Wohin ist eigentlich Hilary Swank verschwunden? Die athletische Vollblutschauspielerin hatte ihr Spielfilmdebüt bereits 1994 in „The Next Karate Kid“. Obwohl der vierte Teil der Martial-Arts-Reihe von Kritikern verrissen wurde, gab es zumindest für Swank großes Lob für ihre glaubwürdige Darstellung und ihre sportlichen Fähigkeiten. Nach einer kurzen Zeit als Cast-Mitglied der 90er-Jahre-Kult-Serie „Beverly Hills 90210“ ging es für die damals 23-Jährige dann geradezu kometenhaft bergauf:
Nachdem sie 2000 den Oscar als Beste Hauptdarstellerin für das Transgender-Drama „Boys Don’t Cry“ gewann, dauerte es gerade einmal schlappe fünf Jahre, bis sie ihren zweiten Academy Award für Clint Eastwoods gefeiertes Boxer-Drama „Million Dollar Baby“ entgegennehmen durfte. Mit gerade einmal 30 Jahren hatte Swank erreicht, wovon viele Hollywoodschauspieler ihr Leben lang nur träumen können. Nach ihrem steilen Aufstieg zum künstlerisch wie kommerziell erfolgreichen Weltstar standen der in bescheidenen Verhältnissen aufgewachsenen Schauspielerin dann alle Türen offen. Was also ist dann passiert?
„The Black Dahlia“ und „The Reaping“ zwei kleinere Misserfolge. Anschließend folgte mit der Hauptrolle in der Romanze „P.S. Ich liebe dich“ zwar ein echter Hit, aber obwohl das Liebesdrama weltweit mehr als 150 Millionen Dollar einspielen konnte, zeigten sich die Kritiker alles andere als begeistert. Besonders bemängelt wurde die schlechte Leistung der zuvor stets so hoch gelobten Swank.
Mit „Amelia“, einem Biopic über die US-amerikanische Luftfahrt-Pionierin Amelia Earhart, versuchte sich Swank 2009 wieder zum Oscar-Darling aufzuschwingen. Aber das Vorhaben ging völlig schief: Nicht nur konnte die 40 Millionen Dollar teure Produktion gerade mal die Hälfte ihres Budgets wieder einspielen, sie blieb auch qualitativ weit hinter den Erwartungen zurück.
In den Folgejahren machte sich die ohnehin als wählerisch bekannte Swank dann immer rarer in Hollywood. Mediales Aufsehen erregte sie dennoch, besonders durch ihren kontrovers diskutierten Auftritt beim 35. Geburtstag des tschetschenischen Präsidenten Ramzan Kadyrov im Jahr 2011. Swank war zusammen mit dem Sänger Seal und „Bloodsport“-Star Jean-Claude Van Damme in die Hauptstadt Grosny gereist, um einem Fest des Staatschefs beizuwohnen. Angesichts der politischen Lage in Tschetschenien und der öffentlich ausgestellten Homophobie des Gastgebers wurde die sonst so sozial engagierte Schauspielerin für ihren Auftritt von Menschenrechtsorganisationen aufs Schärfste verurteilt. Um ihren Namen wieder reinzuwaschen, entschuldigte sich Swank später und spendete ihre vom Präsidenten erhaltene Gage für humanitäre Zwecke.
Nachdem sich ihr Vater 2014 einer Lungentransplantation unterziehen musste, legte die Senkrechtstarterin ihre Karriere vorerst auf Eis, um für ihre Familie zu sorgen. In Interviews konnte sie nach zwei Jahren Pause von einer positiv verlaufenden Genesung berichten.
Wenn sie sich nicht gerade um die eigene Familie kümmert, setzt sich Swank mit ihrer Organisation Hilaroo für herrenlose Hunde und schwer erziehbare Jugendliche ein.
Im Jahr 2017 deutet nun inzwischen alles auf ein vielversprechendes Comeback des ehemaligen Kritikerlieblings hin. Die inzwischen 42-Jährige übernimmt demnächst eine Hauptrolle in Alejandro González Iñárritus („Birdman“, „The Revenant“) sehnsüchtig erwarteter TV-Serie „The One Percent“, in der das Leben eines erfolglosen Bio-Bauern schlagartig durch einen Lottogewinn auf den Kopf gestellt wird. Außerdem bereichert die Sport-Spezialistin die hochkarätige Besetzung des NASCAR-Heist-Films „Logan Lucky“ von Stephen Soderbergh, in dem sie unter anderem neben Channing Tatum, Daniel Craig, Katie Holmes und „Kylo Ren“-Darsteller Adam Driver auftritt. Und sie wird auch noch an der Seite von Michael Shannon im Alzheimer-Drama „What They Had“ zu sehen sein.
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