Sein schlaksiger Körperbau und seine schelmische Ausstrahlung prädestinieren Rhys Ifans für die Rolle des sympathischen Lausbuben mit dem Hang zur Nervensäge. International bekannt wurde der Waliser dann auch in der Rolle von Hugh Grants exzentrischem Mitbewohner Spike in der Erfolgskomödie "Notting Hill". Darüber hinaus überzeugte Ifans im Thriller „You are dead“ als Gauner sowie im Drama „Enduring Love“ als penetranter Stalker.
Von Wales nach London
Rhys Ifans wurde am 22. Juli 1968 im walisischen Haverfordwest als Sohn eines Lehrerehepaars geboren und wuchs in der nordwalisischen Kleinstadt Ruthin auf. Die Schule absolvierte er ebenfalls in Wales, dessen Landessprache für ihn bis heute prägend ist. Schon damals interessierte sich Ifans für das Schauspiel, ersten Unterricht erhielt er in entsprechenden Jugendprogrammen. Nach seiner Schulzeit verließ Ifans seine Heimat Wales, um im benachbarten England Schauspiel zu studieren. Seine Reise führte ihn zum Londoner Royal National Theatre, von wo aus seine Karriere ihren Anfang nahm.
Erfolg mit Notting Hill
Erste Auftritte absolvierte er Anfang der 90er Jahre in britischen TV-Produktionen, wie etwa der Comedy „Spatz“ und der Krimiserie „Nightshift“. Seine erste Filmrolle besetzte der Waliser in der Adaption des Anton Tschechow Theaterstücks „Onkel Wanja“. Der Film erschien unter dem Titel „August“, die Handlung wurde von Russland nach Wales verlegt. Ifans selbst hatte darin eine kleinere Rolle neben Anthony Hopkins. Es folgten weitere Auftritte in Serien und Fernsehfilmen sowie in kleineren Kinoproduktionen, ehe mit „Notting Hill“ seine große Stunde schlug: In der romantischen Komödie stahl Ifans den beiden Hauptdarstellern Hugh Grant und Julia Roberts kurzerhand die Show. Während sich zwischen Buchhändler William (Grant) und der Schauspielerin Anna Scott (Roberts) eine eher überraschungsarme Liebesgeschichte abspielt, sorgte Ifans als Williams Mitbewohner Spike für die humorvollsten Szenen. Nicht zuletzt ist es auch dem Waliser zu verdanken, dass sich der Film vom Gros des Genres angenehm abheben konnte.
Der Held aus der zweiten Reihe
Nach „Notting Hill“ konnte sich Rhys Ifans nicht mehr über Angebote beklagen. Der große Starruhm blieb zwar aus, der Schauspieler ist jedoch seitdem als Premium-Nebendarsteller gut im Geschäft. In Andy Hursts Thriller „You are dead“ überzeugte er an der Seite von John Hurt in der Rolle eines Bankräubers, dessen Bande sich bei einem großen Coup mit einer anderen Bande ins Gehege kommt. Als schließlich die Polizei anrückt, müssen die beiden verfeindeten Gruppen gemeinsame Sache machen. Hier bewies der Waliser erneut sein komödiantisches Talent, ohne dem Film aber die Spannung zu rauben. Es folgte eine Rolle „Kevin & Perry...tun es“. Die lauwarme Komödie rund um zwei Teenager, die unbedingt ihre Jungfräulichkeit verlieren wollen, floppte. Auch Ifans bemühte Darstellung des DJ Eye Ball Paul konnte den Film nicht aufwerten. Künstlerisch erfolgreicher war Ifans hingegen im Sportlerdrama „Helden aus der zweiten Reihe“. An der Seite von Gene Hackman und Keanu Reeves gab Ifans einen kettenrauchenden, abgehalfterten Footballspieler, der zusammen mit anderen ausgemusterten Sportlern über sich hinauswächst, als sie das in einen Streik getretene Team der Washington Sentinels ersetzen müssen.
Neue Aufmerksamkeit als Mr. Nice
Ifans bewies sich als Wanderer zwischen den Genres: In der Adam Sandler-Komödie „Little Nicky“ trat er als anarchischer Sohn des Teufels mit eigenen Herrschaftsambitionen auf, Lasse Hallströms Liebesdrama „Schiffsmeldungen“ mit Kevin Spacey und Julianne Moore bereicherte er in einer Nebenrolle. In Mira Nairs während der britischen Kolonialzeit in Indien spielendem Kostümfilm „Vanity Fair“ verkörperte Ifans hingegen einen Soldaten, der sich in die Freundin seines besten Freundes verliebt, während er als Stalker im Drama „Enduring Love“ und im in „Hannibal Rising - Wie alles begann“ als Milizionär, der dem jungen Hannibal Lector in die Quere kommt, seine ernstere Seite offenbarte. Erst nachdem er dem Moderator eines britischen 60er-Jahre-Piratensenders im skurrilen „Radio Rock Revolution“ sein Gesicht geliehen hatte, rückte Ifans in der Hauptrolle des ehemaligen Studenten und Drogendealers Howard Marks wieder etwas mehr ins Rampenlicht: Unter der Regie von Bernard Rose konnte Ifans seinem Antihelden mit realem Vorbild - der Film basiert auf der gleichnamigen Autobiografie von Marks - eine sympathische Seite abgewinnen. Aber auch Harry Potter-Fans ist Ifans ein Begriff: In „Harry Potter und die Heiligtümer des Todes - Teil 1“ ist der Schauspieler als Xenophilus Lovegood zu sehen. Für Roland Emmerichs Historien-Debüt "Anonymus" hingegen stand der Waliser 2011 als adeliger Earl of Oxford, dem nachgesagt wird, der wahre Schöpfer der Shakespeare-Stücke zu sein, vor der Kamera.
Ifans war von März bis Juni 2008 mit der Schauspielerin Sienna Miller verlobt.