Nach dem Mega-Erfolg von „Joker“ vor fünf Jahren droht die Fortsetzung „Joker 2: Folie À Deux“ gerade angesichts ihres stattlichen Budgets aktuell zum Flop zu werden, wohl nicht zuletzt weil sich viele Fans des ersten Teils vom Sequel vor den Kopf gestoßen fühlen. Nicht nur kommt „Joker 2“ als abgründiges Musical daher, das dieselben Themen von Teil 1 im Grunde noch einmal verhandelt. Auch präsentiert der Film gegen Ende gleich zwei Entscheidungen hinsichtlich der Entwicklung von Arthur Fleck (Joaquin Phoenix), mit der sich viele nur schwer anfreunden können und die ein Grund für die größtenteils schlechte Mundpropaganda zum Film sind.
Die erste dieser kontroversen Entscheidungen erleben wir noch im Gerichtssaal, wo sich Arthur für seine Taten aus dem Vorgänger verantworten muss. Gerade als es so aussieht, als ob er sich hier wieder voll und ganz seiner Joker-Persona hingibt und bei seiner Verteidigung jetzt so richtig auf den Putz hauen wird, hält er plötzlich inne und schwört dem anarchischen Clown-Dasein komplett ab.
Arthur hat die ernüchternde Erkenntnis, dass das alles – obwohl er nun endlich die langersehnte Aufmerksamkeit bekommen und eine richtige Bewegung losgetreten hat – letztlich zu doch nichts führen wird. Daher beschließt er, das Ganze einzureißen, wie Regisseur Todd Phillipps Arthurs Entschluss im Interview mit Entertainment Weekly genauer beschrieben hat...
Selbstfindung mit verheerenden Folgen
„Er stellt fest, dass alles so korrupt ist, dass es sich niemals ändern wird und die einzige Möglichkeit, es gerade zu biegen, ist, alles niederzubrennen“, so Phillips. „Als die Wärter, den Jungen in [Arkham] töten, realisiert Arthur, dass es nichts bewirkt, wenn er Makeup aufträgt und sich verkleidet. In gewisser Weise hat er akzeptiert, dass er immer Arthur Fleck war. Er war niemals dieses Ding, das ihm auferlegt wurde, diese Idee, zu der ihn die Leute von Gotham gemacht haben, die er repräsentiert. Er ist eine unabsichtliche Ikone. [...] Er möchte nicht mehr als ein Fake leben – er möchte sein, wer er ist.“
Das Bittere dabei: Arthurs Selbstfindung, mit der er endlich Frieden mit seinen inneren Dämonen schließen will, kommt ihm teuer zu stehen. Da er endgültig auf die Strategie seiner (Ex-)Anwältin pfeift, die ihn für unzurechnungsfähig erklären lassen wollte, und gesteht, dass es keinen Joker gibt, sondern er während seiner blutigen Taten einfach nur Arthur war, droht ihm nun der entsprechende Schuldspruch.
Zwar kann er nach der Explosion vor dem Gerichtsgebäude zwischenzeitlich fliehen und seine Liebe Lee (Lady Gaga) aufsuchen. Doch die serviert ihn endgültig ab, hat sie doch niemals Arthur als Person, sondern lediglich seine Joker-Seite bzw. die rebellische Anti-Establishment-Joker-Idee geliebt, die er in ihren Augen verkörperte. Um das zu unterstreichen, nennt sie ihn in diesem Moment der Trennung tatsächlich überhaupt zum ersten Mal bei seinem richtigen Namen, wie Todd Phillipps gegenüber EW noch einmal herausgestellt hat: „Das Traurige ist: Er ist Arthur und niemand interessiert sich für Arthur“, fasst Phillips die Quintessenz von Arthurs tragischem Dasein zusammen.
Am Ende von „Joker 2“ wird Arthur zurück nach Arkham geschafft, wo er durch die Hand eines Mithäftlings letztlich den ultimativen Preis dafür bezahlt, dass er seine vermeintlichen Verehrer mit seiner Joker-Entsagung enttäuscht hat. Im folgenden Artikel haben wir die umstrittene Schlussszene und ihre Implikationen einmal etwas genauer beleuchtet:
Erklärt: Das ist der Typ am Ende von "Joker 2" – und darum könnte er in "Joker 3" zur wichtigsten Figur werden