86 Jahre sind ein stolzes Alter. Für Anthony Hopkins ist es jedoch anscheinend nur eine Zahl, denn er denkt nicht wirklich ans Aufhören. In seinen 57 bisherigen Berufsjahren spielte er diverse Rollen, die ihn als Schauspieler gewiss vor die eine oder andere Herausforderung stellten. Doch eine Rolle in seiner Filmografie dürfte wohl glasklar als wirklich ikonisch bezeichnet werden: Gemeint ist natürlich die des Dr. Hannibal Lecter.
Die Figur, die ursprünglich vom Romanautor Thomas Harris erschaffen wurde, machte Hopkins dank seiner Leistung im Thriller-Klassiker „Das Schweigen der Lämmer“ zum Weltstar – dabei war er in dem knapp zwei Stunden langen Film nur gut 16 Minuten wirklich zu sehen. Die waren aber so überzeugend, dass er 1992 für seine Rolle des intelligenten Kannibalen einen Oscar als Bester Hauptdarsteller erhielt.
Popkultur und Forensik
Seine Darstellung hinterließ einen sehr großen Eindruck, was auch daran gut erkennbar war, dass seine Szenen aus dem Thriller immer wieder persifliert wurden. Sei es in der direkten Parodie „Das Schweigen der Hammel“ oder in Ulk-Streifen wie „Loaded Weapon 1“. Kurz: Dr. Lecter wurde Teil der Popkultur und immens beliebt. Eine Rückkehr des Charakters war unumgänglich.
2001 erschien das von Ridley Scott inszenierte Sequel „Hannibal“. Nur ein Jahr später wurde dann „Roter Drache“ produziert, ein Prequel. In zweifacher Hinsicht ein besonderer Lecter-Film: zum einen, weil es bereits 1986 eine Verfilmung von „Heat“-Regisseur Michael Mann gab (damals spielte Brian Cox den Kannibalen), zum anderen, weil Hopkins in einem Interview mit der BBC erklärte, dass „Roter Drache“ der beste Teil der Reihe ist.
Als Begründung für seine Wahl gab er an, dass „Roter Drache“ der interessanteste und gruseligste Film seiner Hannibal-Auftritte sei. Diese Meinung speist sich daraus, dass es in dem Thriller von Regisseur Brett Ratner („Rush Hour“) viel um forensische Wissenschaft geht. Eine Thematik, die der Oscar-Preisträger laut eigener Aussage sehr spannend findet. Wer weiß, vielleicht hat er damals ja auch gerne „CSI“ gesehen?
Das ist „Roter Drache“
„Roter Drache“ erzählt die Vorgeschichte zu „Das Schweigen der Lämmer“. Im Fokus steht FBI-Profiler Will Graham (Edward Norton), der Dr. Lecter verhaften konnte, dabei aber schwer verletzt wurde und seitdem psychisch gebrochen ist. Sein Ex-Kollege Jack Crawford (Harvey Keitel) bittet ihn dennoch um Hilfe, denn ein Serienmörder treibt sein Unwesen.
Der als Zahnfee betitelte Killer hat bereits an zwei Vollmondnächten jeweils eine Familie brutal abgeschlachtet. Will sieht sich den Fall an und erkennt, dass er zur Überführung des Mörders die Hilfe des inhaftierten Dr. Lecter benötigt. Für Lecter eine willkommene Abwechslung, die er auch dafür nutzt, um den Killer (Ralph Fiennes) auf Graham und seine Familie zu hetzen.
Es gibt mehr als nur einen Hannibal Lecter
Im Vergleich zur bereits erwähnten ersten Verfilmung von Michael Mann wurde der Part von Lecter in „Roter Drache“ deutlich erhöht, auch weil mit der Figur das Marketing ordentlich befeuert wurde. Hopkins IST eben einfach Lecter. Doch dabei wird oft vergessen, dass es noch andere Darsteller gab, die sich an der Rolle versuchten.
Der allererste Hannibal Lecter war tatsächlich nicht Hopkins, sondern der bereits erwähnte „Succession“-Star Brian Cox. Seine Darstellung machte aber keinen allzu großen Eindruck – ganz im Gegensatz zur Performance von Hopkins. Für„Hannibal Rising“, die Origin-Story des Kannibalen, war er jedoch zu alt. Also übernahm 2007 der Franzose Gaspard Ulliel den Part.
Während auf der Leinwand sich danach niemand mehr an die Rolle herantraute, sah es im TV-Bereich anders aus. Mads Mikkelsen wurde unter der Leitung von Showrunner Bryan Fuller zu Hannibal in der gleichnamigen Thriller-Serie. Diese hat bis heute viele Fans, die sich seit Ausstrahlung der letzten Folge im Jahr 2015 eine vierte Staffel wünschen. Ob die jemals kommt, darf bezweifelt werden. Dafür erwartet uns demnächst mit „Dust Bunny“ ein Horrorfilm von Fuller, mit Mikkelsen in der Hauptrolle. Via Instagram gab Fuller bereits einen kleinen Blick hinter die Kulissen preis:
Sorry Mr. Hopkins, aber das Publikum sieht es anders
Es gibt also mehr als nur einen Lecter-Darsteller, und doch ist es wohl unbestreitbar, dass Anthony Hopkins alleine für seine Performance in „Das Schweigen der Lämmer“ DER Hannibal Lecter schlechthin ist. Das erkennt man auch sehr gut an den Durchschnittsbewertungen der FILMSTARTS-Community: Mit einer User-Wertung von 4,6 von 5 Sternen ist „Das Schweigen der Lämmer“ für euch einer der besten Thriller aller Zeiten, während es „Hannibal“ nur auf solide 3,6 und „Roter Drache“ immerhin auf 3,8 Sterne bringt.
Mag Hopkins auch seinen bislang letzten Lecter-Film am stärksten bzw. gruseligsten, finden, für das Publikum bleibt „Das Schweigen der Lämmer“ die Nummer eins. Wer übrigens mehr von Hopkins sehen will, dem sei schon jetzt die Gladiatoren-Serie „Those About to Die“ von Roland Emmerich und Prime Video empfohlen, die ab dem 19. Juni 2024 exklusiv beim Streamingdienst erhältlich ist.
Es wäre ein völlig anderer Film geworden: Dieser Superstar wollte Regie und Hauptrolle von "Das Schweigen der Lämmer" übernehmen*Bei dem Link zum Angebot von Amazon handelt es sich um einen sogenannten Affiliate-Link. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision.