Die Hollywood-Legende, mit der George Clooney am häufigsten verglichen wird, ist niemand geringeres als Cary Grant. Es ist ein Vergleich, der naheliegt: Nicht nur, dass der 1,80 Meter große Grauschopf Clooney dem eleganten Leading Man Grant bisweilen zum Verwechseln ähnlich sieht, sondern beide Schauspieler verdanken ihren Starruhm vor allem ihrem unwiderstehlichen Charme, ihrem weltmännischen Charisma und ihrem selbstironischen Humor. Doch im Unterschied zu Grant und damit eher in der Tradition eines Warren Beatty begnügt sich Clooney nicht mit der Schauspielerei und hat sich auch als Regisseur, Drehbuchautor und Produzent profiliert. Und so wurde aus dem lange Zeit wenig erfolgreichen TV-Darsteller ein weltberühmter und vielbewunderter Oscar- und Golden-Globe-Gewinner.
Familienbande
George Timothy Clooney ist der Sohn einer ehemaligen Schönheitskönigin und des in den USA sehr bekannten Nachrichtensprechers und Spielshow-Moderators Nick Clooney. Zu seinen Verwandten zählen auch weitere Medienpersönlichkeiten wie die erfolgreiche Sängerin Rosemary Clooney und José Ferrer, ein Hollywood-Schauspieler und Oscar-Preisträger (für „Der letzte Musketier“, 1950). Auch Clooneys Cousin Miguel Ferrer ist ein gefragter Charakterdarsteller („Traffic“) und sollte dem Jüngeren bei seiner Karriere behilflich sein. Auf diese Weise familiär vorbelastet hing George immer wieder seit seinem fünften Lebensjahr auf den Fernsehsets seines Vaters herum und animierte das Studiopublikum. Trotzdem war der römisch-katholisch erzogene Clooney in der Schule ein Einserkandidat und begeisterter Basketball- und Baseball-Spieler. Seine Bemühungen ein professioneller Sportler zu werden und ein Studium der Geschichte und Politik abzuschließen blieben aber erfolglos. 1982 packte er die Sachen und zog auf Anregung seines Cousins Miguel von Illinois nach Hollywood, um in L.A. sein Glück als Schauspieler zu versuchen. Es sollte ein aufreibender Weg werden.
Ein Jahrzehnt des Grauens
Im Laufe der 1980er und frühen 1990er Jahre konnte George Clooney trotz der Unterstützung seiner bereits in der Branche etablierten Verwandten keinen Eindruck in Hollywood hinterlassen. Stattdessen musste er sich durch zweit- bis drittklassige Pilotfilme für nie in Produktion berufene Fernsehserien quälen und Rollen in anspruchslosen Low-Budget-Produktionen akzeptieren. Eine seiner ersten Kinorollen spielte er bereits 1984 als hormongesteuerter Jugendlicher an der Seite von Charlie Sheen und Laura Dern in dem Horrorfilm „Predator: The Concert“. Der Film wurde erst drei Jahre später veröffentlicht, als Sheen mit „Platoon“ der Durchbruch gelungen war, auf den Clooney noch wartete. Den einsamen Höhepunkt in dieser Schaffensphase in Clooneys Filmkarriere bildete die Trash-Komödie „Die Rückkehr der Killertomaten“, in der er eine Nebenrolle hatte. Das Fernsehen bot ihm indes Gastauftritte in Sitcoms wie „Golden Girls“ und eine größere, aber bald gestrichene Nebenrolle in „Baby Talk“, der Fernsehadaption des Kinofilms „Kuck' mal, wer da spricht“. Den ersten wirklichen Erfolg hatte Clooney als Booker Brooks, der taktlose Vorgesetzte von Roseanne Barr und Laurie Metcalf in der Familien-Sitcom „Roseanne“.
Das Kinolicht am Ende des Fernsehtunnels
Im Anschluss an zwei Staffeln „Roseanne“ bewarb sich George Clooney um eine der heiß begehrten Hauptrollen in der von Bestseller-Autor Michael Crichton entwickelten und Erfolgsregisseur Steven Spielberg produzierten Fernsehserie „Emergency Room - Die Notaufnahme“. In der Rolle des unorthodoxen Kinderarztes Dr. Douglas Ross, der mit einer Krankenschwester anbändelt, konnte der irischstämmige Clooney erstmals sein Schauspieltalent zeigen. Der Erfolg der Krankenhausserie, in der auch seine Verwandten Miguel Ferrer und Rosemary Clooney Gastauftritte absolvieren würden, brachte ihm nicht nur ersten Ruhm und reichlich Anerkennung, sondern endlich auch seriöse Filmangebote. Während er weiter für „E.R.“ arbeitete, glänzte Clooney in der unkonventionellen Hauptrolle eines Raubmörders neben Quentin Tarantino und Harvey Keitel in der Kult-Horrorkomödie „From Dusk till Dawn“ von Robert Rodriguez. Doch auf Anraten seiner Berater setzte Clooney dann auf kommerziellere Projekte und spielte den hübschen Leading Man in romantischen Komödien („Tage wie dieser“ mit Michelle Pfeiffer) und Actionthrillern („Projekt: Peacemaker“ mit Nicole Kidman) sowie den Fledermaus-Helden in „Batman und Robin“.
