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    Neu im Heimkino: Ein völlig außergewöhnlicher Anti-Kriegsfilmklassiker mit Donald Sutherland – erstmals auf Blu-ray
    Sidney Schering
    Sidney Schering
    -Freier Autor und Kritiker
    Er findet Streaming zwar praktisch, eine echte Sammlung kann es für ihn aber nicht ersetzen: Was im eigenen Regal steht, ist sicher vor Internet-Blackouts, auslaufenden Lizenzverträgen und nachträglichen Schnitten.

    „Die Körperfresser kommen“- und „Die Tribute von Panem“-Star Donald Sutherland als Jesus Christus in einem Film über den Ersten Weltkrieg: „Johnny zieht den Krieg“ ist ein exzentrischer Anti-Kriegsfilm mit namhaften Fans – jetzt neu auf Blu-ray!

    Im Juni verlor die Filmwelt ein großes Talent: Donald Sutherland verstarb im Alter von 88 Jahren. Während ihn jüngere Generationen als faschistoiden Präsidenten aus den „Tribute von Panem“-Filmen kennenlernten, bescherte er uns zuvor bereits unvergessliche Darbietungen in so unterschiedlichen Filmen wie „Das dreckige Dutzend“, „M*A*S*H“, „Wenn die Gondeln Trauer tragen“, „Die Körperfresser kommen“ und „Unterwegs nach Cold Mountain“.

    Nun bekommen Filmfans endlich die Gelegenheit, eine gravierende Sutherland-Lücke in ihrer Sammlung zu schließen: „Johnny zieht in den Krieg“ ist einer der ungewöhnlichsten Filme in Sutherlands Vita und zugleich ein ebenso ausgefallener wie unter die Haut gehender Klassiker im Anti-Kriegskino. Und diese Woche feierte „Johnny zieht in den Krieg“ endlich seine Blu-ray-Premiere im deutschen Heimkino!

    Neben dem gleichermaßen kreativen wie erschütternden Klassiker enthält die Blu-ray des Liebhaber*innen-Labels Filmjuwelen unter anderem einen einordnenden Audiokommentar von Filmhistoriker Dr. Rolf Giesen und eine einstündige Bonus-Dokumentation: „Dalton Trumbo: Rebell in Hollywood“ über den Regisseur und Drehbuchautor hinter „Johnny zieht in den Krieg“.

    "Johnny zieht in den Krieg": Ambitioniert und grausig

    Joe Bonham (Tomothy Bottoms) ist ein US-amerikanischer Farmersjunge, 17 Jahre alt und wurde von seinen Eltern nach den Geboten der „Christian Science“ erzogen – einer religiösen Lehre, laut der die materielle Welt bloß eine Illusion darstellt. Dennoch ist er nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs Feuer und Flamme und meldet sich trotz sämtlicher Warnungen seiner Freundin Kareen (Kathy Fields) freiwillig zum Frontdienst. Auf dem Schlachtfeld wird er schwer getroffen und entstellt. Daraufhin führt er in Gedanken Gespräche mit seiner Familie, seiner Liebsten und Jesus (Donald Sutherland)...

    Trumbo veröffentlichte seine militärkritische Geschichte bereits 1938 in Romanform. Doch schon wenige Jahre später nahm er sein Buch zeitweise vom Markt, da amerikanische Rechte es gezielt missdeuteten und versuchten, es als Argument gegen einen Eintritt der USA in den Zweiten Weltkrieg zu verwenden. Erst nach dem Sieg der Alliierten stimmte Trumbo wieder einer Veröffentlichung zu.

    1964 nahm er sich dann vor, seinen Roman auf die große Leinwand zu bringen – bei einer frühen Drehbuchfassung wirkte sogar der provokante Surrealist Luis Buñuel mit. Allerdings brach die Finanzierung wiederholt zusammen, weshalb Dalton Trumbo seinen Roman letztlich erst in den 1970ern als Indie-Produktion außerhalb des Hollywood-Studiosystems verfilmen konnte – und zwar als seine erste und einzige Regiearbeit.

    Seine Ambitionen zügelte Trumbo dabei jedoch nicht. So arbeitet er in „Johnny zieht in den Krieg“ intensiv mit ästhetischen Wandeln und wechselt zwischen kargen, deprimierenden Schwarz-Weiß-Bildern, bunten Sequenzen mit starker Sättigung und ausgeblichenen Farbszenen.

    Ein Film mit namhaften Fans

    Während große Teile des Films betont nüchtern und spröde erzählt sind, gibt es allein schon aufgrund der Fantasiesequenzen rund um Sutherlands Jesus auch zielgenaue Momente voller bitterer Ironie. Der Schluss denkt die harsche Erzählung konsequent und erschütternd weiter, weshalb – der Filmlegende nach – die Aufführung von „Johnny zieht in den Krieg“ bei den Filmfestspielen von Cannes 1971 erst einmal mit minutenlangem, betretenem Schweigen endete.

    Der beklemmende, kompromisslose Schluss hat sicherlich auch dazu beigetragen, dass Trumbos Eigenadaption in Cannes den Großen Preis der Jury sowie den FIPRESCI-Preis der internationalen Filmkritik gewann. Zudem zückte Kritiker-Größe Roger Ebert die Bestnote – leider war „Johnny zieht in den Krieg“ an den Kinokassen kein großer Wurf.

    Ende der 1980er verhalf allerdings Metallica dem Film zu neuem Ruhm und schlussendlich zu Kultstatus: Da die Band von ihm begeistert war, nutzte sie Sequenzen aus ihm für das Musikvideo zu „One“. Ein weiterer prominenter Fan des Films war die japanische Regielegende Akira Kurosawa:

    Der „Ran“-Macher zählte „Johnny zieht in den Krieg“ zu seinen 100 Lieblingsfilmen. In derselben Liste befindet sich auch ein bildgewaltiger Film noir, der dieses Jahr endlich sein 4K-Debüt feiert:

    Einer der besten Filme aller Zeiten kehrt ins Heimkino zurück – und erscheint erstmals in 4K!

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