amazon gedulden