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    Gemeinsames Comeback nach 10 Jahren: Zwei absolute Comedy-Legenden im FILMSTARTS-Interview zu "Dear Santa - Teuflische Weihnachten"
    Markus Tschiedert
    Markus Tschiedert
    Markus Tschiedert arbeitete schon während seines Studiums für die Berlinale und ist heute freier Journalist. Er leitet den ‚Club der Filmjournalisten Berlin‘, organisiert den Ernst-Lubitsch-Preis und veranstaltet Filmevents.

    Weihnachten liegt zwar hinter uns. Doch in „Dear Santa“ steht schließlich auch nicht der Weihnachtsmann, sondern der Teufel im Zentrum des Geschehens. Wir haben die hinter der Komödie stehenden Farrelly-Brüder zum (virtuellen) Interview getroffen.

    Mit Filmen wie „Dumm und Dümmer“ und „Verrückt nach Mary“ haben die Brüder Bobby und Peter Farrelly vor allem in den 90ern für absoluten Comedy-Kult gesorgt. 2014 legten sie mit dem späten Sequel „Dumm und Dümmehr“ jedoch ihre für lange Zeit letzte Zusammenarbeit vor. Nachdem sie daraufhin erfolgreich getrennte Wege gingen (Peter etwa mit dem oscarprämierten „Green Book“ und Bobby mit der Sport-Tragikomödie „Champions“) haben sie nun erstmals seit zehn Jahren wieder für einen Film zusammengefunden.

    Mit der etwas anderen Weihnachts-Komödie „Dear Santa - Teuflische Weihnachten“ lassen Peter (als Autor) und Bobby Farrelly (als Regisseur) Wirbelwind Jack Black als Teufel für mächtig Chaos an den Festtagen sorgen, als ein Kind einen Brief an Santa versehentlich an Satan adressiert. Im Gespräch mit FILMSTARTS verrät das Geschwister-Duo, warum ihr einstiger „Schwer verliebt“-Star der perfekte Mann für die Rolle war, wann sie aufgehört haben, an den Weihnachtsmann zu glauben, und weshalb sie eigentlich so lange nicht zusammengearbeitet haben...

    Post an den Weihnachtsmann

    FILMSTARTS: Mal ehrlich, habt ihr in eurer Kindheit jemals einen Brief an den Weihnachtsmann geschrieben?

    Bobby Farrelly: Natürlich haben wir das als Kinder getan. Wir haben an den Weihnachtsmann geschrieben, aber wir konnten besser buchstabieren als Liam im Film. Uns ist also nicht das Gleiche passiert wie ihm.

    FILMSTARTS: Wann habt ihr schließlich aufgehört, an den Weihnachtsmann zu glauben?

    Peter Farrelly: Vor einigen Jahren. Bob war sogar jünger als ich, als er erfuhr, dass es keinen Weihnachtsmann gibt. Ich, der große Bruder, hatte es ihm verraten. Ich glaube, wir waren so um die...

    Bobby Farrelly: … sechs und sieben Jahre alt.

    Peter Farrelly: Echt? Noch so jung. Ich hätte jetzt acht und neun Jahre geschätzt. Denn im Film sind die Kinder wie alt?

    Bobby Farrelly: Elf.

    Peter Farrelly: Ja, in dem Alter glaubt man längst nicht mehr an den Weihnachtsmann.

    Bobby Farrelly: Genau, in diesem Alter findet bei Kindern ein Umbruch statt. Ich hatte damals das Glück, dass Pete immer etwas früher dran war, weil er ja ein Jahr älter ist als ich. Also wann immer er etwas herausfand, wusste ich es auch. Denn er konnte kein Geheimnis für sich behalten.

    "Ein typischer 'Snakes On A Plane'-Plot"

    FILMSTARTS: Insofern war eure Kindheit nicht die Inspirationsquelle für „Dear Santa“. Wie ist die Idee zu eurem neuen Film also entstanden?

    Peter Farrelly: Zwei Typen aus unserem Büro namens Chris Pappas und Kevin Barnett brachten uns diese Geschichte. Wir dachten gleich, das ist ein typischer „Snakes On A Plane“-Plot, den man innerhalb von einer Sekunde kapiert. Ein Kind schreibt einen Brief an Santa Claus, aber er schreibt seinen Namen falsch. So landet der Brief bei Satan und die Hölle bricht aus. Boom, und schon hast du einen Film. Wir waren also sofort fasziniert. Aber es hat ziemlich lange gedauert, bis das Drehbuch fertig war. Wie bei vielen unserer Filme war dies ein langer Prozess.

