Der quirlige Chris Tucker erlebte seinen Leinwand-Durchbruch 1995 mit der Kiffer-Komödie „Friday“, in der er neben Hip-Hop-Legende Ice Cube die Hauptrolle übernahm. Inzwischen ist er vor allem durch seine Rolle in den „Rush Hour“-Filmen mit Jackie Chan bekannt, mit dem er auch privat gut befreundet ist. Zuletzt standen die beiden in „Rush Hour 3“ vor zehn Jahren (!) gemeinsam vor der Kamera. Seitdem hört man allerdings nicht mehr viel von Chris Tucker. Daher die Frage: Was macht er eigentlich?
Der Stand-up-Comedian, der sich seine Sporen in der Show „Def Comedy Jam“ auf HBO verdiente, war Mitte der 1990er einer der begehrtesten Newcomer im Filmgeschäft. Seine entfesselte Darstellung des Weltraum-Sexgurus Ruby Rhod in Luc Bessons „Das fünfte Element“ spaltete zwar die Kritiker, untermauerte aber seinen Status als furchtloser Performer mit Starpower. 1997 castete ihn sogar Regielegende Quentin Tarantino in seinem Meisterwerk „Jackie Brown“ in einer kleineren Rolle.
1998 erreichte Tuckers Popularität astronomische Höhen: Als Jackie Chans Co-Star in Brett Ratners Megahit „Rush Hour“ begeisterte er ein Millionenpublikum und bescherte Filmstudio New Line mit Einnahmen von mehr als 200 Millionen US-Dollar eine gigantische Finanzspritze. 2001 folgte das nicht minder erfolgreiche Sequel, sechs Jahre später endete die Reihe vorerst mit Teil drei. Das Blockbuster-Franchise machte Tucker zu einem der bestverdienenden und lukrativsten Stars in Hollywood.
Dann wurde es allerdings schlagartig still um den Megastar. Tucker zog sich mit einem Mal aus der Öffentlichkeit zurück und kehrte dem Filmgeschäft den Rücken zu. Erst volle fünf Jahre später kehrte er für eine Nebenrolle im Oscar-Hit „Silver Linings“ zurück auf die Leinwand. Aber warum dieser drastische Kurwechsel?
Einerseits hatte er einfach Lust auf eine Veränderung. Nach eigener Aussage sah und sieht sich Tucker in erster Linie nicht als Schauspieler, sondern als Komiker. Daher sei es ihm ein Bedürfnis gewesen, zu seinen Stand-up-Wurzeln zurückzukehren und sein eigentliches Handwerk weiter zu verfeinern. Diesen Plan setzte er dann auch rigoros in die Tat um.
Ein weiterer Grund für seine plötzliche Absenz dürfte allerdings auch eine religiöse Neuorientierung gewesen sein. Bereits seit Ende der 1990er ist Tucker nämlich wiedergeborener Christ. Als solcher akzeptiert er nur Rollenangebote, die mit seiner Philosophie vereinbar sind.
Aktuell stehen dennoch alle Zeichen auf Comeback: Mit einem Auftritt in Ang Lees „Die irre Heldentour des Billy Lynn“ meldete sich das Ausnahmetalent im Jahr 2016 zurück, 2018 soll er in „Last Friday“, dem mittlerweile vierten Teil der „Friday“-Reihe, zum ersten Mal zu seiner Paraderolle als Smokey zurückkehren. Gerüchten zufolge steht außerdem ein neuer „Rush Hour“-Teil in den Startlöchern. Da die auf den Filmen basierende Serie bei Publikum und Kritikern durchfiel, kann man davon ausgehen, dass die Reihe in Zukunft wieder auf die Originalbesetzung setzt. Jackie Chan ist mit seinen 63 Jahren ja stunttechnisch immer noch voll im Geschäft.