Es ist bemerkenswert, dass Scarlett Johansson ausgerechnet mit einem so schrulligen und eigentlich unkommerziellen Film wie „Lost in Translation - Zwischen den Welten“ ihren internationalen Durchbruch feierte. Denn obwohl die Schönheit inzwischen unzweifelhaft als Celebrity gelten muss und ein gern gesehener Gast auf roten Teppichen rund um den Globus ist, liest sich ihre Filmografie wie die eines Indie-Darlings. Darin finden sich so ambitionierte Produktionen wie etwa „Das Mädchen mit dem Perlenohrring“, Woody Allens „Match Point“ und „The Black Dahlia“ von Brian De Palma, während Blockbuster wie „Die Insel“ und „Iron Man 2“ eher Ausnahmen sind. Auch musikalisch setzte Johansson bereits ein klares Zeichen und unterstrich mit dem schroffen Tom-Waits-Coveralbum „Anywhere I Lay My Head“ ihren Ruf als eine der eigensinnigsten Künstlerinnen Hollywoods.
Früher Ruhm als Kinderstar
Scarlett Johansson wurde am 22. November 1984 in New York City geboren, besuchte bereits in frühen Jahren die New Yorker Schauspielschule von Lee Strasberg und kam darüber rasch zum Film. Bereits mit Neun wirkte sie in kleineren Produktionen wie etwa „North“ mit. Der frühe Durchbruch gelang ihr als traumatisierte Grace MacLean in Robert Redfords „Der Pferdeflüsterer“. Daraufhin erhielt sie Hauptrollen in renommierten Produktionen - in diese Kategorie fällt zwar nicht die Fantasy-Komödie „Immer Ärger mit Schweinchen George“, wohl aber der hervorragende Coming-of-Age-Film „Ghost World“ von 2001, in dem sie neben Thora Birch in der Rolle der Außenseiterin Rebecca zu sehen ist. Mehr Prestige sammelte die junge Darstellerin im Coen-Film-Noir „The Man Who Wasn't There“. Auch im darauffolgenden „Ein amerikanischer Traum“ konnte Johansson an der Seite von Nastassja Kinski überzeugen. 2003 spielte sie in der spaßigen Horror-Komödie „Arac Attack“.
Durchbruch mit einem Indie-Film
Angesichts eines so starken Starts waren höhere Schauspielweihen absehbar, wenn auch nicht in diesem Maße: Das tolle Indie-Drama „Lost In Translation“ von Sofia Coppola markierte 2003 Scarlett Johanssons Aufstieg zum Star. In der Rolle der ennuierten Charlotte begeisterte sie die Kritiker und verhalf dem Film zusammen mit Co-Star Bill Murray zu breitem Publikumserfolg. Noch im gleichen Jahr landete Johansson mit „Das Mädchen mit dem Perlenohrring“ als Jan Vermeers Hausmädchen einen weiteren Hit – zumindest was die Kritiker-Resonanz anbelangt; für beide Filme erhielt sie eine Golden-Globe-Nominierung. Weniger positiv aufgenommen wurde die Komödie „Voll gepunktet“ aus dem Folgejahr. Mit ihrer Rolle im überaus gelungenen Drama „Lovesong für Bobby Long“, für das sie erneut für den Golden Globe nominiert wurde, entschädigte sie ihre Fans jedoch hinlänglich. Mit „Good Woman“ und „Reine Chefsache“ wandte sie sich dem Comedy-Genre zu und legte 2005 mit „Die Insel“ überraschend einen rasanten Actionthriller vor.
Woody Allen und Comic-Blockbuster
Ab Mitte der Nullerjahre wurde Scarlett Johansson zur neuen Muse Woody Allens, der hintereinander zwei Hauptrollen mit ihr besetzte: Zum einen im bitterbösen Drama „Match Point“ von 2005, zum anderen in der Komödie „Scoop - Der Knüller“ von 2006; für ihre Performance im ersten der beiden erhielt sie endlich ihren ersten Golden Globe. Im Neo-Noir „The Black Dahlia“ und als Magier-Gehilfin in Christopher Nolans Vexierspiel „Prestige - Die Meister der Magie“ konnte Johansson ihre hervorragende Reputation weiter ausbauen. Nach einem kleinen qualitativen Durchhänger mit der Tragikomödie „The Nanny Diaries“ präsentierte sich die Darstellerin erneut geschmackssicher und spielte neben Natalie Portman in dem üppig ausgestatteten Historiendrama „Die Schwester der Königin“ die Rolle der Mary Boleyn.
Allen encore und Marvel-Ehren
2008 arbeitete Scarlett Johansson erneut mit Woody Allen zusammen: In der gefeierten Komödie „Vicky Cristina Barcelona“ war sie als Touristin Cristina in einer Hauptrolle neben Javier Bardem und Penélope Cruz zu sehen. Daraufhin wechselte Johansson kurzzeitig das Genre und war in der gefloppten Comicumsetzung von Frank Millers „The Spirit“ dabei. Nach der episodisch ausgelegten Beziehungskomödie „Er steht einfach nicht auf Dich!)“ verschlug es sie ein weiteres Mal zum Comic-Kino – für „Iron Man 2“ übernahm sie 2010 die Rolle der Ex-KGB-Agentin „Black Widow“. Ihr nächster Film, Cameron Crowes Drama „Wir kaufen einen Zoo“, startet Ende 2011. Im Sommer 2012 ist sie dann im Blockbuster “Marvel's The Avengers” wieder mit von der Marvel-Partie.
Von 2008 bis 2010 war Scarlett Johansson mit ihrem Kollegen Ryan Reynolds verheiratet.