    Bobby Farrelly: Das stimmt, es gab etliche Drehbuchentwürfe. Wir haben es lange Zeit nicht richtig hinbekommen, denn die Geschichte hat auch düstere Elemente, aber wir wollten es auf eine Art machen, die unbeschwert ist und letztlich eine gute positive Botschaft vermittelt. Pete und Ricky Blitt schrieben dann tatsächlich die letzte Version des Drehbuchs. Ricky ist ein großartiger Autor, mit dem wir schon oft zusammengearbeitet haben. Ich denke, Pete und Ricky haben das erreicht, was wir erreichen wollten.

    Bobby und Peter Farrelly standen FILMSTARTS im Interview Rede und Antwort. Paramount
    Bobby und Peter Farrelly standen FILMSTARTS im Interview Rede und Antwort.

    FILMSTARTS: Also einen Familienfilm zu realisieren, den sich auch Kinder ansehen können?

    Peter Farrelly: Ja, und wir bewegten uns damit auf einer ziemlich schmalen Linie. Denn wir sprechen nicht alle Kinder an, sondern erst ab einem bestimmten Alter. Es ist kein Film für die ganz Kleinen. Fünf-, Sechs- und Siebenjährige sollten diesen Film wahrscheinlich nicht sehen. Das sollten sie definitiv nicht.

    Bobby Farrelly: PG-13 [US-Altersfreigabe für Filme, die als ungeeignet für Unter-13-Jährige eingestuft werden, Anm. d. Redaktion], würde ich sagen.

    Peter Farrelly: Ja, 11- und 12-Jährige spricht der Film an, natürlich auch Erwachsene. Deshalb war Ricky Blitt der perfekte Typ für uns, weil er viele Jahre bei „Family Guy“ mitgeschrieben hatte. Die Zeichentrickserie ist so ähnlich und richtet sich an die gleiche Zielgruppe wie unser Film.

    Bobby Farrelly: Die also im gleichen Alter sind, um die Jokes zu verstehen.

    Lobgesang auf Jack Black

    FILMSTARTS: Dachtet ihr bei der Besetzung des Teufels sofort an Jack Black?

    Bobby Farrelly: Wir hatten das große Glück, schon früher mit Jack Black zusammengearbeitet zu haben. Bei „Schwer verliebt“ hatten wir so viel Spaß miteinander, dass wir jederzeit wieder mit ihm arbeiten würden. Als dann diese Rolle entstand, konnten wir uns für die teuflische Hauptfigur niemand anderen vorstellen als Jack Black. Jack ist ein Naturtalent. Kein anderer hätte das so gut hinbekommen. Er hat nun mal dieses tolle Gesicht, allein wie er seine Augenbrauen bewegt, hat auch was Unheimliches. Aber im Grunde genommen kommt das immer von einer guten Seite, sodass man ihn auch mögen möchte. Diese feine Balance kriegt nur er hin. Daher war er unsere erste Wahl.

    FILMSTARTS: Jack Black ist auch ein Improvisationstalent. War auch Platz dafür oder wie streng war das Drehbuch reglementiert?

    Peter Farrelly: Nein, so streng sind wir noch nie vorgegangen. Wir fragen den Schauspieler immer, ob er zuerst das machen kann, was auf den Seiten des Drehbuchs steht, danach ist alles erlaubt und er kann auf- und durchdrehen.

    Bobby Farrelly: Jeden Tag gehen wir zum Drehen raus und denken, lasst uns das nehmen, was da ist. Aber hoffentlich finden wir an dem Tag einen Weg, es noch ein bisschen besser zu machen. Wir wollen sogar Improvisationen, und Jack ist darin einfach großartig. Er wird immer ein kleines zusätzliches Element einbringen, das vielleicht nicht im Drehbuch steht, aber das Ganze noch besser macht – und das lieferte er jeden Tag.

    Hat sich auch als Teufel wieder mächtig ins Zeug gelegt: Jack Black in „Dear Santa“ Paramount
    Hat sich auch als Teufel wieder mächtig ins Zeug gelegt: Jack Black in „Dear Santa“

    FILMSTARTS: Habt ihr dafür ein Beispiel im Film?

