Für FILMSTARTS ist Stanley Kubricks Über-Meisterwerk „Shining“ der beste Horrorfilm aller Zeiten – ein psychologischer Schocker, der einem mehr als einen Schauer über den Rücken jagt und die Nerven bis an die Belastungsgrenze reizt. Aber das liegt nicht nur an dem überragenden Jack Nicholson in der Hauptrolle oder Shelley Duvall als dessen terrorisierte Filmehefrau. Auch der beim Dreh damals erst fünfjährige Danny Lloyd sorgt mit seinem denkwürdigen Auftritt für Gänsehautmomente – legendär ist etwa die Szene, in der der Junge wie apathisch in Trance „REDRUM“ an die Schlafzimmertür seiner Mutter kritzelt und anschließend mit gezücktem Messer vor ihr auftaucht, während sie gerade erwacht.
Danny Lloyd (geboren 1973 in Chicago) zog das große Los und wurde aus 5.000 Kindern für die Rolle des Danny Torrance (als Filmsohn von Jack Nicholson und Shelley Duvall) ausgesucht. Das lag unter anderem daran, dass er sich außerordentlich gut konzentrieren konnte. Bei einem fanatischen Regisseur wie Meister Kubrick sicherlich eine zwingend nötige Gabe. Aber Kubrick ging für seine Verhältnisse außerordentlich behutsam mit Lloyd um, der in den Jahren nach den Dreharbeiten 1978 in London inmitten von Blutfontänen und Axtschwingern nicht einmal ahnte, welch verstörenden Themen dort verhandelt wurden. Erst mit 16 Jahren sah Lloyd erstmal den kompletten Film zusammen mit Freunden - und fand „Shining“ nicht unheimlich, weil er schließlich beim Dreh der fürchterlichsten Szenen hinter die Kulissen geschaut hatte.
Zwei Jahre nach „Shining“ spielte Lloyd noch in dem TV-Film „Nixons rechte Hand – Der Fall G. Gordon Liddy“ die junge Version des Titelhelden. Und dann? Dann war Schluss mit der Schauspielkarriere! Heute lebt er mit seiner Frau und sechs Kindern in Louisville, Kentucky, wo er als Biologie-Lehrer an einem Community College unterrichtet. Während seiner Studienzeit in Chicago hat Lloyd sich mit Jobs bei Wal-Mart und als Traktorfahrer auf einer Schweinefarm Geld dazuverdient. „Ich lebe ein ziemlich normales Leben. Die Leute erkennen mich nicht auf der Straße“, sagte er in einem Interview mit Daily News.
Sein Verzicht auf eine Schauspielkarriere war aber keinesfalls eine bewusste Entscheidung: „Wir versuchten es mehrere Jahre. Erst als ich in der Highschool war, habe ich mit fast 14 Jahren aufgegeben.“ Er verpasste einfach eine Rolle nach der anderen. Dabei waren die Dreharbeiten zu „Shining“ keinesfalls ein traumatisches Erlebnis, das seine Kindheit ruiniert hat. „Ich bin wirklich froh, dabei gewesen zu sein. Aber danach entschloss ich mich, einfach zu meiner normalen Kindheit zurückzukehren“, so Lloyd, der zugibt, dass ihm ein Hollywood-Leben sowieso nicht besonders liege und er sich im Mittleren Westen der USA sehr wohl fühle.
Vielleicht kommt es demnächst aber doch noch zu einem kleinen Comeback von Danny Lloyd. 2013 schrieb Vorlagenautor Stephen King mit „Doctor Sleep“ die Romanfortsetzung zu „Shining“, die auch verfilmt werden soll. Warner Bros. sicherte sich bereits die Rechte, King wird als ausführender Produzent beteiligt sein. Das Buch handelt von dem erwachsenen Danny Torrance, der von den Geistern der Vergangenheit getrieben wird. „Für ein Cameo wäre ich ganz sicher zu haben. Das wäre ein großer Spaß“, feixt Lloyd, dem auch Kings Buch sehr gut gefallen hat. Denn der fragte darin immerhin: „Was macht eigentlich… Danny Torrance?“