Wir kennen Martin Scorsese hauptsächlich als meisterhaften Regisseur solcher Filme wie „The Wolf Of Wall Street“, „Wie ein wilder Stier“ und „Casino“. Allerdings ist er ebenso glühender Film-Aficionado, der sich tatkräftig für die Förderung junger Talente und internationaler Stimmen sowie für den Erhalt der Filmhistorie einsetzt.
In dieser Funktion zeigt sich Scorsese regelmäßig als begeisterter Kino-Historiker, der sich keine Gelegenheit nehmen lässt, um in höchsten Tönen intelligente Lobeshymnen auf Filme zu singen, die ihn bezaubern. Diesen Scorsese kann man nun in einem neuen Doku-Highlight erleben, das sich Filmfans nicht entgehen lassen sollten – denn es dreht sich um eines der begnadetsten Regie-Duos der Kinogeschichte. „Made In England: Die Filme von Powell und Pressburger“ gibt es seit dieser Woche endlich offiziell fürs Heimkino:
Das in internationalen Kritiken vielfach gelobte Kleinod wurde von David Hinton inszeniert, der auch die filmhistorische Doku „Der Film, der zur Legende wurde: Vom Winde verweht“ verantwortete. Scorsese wiederum agiert als Quasi-Gastgeber und ausführender Produzent, der mit ansteckender Begeisterung aufzeigt, weshalb die Werke von Michael Powell & Emeric Pressburger solche Klassiker sind.
"Made In England": Ein bunter Genrestrauß
Nach diesem Film will man so, so viele Filme (wieder) schauen: In dieser hingebungsvollen Verquickung aus sachlicher Informationsvermittlung und passionierter, subjektiver Reflexion präsentiert Scorsese die Lebensgeschichten, das filmische Schaffen und das kulturelle Erbe von Powell und Pressburger.
Das Regie- und Autoren-Duo schuf wegweisende Klassiker wie den poetischen Tanzfilm „Die roten Schuhe“, das bildgewaltige Psychodrama „Die schwarze Narzisse“ und die zum romantisch angehauchten Farbrausch ausartende Militär-Satire „Leben und Sterben des Colonel Blimp“. Und auf keinen Fall darf man „Irrtum im Jenseits“ auslassen, eine vor Einfallsreichtum nahezu zerberstende, durch einen bewegenden emotionalen Kern zusammengehaltene Tragikomödie, die wir euch anlässlich ihres HD-Debüts bereits ausführlicher vorgestellt hatten:
Neu im Heimkino: Dieser Fantasy-Meilenstein wurde gerade zu einem der besten Filme aller Zeiten gewähltScorsese erklärt unter anderem anhand von Clips und bislang selten gezeigtem Archivmaterial, weshalb er sich in die lange Riege jener einreiht, die Powell und Pressburger als kühne, ihre Vision konsequent durchziehende Genies feiert. Dabei geht er ebenso auf den Einfallsreichtum der Künstler ein, wie er die lang nachhallende Wirkung ihrer Filme belegt, indem er ihren Einfluss auf ihn selbst und andere Regietalente unterstreicht.
Als ausführende Produzentin und künstlerische Beraterin wirkte auch die dreifache Oscar-Gewinnerin Thelma Schoonmaker mit: Die Editorin fast aller Scorsese-Filme war bis zu seinem Tod 1990 mit Powell verheiratet und brachte daher Expertise und eine emotionale Note mit ins Projekt. Trotzdem richtet sich „Made In England“ nicht ausschließlich an Kenner*innen des wegweisenden Duos, die ihr Wissen vertiefen und einen prominenten Fan schwärmen hören wollen.
„Made In England“ eignet sich dank Scorseses Passion, wundervollen Archivfundstücken und Hintons inszenatorischer Präzision auch hervorragend als Einstieg in den Kosmos Powell und Pressburger. Danach braucht man jedoch viel Zeit, um den durch die Doku entstandenen Filmdurst zu stillen. Wo sonst bekommt man eine bestechende Analyse geboten, laut der der malerische Tanzfilm „Die roten Schuhe“ und Scorseses raues Thriller-Drama „Taxi Driver“ praktisch aus demselben Holz geschnitzt sind?
Und falls ihr nun Blut geleckt habt: Auch ein bahnbrechendes Solo-Projekt Powells haben wir euch bereits ausführlicher vorgestellt – das es mittlerweile sogar in 4K gibt! Mehr über den Suspense-Klassiker erfahrt ihr im folgenden Artikel:
Einer der 20 besten Horrorfilme aller Zeiten: Highlight für Fans von "Halloween", "Black Christmas" & Co. kehrt ins Heimkino zurück*Bei den Links zum Angebot von Amazon handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diese Links oder beim Abschluss eines Abos erhalten wir eine Provision. Auf den Preis hat das keinerlei Auswirkung.