Er gehört zu den wichtigsten und am häufigsten kopierten Filmschaffenden der Geschichte: Der Filmtheoretiker, Regisseur, Autor und Editor Sergei Eisenstein schuf eindrucksvolle, ausdrucksstarke Meilensteine der Kinogeschichte und prägte mit seinen Arbeiten sowohl die Filmsprache selbst als auch das Vokabular, mit dem wir über Filme sprechen.
So wurde sein Revolutionsfilm „Panzerkreuzer Potemkin“ unter anderem von Regiegrößen wie Terry Gilliam und Brian De Palma imitiert – sowie in Denis Villeneuves „Dune“. Ein weiterer gefeierter, ambitionierter Klassiker Eisensteins ist der Kriegsfilm „Alexander Newski“, der vom mächtigen Verlagshaus Arnoldo Mondadori Editore sogar unter die 100 besten Filme aller Zeiten gewählt wurde. Nun kann man ihn besser denn je im Heimkino erleben, denn diese Woche feierte „Alexander Newski“ seine deutsche Blu-ray-Premiere!
Die Blu-ray enthält neben dem russischen Originalton (mit optionalen Untertiteln) sogleich zwei deutsche Synchronfassungen: Die einst in der DDR erstellte Synchro sowie, erstmals im Heimkino, die westdeutsche Version.
Als Bonusmaterial locken zudem ein digitales Booklet, ein Audiokommentar von Dr. Rolf Giesen sowie der alternative deutsche Vor- und Abspann. Darüber hinaus setzt sich eine Featurette mit der Frage auseinander, ob das Kriegs- und Historienepos als Propagandafilm zu betrachten ist.
"Alexander Newski": Darum geht es
1242: Russland muss sich einer doppelten Bedrohung stellen. Weite Teile des Landes sind von Mongolen besetzt, aus dem Westen rückt der zerstörerische Deutsche Ritterorden vor. Das Ziel der deutschen Invasoren sind strategisch wichtige und geschichtsträchtige Städte, doch der Fürst Alexander Newski (Nikolai Tscherkassow) will seine geliebte Heimatstadt Nowgorod nicht kampflos aufgeben.
Also weckt er zunächst den Lokalpatriotismus der restlichen Bevölkerung und lockt dann das schwer gepanzerte Teutonenheer in eine Falle, so dass es sich seiner Armee auf dem brüchigen Eis des zugefrorenen Peipussees stellen muss...
Eine Schlacht für die filmische Ewigkeit
Ähnlich wie „Panzerkreuzer Potemkin“ wurde „Alexander Newski“ unzählige Male kopiert und aufgegriffen. So adaptierte der Animationskünstler Ralph Bakshi ausgewähltes Material aus „Alexander Newski“ in seinem postapokalyptischen Sci-Fi-Trickfilm „Die Welt in 10 Millionen Jahren“.
„Conan der Barbar“ mit Arnold Schwarzenegger orientiert sich mehrmals bild- und klangästhetisch an Eisensteins Meilenstein, und George Lucas ließ sich für die Inszenierung von Darth Vaders erstem Auftritt durch die Darstellung der deutschen Ritter in „Alexander Newski“ inspirieren.
Und während Eisenstein eine auf einem zugefrorenen Fluss spielende Verfolgungsjagd aus D.W. Griffiths Kostümdrama „Mädchenlos“ nahm und als Orientierungspunkt für sein halbstündiges, spektakuläres Actionfinale auf einem gefrorenen See nutzte, diente dieser Klimax diversen Filmschaffenden als Vorbild. Unter anderem schauten David Leans Liebesepos „Doktor Schiwago“, Ken Russells Agentenfilm „Das Milliarden-Dollar-Gehirn“, Christopher Nolans „Batman Begins“, Antoine Fuquas „King Arthur“ sowie Peter Jacksons „Der Hobbit: Die Schlacht der fünf Heere“ bei Eisenstein ab.
Aufwändige Tricks und politische Relevanz
Die Schlacht auf dem Eis musste Eisenstein während eines glühend heißen Sommers drehen, weshalb er, Kameramann Eduard Tisse und ihr Team tief in die Trickkiste greifen mussten. Unter anderem nutzen sie Kamerafilter, erzeugten mittels eines Asphalt-Glas-Gemischs künstliches Eis, malten Bäume in einem frostigen Hellblau an und bedeckten sie mit Kreidepulver. Dies waren aber längst nicht die einzigen Herausforderungen, denen sich dieses Projekt zu stellen hatte.
Denn „Alexander Newski“ entstand 1938 als Reaktion auf den deutschen Nationalsozialismus und war als Warnung vor dem Faschismus und dessen kriegerischen Absichten gedacht. Daher sollte man keinesfalls die Passagen, in denen der Titelheld die Heimatliebe seiner Mitmenschen weckt, aus dem inhaltlichen oder geschichtlichen Kontext reißen: „Alexander Newski“ soll keine filmische Patriotismus-Hymne sein, sondern ein Aufruf, sich gegen Kriegstreiber zu wehren.
Diese Botschaft brachte dem Film zunächst großen Erfolg ein – bis die Sowjetunion mit Hitler-Deutschland paktierte und das Epos verboten wurde. Kurz nach dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion kehrte „Alexander Newski“ aber mit gewaltigem Erfolg in die sowjetischen Kinos zurück.
Wenn ihr nach „Alexander Newski“ Lust auf eine ganz andere Auseinandersetzung mit dem Thema Krieg habt, solltet ihr euch den folgenden Heimkino-Tipp anschauen:
Von Tarantino und David Lynch geliebt: Diese Filme eines Meisterregisseurs gibt es nicht im Streaming – aber jetzt neu im Heimkino*Bei den Links zum Angebot von Amazon handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diese Links oder beim Abschluss eines Abos erhalten wir eine Provision. Auf den Preis hat das keinerlei Auswirkung.