Über Mr. Bean lachten in den 1990er Jahren Groß und Klein. Mit der Darstellung des wortkarg-tollpatschigen Einzelgängers, der seinen kleinen grünen Mini auch gerne mal als Ankleidezimmer nutzt oder mit einem riesigen Weihnachtstruthahn auf dem Kopf durch die Gegend stolpert, wurde Rowan Atkinson zum weltweit beliebten Comedy-Star. Er ist noch heute untrennbar mit ihr verbunden, aber inzwischen versucht er sich an einer ganz anderen, auch nicht ganz unbekannten Figur …
Mit „Blackadder“ ganz nach oben
Die Karriere von Rowan Atkinson startete Ende der 1970er als Ensemblemitglied der beliebten britischen Comedyshow „Not The Nine O’Clock News“, bevor er ab 1982 als Hauptdarsteller der Sitcom „Blackadder“ so richtig durchstartete. Die Serie, in der wichtige Ereignisse der englischen Geschichte durch den Kakao gezogen werden, war eine der erfolgreichsten ihrer Zeit, sodass Atkinson bald auch Filmrollen angeboten wurden: In Sean Connerys einmaliger James-Bond-Rückkehr „Sag niemals nie“ spielte er 1983 den schusseligen Botschaftsmitarbeiter Nigel Small-Fawcett, zudem war er gegen Ende des Jahrzehnts in Mel Smiths Rom-Com „Das lange Elend“ sowie in der Fantasy-Komödie „Hexen hexen“ zu sehen.
„Mr. Bean“ stellt die Weichen
1990 folgte dann die Rolle, die Atkinsons gesamte weitere Karriere definieren sollte: Als Mr. Bean, den er in der gleichnamigen Serie für 15 Folgen und zwei Specials verkörperte, kennt ihn noch heute jedes Kind. Bis 1995 spielte er das tapfer den Tücken des Alltags trotzende Mannkind im Fernsehen, 1997 und 2007 folgten noch zwei Kino-Abenteuer. Und auch Atkinsons spätere Rollen waren ganz eindeutig von der Kultfigur beeinflusst: Vor allem „Johnny English – Der Spion, der es versiebte“ von 2003 und dessen Fortsetzung sind kaum etwas anderes als Bean-Filme im Gewand einer Agenten-Parodie. Nachdem der Schauspieler bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in London 2012 noch einmal als Bean geglänzt und als gelangweilter Pianist die Titelmelodie von „Die Stunde des Siegers“ zu Comedy-Gold veredelt hatte, schwor er seiner Paraderolle ab: Mit fast 60 Jahren fühlte Atkinson sich zu alt für den Part des ewigen Kindes. Ganz hat er sich aber schließlich doch nicht von Bean verabschiedet: In der animierten Version der Serie spricht er weiterhin die Hauptfigur, zudem schlüpfte er für einen Snickers-Werbespot und einen Red-Nose-Day-Sketch wieder in den ikonischen grün-braunen Tweed-Anzug.
Maigret und ein weiteres Mal Johnny English
Nachdem Johnny English 2011 ein zweites Mal mit mehr Glück als Verstand die Welt gerettet hatte, wurden Atkinsons Schauspiel-Auftritte zunächst seltener – nur in britischen TV-Shows, unter anderem „Top Gear“, war er hin und wieder als Gast zu sehen. Erst seit 2016 ist er in der Krimiserie „Maigret“ wieder regelmäßig auf dem Bildschirm aktiv: Er ermittelt als Kommissar in den 1950er Jahren in Paris und tritt in der Rolle von Georges Simenons berühmtem Jules Maigret in die Fußstapfen von Schauspielgrößen wie Jean Gabin, Heinz Rühmann und Charles Laughton. Die ersten drei jeweils 90-minütigen Episoden wurden 2016 in Großbritannien ausgestrahlt, die zweite Staffel ist derzeit in Produktion. Zudem wirft sich der Schauspieler bald noch einmal in feinen Zwirn: Englands Super-Agent Johnny English wird ein weiteres Mal gebraucht, der dritte Teil der Reihe soll 2018 Premiere feiern. Statt vor der Kamera stand Atkinson in den vergangenen Jahren oft auf der Theaterbühne: In einer Wiederaufführung der populären Charles-Dickens-Musical-Umsetzung „Oliver!“ spielte er die Rolle des Fagin. Weiterhin war er als Titelfigur im Theaterstück „Quartermaine’s Terms“ zu sehen und brachte zudem einige seiner alten Sketche in einer Comedy-Show auf die Bühne.
Der Comedy-Star als Auto-Narr
Neben seinen beruflichen Aktivitäten widmet sich Atkinson, dem Mitte der 2000er nachgesagt wurde, er wäre wegen einer schwere Depression in psychischer Behandlung, was jedoch von seinem Management und ihm selbst vehement bestritten wurde, vor allem einem Hobby: dem Sammeln und Fahren von schnellen, teuren Autos. Er nahm im Aston Martin V8 Zagato und im Renault 5 an einigen Autorennen teil, als Sammler erlangte er vor allem dafür Berühmtheit, dass er von 1997 bis 2015 einen seltenen McLaren F1 besaß, von dem insgesamt nur 72 Stück verkauft wurden. Mit diesem stellte Atkinson einen Rekord auf: Nachdem er 2011 mit dem Sammlerstück gegen einen Baum gerast war, kassierte er die höchste Versicherungssumme, die je in England für ein Auto ausgezahlt wurde – stolze 910.000 Pfund flossen aus der Kasse seiner Versicherung in die Instandsetzung des bis zu 370 km/h schnellen Boliden! Obwohl er ihn nach eigenen Angaben fast täglich fuhr, entschloss sich Atkinson dann 2015 aber dennoch dafür, den Wagen zu verkaufen: Acht Millionen Pfund flossen dafür in seine Tasche – auf jeden Fall genug, um sich das ein oder andere neue fahrbare Spielzeug zuzulegen.