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    Flashback
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Flashback

    Die Indie-Antwort auf Christopher Nolan

    Von Oliver Kube

    Nachdem sein Debüt, der Found-Footage-Thriller „The Conspiracy“, auf diversen Genre-Festivals positiv aufgenommenen wurde, dauerte es geschlagene acht Jahre, bis Regisseur Christopher MacBride nun mit dem Sci-Fi-Noir „Flashback“ nachlegen konnte. Wie bei so vielen außerhalb des Studiosystems entstehenden Projekten war vor allem die Finanzierung das Problem. Irgendwann begann MacBride bereits, sich damit abzufinden, dass „The Education Of Fredrick Fitzell“ (so sollte der Film damals noch heißen) ein ähnliches Schicksal ereilen würde wie die Comic-Adaptionen „Scout“ und „A.D. After Death“, an deren Umsetzung er ebenfalls jahrelang (mit)gearbeitet hatte, bevor sie noch im Drehbuchstadium wieder eingestellt wurden.

    Aber dann hörte mit Dylan O‘Brien einer der aktuell meistbeschäftigten Schauspieler in Hollywood von dem Mystery-Thriller. Der Star der „Maze Runner“-Reihe sowie des Netflix-Hits „Love And Monsters“ war sofort fasziniert – und mit ihm in der Hauptrolle waren dann auch plötzlich die nötigen Geldgeber da. Gerade noch mal gutgegangen – wobei man sich nach dem Schauen des Films schon fragt, warum genau Dylan O’Brien nach dem Lesen des Drehbuchs direkt an Bord gekommen ist, schließlich erweist sich gerade das löchrige Skript als größte Schwäche von „Flashback“.

    Fred (Dylan O'Brien) stellt sich schnell die Frage, was Realität ist und was nicht ...

    Fred (Dylan O‘Brien) ist Ende 20 und mit Freundin Karen (Hannah Gross) in ein ziemlich teures Apartment in der Innenstadt umgezogen. Um das finanzieren zu können, hat er seine Künstlerambitionen gegen einen Job als Datenanalytiker bei einem Konzern eingetauscht. Als seine im Sterben liegende Mutter (Liisa Repo-Martell) ihn nicht einmal mehr erkennt, wenn er sie im Krankenhaus besucht, stresst ihn die Situation so sehr, dass er nachts kaum noch zur Ruhe kommt. Dazu kommen immer wieder kurze Blackouts, in denen er einen ihm unbekannten Jungen (Andrew Latter) und einen Mann mit Narbe (Connor Smith) sieht, die offenbar versuchen, auf kryptische Weise mit ihm zu kommunizieren.

    Diese Visionen scheinen irgendwie mit Freds Schulzeit zusammenzuhängen. Damals hat er illegale psychoaktive Pillen mit dem Namen Mercury eingenommen. Um herauszufinden, was los ist, kontaktiert er seine damaligen Pausenhof-Drogenkumpels Sebastian (Emory Cohen) und Andre (Keir Gilchrist). Die vierte im Bunde, Cindy (Maika Monroe), bleibt hingegen verschollen. Keiner der drei Männer erinnert sich daran, was aus dem Mädchen geworden sein könnte. Fred könnte sich vorstellen, dass Cindy das Mercury einst gezielt genutzt habe, um in einen alternativen Zeitstrang zu verschwinden und so ein paralleles Dasein zu führen…

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    Passiert das wirklich? Gibt es hier verschiedene Dimensionen und Zeitebenen? Durchlebt Fred etwa nur eine typische Quarter-Life-Krise? Oder sind seine Hirnsynapsen von den vielen Tabletten einfach hoffnungslos durchgeschmort? Ist diese Cindy vielleicht überhaupt nicht real? Ist sie nur die unterbewusste Personifizierung der Droge und ihres Appeals? Das sind die Fragen, die man sich als mitdenkender Zusehender stellt, je näher man dem arg einfach gestrickten und leider auch recht kitschigen Finale kommt.

    Nach einem womöglich etwas langatmigen, aber durchaus stimmigen Auftakt wirkt der Film über weite Strecken fast wie nach dem Baukastenprinzip zusammengesetzt: So, als wäre er aus entliehenen Elementen sowie vielleicht nicht dreist kopierten, aber doch merklich von den Originalen inspirierten Motiven aus „Donnie Darko“, „Requiem For A Dream“, „Jacob‘s Ladder“, „Butterfly Effect“ und diversen Christopher-Nolan-Werken von „Following“ bis „Interstellar“ erschaffen worden. „Flashback“ ist nur leider längst nicht so originell und zudem nicht ansatzweise so effektiv oder clever erzählt wie die Vorbilder. Was wir letztlich bekommen, ist leider kein sich kohärent zusammenfügendes Puzzlebild, sondern ein reichlich löchriger Flickenteppich.

    ... bis er schließlich gar nicht mehr weiß, was er noch glauben soll.

    Obwohl der psychedelische Effekt leicht überstrapaziert wird und sich deshalb irgendwann abnutzt, sieht die visuelle Umsetzung von Freds Halluzinationen im finanziellen Rahmen einer Indie-Produktion hingegen bemerkenswert gut aus. Da hat Christopher MacBride mit Hilfe von Chef-Kameramann Brendan Steacy („Die Stockholm Story“) und Cutter Matthew Lyon („Death Of A Ladies' Man“) wirklich Respektables geleistet. Und auch der vom Skript so begeisterte Hauptdarsteller liefert ab: Obwohl Fred, wie eigentlich alle Figuren, nur mit einem hauchdünnen Hintergrund gezeichnet sind, überzeugt Dylan O‘Brien vor allem mit einer Körpersprache, die den ganzen Druck, unter der die Figur in all den alternativen Zeitlinien steht, spürbar macht.

    Dass er und seine Kollegen Emory Cohen („Lords Of Chaos“) und Keir Gilchrist („The Good Neighbor“) hier als 16-Jährige nahezu exakt so aussehen wie mit 30 ist indes nicht die Schuld der Schauspieler, sondern dürfte eher dem geringen Budget fürs Make-up und/oder für digitale Effekte geschuldet sein…

    Fazit: Wer die oben genannten Vorbilder von Christopher Nolan & Co. mag, der kann sich „Flashback“ ruhig notieren – man sollte die Erwartungen, vor allem an die finale Auflösung des Mysteriums, nur möglichst nicht zu hoch ansetzen.

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