Judi Dench ist eine klassisch ausgebildete Schauspielerin, die sich zunächst auf der Bühne profiliert. Und das vor allem in der Royal Shakespeare Company, wo sie sowohl die großen Dramen als auch komische Stücke meistert. Für ihre Verdienste um das Theater wird sie schon 1988 von Königin Elizabeth II. zur Dame ernannt, ist aber im Fernsehen und im Kino bald mindestens ebenso präsent.
Nach diversen Gastauftritten in Serien wie „Z-Cars“ oder „The Four Just Men“ und dem TV-Film „The Cherry Orchard“ gibt sie 1964 ihr Leinwanddebüt in Charles Crichtons „The Third Secret“. Lange Zeit spielt Dench meist nur Nebenrollen, wird aber 1986 durch ihre Darstellung in „Zimmer mit Aussicht“ an der Seite von Maggie Smith schlagartig einem großen Publikum bekannt. Mit ihrer guten Freundin Smith tritt sie u. a. in Franco Zeffirellis dramatischer Komödie „Tee mit Mussolini“ (1999) erneut zusammen auf.
Als große Liebhaberin britischer Dramen wendet sie sich natürlich auch den Verfilmungen von Shakespeare-Stücken zu. Unter der Regie von Kenneth Branagh spielt sie in „Hamlet“ und „Henry V.“ Ironischerweise gewinnt sie 1999 den Oscar als beste Nebendarstellerin aber für eine fiktive Geschichte über die Jugend des berühmten Dramatikers: „Shakespeare In Love“. Zwei Jahre zuvor erhält sie den BAFTA als Beste Schauspielerin für ihre Darstellung von Queen Victoria in „Ihre Majestät: Mrs. Brown“ unter der Regie von John Madden.
Jenseits von Kostümfilmen wechselt Judi Dench auch gern in komplett andere, modernere Genres. So übernimmt sie 1995 im Rahmen von „GoldenEye“ den Posten der Chefin des britischen Geheimdienstes in den James-Bond-Filmen. Außerdem lässt sie sich 2005 für „Riddick - Chroniken eines Kriegers“ zu einem Science-Fiction-Actioner verleiten. Judi Dench, die für ihre oft etwas hochmütigen, dabei aber auch meist augenzwinkernd schelmischen Charaktere bekannt ist, dreht zu dieser Zeit fast wie am Fließband. So spielt sie die Titelfigur in Stephen Frears‘ „Lady Henderson präsentiert“ und ist – erneut mit Maggie Smith – in „Der Duft von Lavendel“ dabei. Danach folgen Joe Wrights Verfilmung von „Stolz und Vorurteil“ und mit „Casino Royale“ ein weiteres Bond-Abenteuer.
In „Tagebuch eines Skandals“ (2006) von Richard Eyre spielt sie an der Seite von Cate Blanchett eine einsame, depressive Lehrerin. Für diese Performance erhält sie eine Oscar-Nominierung als beste Hauptdarstellerin. Nach einem weiteren Bond-Comeback in „Ein Quantum Trost“ zählt sie zur hochkarätigen Besetzung von Rob Marshalls Musical „Nine“. 2011 spielt sie die besorgte Mutter des kontroversen FBI-Direktors J. Edgar Hoover in Clint Eastwoods Biopic „J. Edgar“. Im selben Jahr ist Dench mit „My Week With Marilyn“ in einem weiteren großen Biopic zu sehen, macht im Kostümfilm „Jane Eyre“ mit und ist Teil des wunderbaren Ensembles der Senioren-Dramedy „Best Exotic Marigold Hotel“ sowie deren Fortsetzung.
2012 sitzt sie in „Skyfall“ wieder im Chefsessel des britischen Geheimdienstes; 2015 nimmt sie dann allerdings in „Spectre“, ihren Abschied von der Bond-Saga. Für „Philomena“, die berührende Geschichte einer Frau, die gewaltsam von ihrem Sohn getrennt wird und sich 50 Jahre später auf die Suche nach ihm macht, wird sie erneut für einen Oscar nominiert. Nach einer Nebenrolle in Tim Burtons „Die Insel der besonderen Kinder“ wirkt sie im Disney+-Original „Artemis Fowl“ und der umstrittenen Verfilmung des Musical-Hits „Cats“ mit.
Für den eng mit ihr befreundeten Schauspielkollegen und Regisseur Kenneth Branagh tritt sie neben „Artemis Fowl“ innerhalb weniger Jahre noch dreimal vor die Kamera: In der Agatha-Christie-Verfilmung „Mord im Orient-Express“ (2017), in seinem Shakespeare-Herzensprojekt „All Is True“ (2018) sowie dem autobiografischen, von der Kritik gefeierten Schwarzweiß-Sozialdrama „Belfast“ (2021).