    Bobby Farrelly: Es gibt eine Szene, in der der kleine Liam ihn in einem Hotelzimmer abholt. Jack ist ganz allein in dem Raum und fängt an, herumzutanzen. Es ist ein kurzer Satz im Skript: „Er tanzt durch das Zimmer“, aber die Art, wie Jack das macht, ist sehr lustig, und die Szene spricht dann für sich. Man kann ihm sagen, was er zu tun hat, aber wie er es macht, ist das eigentlich Geniale daran.

    Peter Farrelly: Ich sage immer, wir beginnen erst mit einem Film, wenn wir das Drehbuch verstanden haben. Es muss zu 100 Prozent stehen. Aber beim Drehen lernen wir, es steht nie zu 100 Prozent. Wenn man Glück hat, sind es vielleicht 70 bis 80 Prozent, und dann sind es die Schauspieler, die Sachen einbringen, die das Ganze bereichern.

    Bobby Farrelly: Und wenn wir es dann einem Publikum zeigen, stellen wir fest, dass wir bei etwa 60 Prozent liegen.

    Peter Farrelly: Und die Kritik bescheinigt uns dann nur noch 20 Prozent (lacht).

    Getrennte Wege

    FILMSTARTS: Euer letzter gemeinsamer Film liegt mehr als zehn Jahre zurück und hieß „Dumm und Dümmehr“, die Fortsetzung von „Dumm und Dümmer“. Habt ihr diese Pause gebraucht, um eigene Weg auszuprobieren?

    Bobby Farrelly: Ich denke, unsere Karrieren liefen lange parallel und es war an der Zeit, einfach noch andere Sachen anzugehen, die individueller waren. Pete drehte 2018 „Green Book“, der ziemlich gut ankam und zwei Oscars gewann. Es war also mal ein gutes Experiment, getrennte Wege zu gehen, und mit „Dear Santa“ kehren wir auf eine andere Art und Weise wieder zurück.

    FILMSTARTS: Was meinst du mit „auf eine andere Art und Weise“?

    Bobby Farrelly: Wie gesagt, es war unsere Idee, die wir schon lange hegten. Aber Peter und Ricky Blitt schrieben das Drehbuch, ich führte schließlich Regie, und gemeinsam produzierten wir den Film – also eine gute Kombination aus all den Dingen, mit denen wir uns auskennen.

    Peter Farrelly: Ich habe kürzlich gesehen, dass jemand eine Top-10-Liste der Farrelly-Brüder-Filme online gestellt hat. Bobs Film „Champions“, den er 2023 herausbrachte, schnitt besser ab als „Green Book“. Er stand an vierter Stelle, mein Film an fünfter Stelle. Wir haben uns also auch einzeln ganz gut geschlagen (lacht).

    FILMSTARTS: Bei euren früheren Filmen wurdet ihr stets zusammen als Regie-Duo aufgeführt. Bei „Dear Santa“ ist nur noch Bobby als Regisseur und Peter als Drehbuchautor genannt. Wie ist es dazu gekommen?

    Peter Farrelly: Es ist trotzdem irgendwie dasselbe geblieben. Ich habe den Film geschrieben, Bob hat Regie geführt. Es gibt einen Punkt, an dem man selbst Entscheidungen treffen möchte. Es ist Bobbys Film, ich habe ihn geschrieben, aber er hat das Drehbuch beaufsichtigt und darauf gewartet. Dann ist er losgegangen und hat den Film inszeniert, und ab diesem Zeitpunkt lag alles in seinen Händen. Das macht es tatsächlich besser.

    FILMSTARTS: Inwiefern besser?

    Peter Farrelly: Während er die eine Sache erledigt, kann ich mich um etwas anderes kümmern. Wir sind uns so ähnlich, vor allem in unserer Denkweise, dass es eine Verschwendung wäre, wenn wir beide beim Drehen immer vor Ort wären. Obwohl es viel mehr Spaß macht, wenn wir beide da sind, aber wir schaffen dann auch viel weniger.

    „Dear Santa - Teuflische Weihnachten“ kann bei Paramount+ abgerufen oder aber als VoD* bei Plattformen wie Amazon auch unabhängig von einem Streaming-Abo erworben werden.

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