Lernen aus Fehlern und Lernen durch Handeln
George Clooney akzeptierte nach seiner schweren Anfangszeit in Hollywood zunächst jede Rolle, die seinen Status als gefragter Leading Man festigen konnte. Doch bald stellte der Mime fest, dass der (schauspielerische) Anspruch dabei auf der Strecke zu bleiben drohte. Als Batman fühlte er sich in Joel Schumachers Kassen- und Kritikerflop neben Stars wie Arnold Schwarzenegger und Uma Thurman ebenso unwohl wie als ewiger Charmeur. Als persönliche Lieblingsprojekte wie die Elmore-Leonard-Gaunerkomödie „Out of Sight“ von Steven Soderbergh und David O. Russells Irakkriegs-Satire „Three Kings“ mit Mark Wahlberg und Ice Cube an der Kasse untergingen, während ein recht konventioneller Katastrophenfilm wie Wolfgang Petersens „Der Sturm“ seinen Starstatus zementierte, beschloss Clooney, fortan intelligenter zwischen Kinokunst und Kommerzware zu wechseln: Zusammen mit seinem Lieblingsregisseur Soderbergh drehte er ab 2001 alle paar Jahre einen Teil der „Ocean's Eleven“-Reihe: selbstironische, mit Stars wie Brad Pitt, Matt Damon, Julia Roberts, Andy Garcia und Al Pacino hochkarätig besetzte Gangsterkomödien - und sichere Hits. „Nebenbei“ konnte sich Clooney nun weit anspruchsvolleren Film- und Fernsehprojekten widmen.
George Clooney, der Regisseur
George Clooney arbeitete nach dem Erfolg des ersten Films der Reihe nicht nur bei „Ocean's Twelve“ und bei „Ocean's Thirteen“ erneut mit Steven Soderbergh zusammen, sondern übernahm auch Rollen in dessen ambitionierteren Projekten wie dem Science-Fiction-Remake „Solaris“ mit Natascha McElhone und dem kunstvollen Schwarzweiß-Drama „The Good German“ mit Tobey Maguire und Cate Blanchett. Für Filme, die ihm am Herzen lagen, verzichtete Clooney auf seine Star-Gage und gelegentlich auch auf einen prüfenden Blick ins Drehbuch: So sagte er Joel und Ethan Coen für die Hauptrollen in ihrer inoffiziell so genannten „Idioten-Trilogie“ blind zu. Diese Zusammenarbeit begann mit der Südstaaten-Odyssee „O Brother, Where Art Thou?“ und wurde mit den absurden Slapstick-Komödien „Ein (un)möglicher Härtefall“ und „Burn After Reading“ fortgesetzt. Inspiriert von Filmemachern wie den Coens und Soderbergh gab Clooney mit der llen Künstlerbiographie „Geständnisse - Confessions Of A Dangerous Mind“, deren Hauptrolle er Sam Rockwell anvertraute, sein Kinodebüt als Regisseur – der originelle Film war aber ebenso ein Kassenflop wie seine später von ihm inszenierte und produzierte 20er-Jahre-Sportlerkomödie „Ein verlockendes Spiel“. Bedeutend mehr Anerkennung brachte Clooney seine zweite Regiearbeit, das vielfach prämierte Journalistendrama „Good Night, And Good Luck“.
Kritikerliebling, regelmäßiger Oscar-Kandidat und weiter gute Aussichten
Bei „Good Night, and Good Luck“ fungierte George Clooney 2005 nicht nur als Regisseur, sondern auch als Co-Autor und Nebendarsteller. Neben ihm brillierten in dem elegant fotografierten Schwarzweiß-Drama über die Auswirkungen der McCarthy-Ära auf die US-Medien Charakterdarsteller wie David Strathairn, Robert Downey Jr. und Patricia Clarkson. Clooney beeindruckte mit diesem Werk Kritiker und Kollegen, den Oscar und den Golden Globe sollte er aber für einen anderen Film aus dem gleichen Jahr gewinnen: als CIA-Agent, der im Mittleren Osten Waffengeschäfte einfädelt und schließlich gefoltert wird, in Stephen Gaghan komplexem Politdrama „Syriana“. Clooneys Erfolgsserie setzte sich mit Kassen- und Kritikererfolgen wie dem Justizdrama „Michael Clayton“ und der Tragikomödie „Up in the Air“ fort, für die er jeweils eine Oscar-Nominierung als Bester Hauptdarsteller erhielt. Der Star und Frauenliebling ist weiter bestens im Geschäft und verfolgt zahlreiche Projekte, darunter das mit Paul Giamatti, Ryan Gosling und Evan Rachel Wood starbesetzte Politdrama „The Ides of March“, das er produziert, schreibt und inszeniert, sowie vielversprechende neue Filme von Ausnahme-Regisseuren wie Steven Soderbergh („The Man From U.N.C.L.E.“), Alfonso Cuarón („Gravity“) und Alexander Payne („The Descendants“).
George Clooney war von 1989 bis 1993 mit der Film- und Fernsehschauspielerin Talia Balsam („Freundschaft Plus“, „Mad Men“) verheiratet und hat darauf der Institution Ehe und dem Kinderkriegen abgeschworen. Als einer der begehrtesten Single-Männer Hollywoods hatte er Beziehungen mit den Kolleginnen Kelly Preston („Casino Jack“), die ihm sein geliebtes, 2006 gestorbenes Hausschwein Max geschenkt hatte, Krista Allen, die eine Hauptrolle in seiner Fernsehproduktion „Unscripted“ spielte, und Renée Zellweger, die mit ihm in „Ein verlockendes Spiel“ zu sehen ist. Seit Mitte 2009 führt er eine Beziehung mit dem schauspielernden Model Elisabetta Canalis („Deuce Bigalow: European Gigolo“) und lebt in Los Angeles sowie der italienischen Provinz Como.