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    Oscar-Favorit "Konklave": Ein Bischof empfiehlt die Flucht, das Netz feiert den Kirchen-Thriller mit Kultfilm-Memes
    Björn Becher
    Björn Becher
    -Mitglied der Chefredaktion
    Seit mehr als 20 Jahren schreibt Björn Becher über Filme und Serien. Hier bei FILMSTARTS.de kümmert er sich um "Star Wars" - aber auch um alles, was gerade im Kino auf der großen Leinwand läuft.

    Höchst unterschiedliche Reaktionen begleiten den Kirchen-Thriller „Konklave“ von „Im Westen nichts Neues“-Regisseur Edward Berger. Kritische Äußerungen aus der Kirche sind vielleicht zu erwarten gewesen, Reaktionen im Netz überraschen dagegen.

    Mit seinem Netflix-Kriegsdrama „Im Westen nichts Neues“ feierte der deutsche Regisseur Edward Berger große Erfolge – bis hin zu vier Oscar-Auszeichnungen (und fünf weiteren Nominierungen) bei den Academy Awards 2023. Auch bei den kommenden Oscars wird Berger mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit wieder präsent sein: mit dem seit diesem Wochenende auch in den deutschen Kinos laufenden „Konklave“.

    In dem übrigens bereits vor der Oscar-Verleihung 2023 abgedrehten „Konklave“ mit u. a. Ralph Fiennes, Stanley Tucci und Isabella Rossellini geht es – der Titel enthüllt es vielleicht schon – um die Papstwahl. Die erzählt Berger als spannenden Thriller mit intriganten Bischöfen, die um Macht kämpfen und dunkle Geheimnisse bergen. Dass das gerade in der katholischen Kirche nicht überall gut ankommt, ist wenig überraschend.

    Ist "Konklave" einfach "Girls Club" mit Priestern?

    Unter den kritischen Stimmen sticht vor allem Robert Barron heraus. Der extrem konservative Bischof aus Minnesota ist in seiner Kirche nicht unumstritten, weil er sich auch mit rechtsextremen Meinungsmachern wie Ben Shapiro umgibt, in dessen Podcast er bereits zu Gast war. Selbst ist Barron aber einer der wohl am stärksten in die Öffentlichkeit drängenden Geistlichen. Seine Stimme hat Gewicht, er Einfluss.

    Barron hat einen eigenen Podcast, einen YouTube-Kanal, eine eigene TV-Sendung und ist in allen Sozialen Medien sehr aktiv. Auf X (ehemals: Twitter) verteufelte er dabei „Konklave“ und benutzte sogar den von rechter Seite gerne als Kampf- und Schimpfwort missbrauchten Begriff „woke“. Am Ende gibt er den Ratschlag, die Flucht vor dem Film zu ergreifen. Man solle „von ihm so schnell wie möglich wegrennen“.

    Solche Äußerungen aus bestimmten Kreisen dürften die Verantwortlichen hinter „Konklave“ erwartet haben. Viel überraschender ist dagegen, auf welche Art der Film in den Sozialen Medien gefeiert wird – nämlich mit ganz vielen Memes. Ausgerechnet ein Film über die Papst-Wahl, also eine Zusammenkunft sehr vieler, meist ausgesprochen alter Männer, wird mit Popkultur-Referenzen überhäuft. Und dabei findet sich immer wieder der Verweis auf einen Kultfilm, in dem es nicht um alte Männer, sondern um junge Frauen geht: „Girls Club“ alias „Mean Girls“.

    Vor allem eine Szene aus dem 2003er-Kultfilm von Autorin Tina Fey und Regisseur Mark Waters wird immer wieder in Memes aufgegriffen:

    Aber es gibt auch weitere kreative Ideen, eine Verbindung herzustellen:

    Der Vergleichsfilm wird schon genutzt, um andere Leute zu überzeugen, sich ein paar alte Geistliche im Kino anzuschauen:

    Längst ist die mit Memes begonnene Erzählung auch aus den Sozialen Medien herausgekommen. „Konklave“ sei einfach „‚Girls Club‛ mit Priestern“, titelt so das Magazin Salon.com und auch bei Gamesradar.com vermeldet man, dass ein „Thriller, der im Wesentlichen ‚Girls Club‛ im Vatikan ist, sich online zu einem Kult-Hit entwickelt hat“.

    Auch in der Offline-Welt ist „Konklave“ auf bestem Weg, ein immenser Erfolg zu werden. Allein in Nordamerika hat der nur 20 Millionen Dollar teure Thriller bereits fast 30 Millionen Dollar eingespielt. Und gerade läuft erst die Auswertung im Rest der Welt an – so auch in Deutschland. Hierzulande könnten am ersten Wochenende bereits rund 100.000 Tickets verkauft werden.

    Dazu dürften dann noch zahlreiche Auszeichnungen kommen. Vor allem bei den Oscars gilt „Konklave“ schon jetzt neben Werken wie unter anderem „Anora“ und dem hierzulande erst Anfang 2025 anlaufenden „Der Brutalist“ als Favorit. Mit Nominierungen als Bester Film wird gerechnet, Edward Berger hat wohl gute Chancen auf eine Regie-Nominierung und auch Hauptdarsteller Ralph Fiennes wird sich das Wochenende der Verleihung ganz sicher schon mal freihalten.

    Ganz andere Aufregung gibt es derweil um einen neuen Netflix-Hit. Mehr dazu erfahrt ihr im folgenden Artikel:

    "Das verdient Gefängnis": Ärger um neuen Netflix-Mega-Hit – wegen einer wirklich verdammt störenden Sache

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