Die Eindeutschung amerikanischer Filmtitel hat schon für viele Irritationen gesorgt. Aber im Falle von „Grown Ups“ traf man endlich einmal den Nagel auf den Kopf. Als „Kindsköpfe“ kam der US-Hit 2010 in die deutschen Kinos - damit wurde nicht nur der „Gemütszustand“ seiner Protagonisten skizziert, sondern indirekt auch das Image von Adam Sandler. Immer wieder verkörpert der Starkomiker das Kind im Manne, den Durchschnitts-Amerikaner von nebenan, der einfach nicht erwachsen werden will. In der Rolle des scheinbar naiven Clowns, der durchaus aneckt, hat Sandler seine Nische gefunden. Wobei „Nische“ eine unerhörte Untertreibung ist. Denn trotz aller Kritik an seiner angeblich mangelnden Wandlungsfähigkeit liefert Sandler nahezu jedes Jahr einen Film ab, der allein in den USA über 100 Millionen Dollar einspielt. Es verwundert daher kaum, dass der „Kindskopf“ mit Gagen von über 20 Millionen Dollar zu den bestbezahlten Schauspielern der Welt zählt.
Von Bill Cosby zu „Saturday Night Live“
Adam Richard Sandler ist der Sohn eines jüdischen Elektrikers und kam in Brooklyn, New York, auf die Welt, zog mit seiner Familie aber bereits im Alter von fünf Jahren nach Manchester, New Hampshire um. Mit 17 Jahren entdeckte er zufällig sein Talent zum Stand-Up-Komiker, als es ihn in Boston spontan auf eine Bühne zog. Während seines Studiums der „Schönen Künste“ an der New York University trat Sandler immer wieder gerne in kleinen Comedy-Clubs oder auf dem Uni-Campus auf. Ein weiterer Schritt in die richtige (Comedy-)Richtung war für Sandler die „Die Bill Cosby Show“: In der 80er-Jahre-Kult-Sitcom war er regelmäßig als Smitty, Freund der Familie Huxtable, zu sehen. Ein echter Glücksfall war für ihn zudem die Begegnung mit dem Komiker Dennis Miller. Der war von Sandlers Auftritt in einem Comedy-Club in Los Angeles so begeistert, dass er ihn gleich dem „Saturday Night Live“-Produzenten Lorne Michaels empfahl. 1990 engagierte der ihn für die Sendung, durch die zuvor bereits Komiker wie Bill Murray und Eddie Murphy zu Stars geworden waren. Besonders beliebt waren vor allem Sandlers gewitzte Gesangseinlagen, eine davon, „The Chanukah Song“, erreichte sogar eine vordere Platzierung in den Billboard-Charts.
Wiederholungstäter auf der Kinoleinwand
Adam Sandlers erste filmische Gehversuche konnten weder mit der Qualität noch mit der Popularität seiner „Saturday Night Live“-Auftritte mithalten. Sein 1989 erschienenes Debütwerk „Adam Sandler's Love Boat“ würde Sandler wohl gerne in einem Giftschrank verschwinden lassen, denn die Billig-Komödie hält sich auch nach Jahren noch hartnäckig unter den am schlechtesten bewerteten Filmen bei imdb.com. Ein erster Zuschauerfolg war dann die 1995 abgedrehte Komödie „Billy Madison - Ein Chaot zum Verlieben“, in der Sandler einen jungen Mann spielt, der noch einmal alle Schulklassen wiederholen muss, um seinen schwerreichen Vater von seinen Fähigkeiten zu überzeugen. Es folgte die Golferkomödie „Happy Gilmore“ und ein weiterer Hit in den US-Kinos. Zum ersten Mal arbeitete Sandler hier mit dem Regisseur Dennis Dugan zusammen, mit dem er auch in der Zukunft immer wieder neue Projekte auf die Beine stellen sollte. Aus der Kombination der Titel dieser beiden Filme machte Sandler 1999 den Namen seiner Produktionsgesellschaft „Happy Madison“, unter deren Banner nun eine ganze Reihe von Adam-Sandler-Hits entstehen sollte.
Comedy ist Trumpf
Als charmanter Bar-Mizwa-Sänger gelang Adam Sandler an der Seite von Drew Barrymore in Frank Coracis romantischer Komödie „Eine Hochzeit zum Verlieben“ 1998 auch international der Durchbruch. Sandler spielte hier deutlich zurückgenommener als bei seinen ersten Blödel-Komödien, was auch bei den Kritikern einigen Anklang fand. Danach schoss Sandlers Filmkarriere durch die Decke: Noch im selben Jahr konnte er seine Sportleidenschaft in Coracis „Waterboy - Der Typ mit dem Wasserschaden“ erneut ausleben, hier verkörperte Sandler einen stotternden Football-Wasserträger mit Mutterkomplex, der zufällig seine große Chance auf dem Spielfeld bekommt. Der Film spielte über 160 Millionen Dollar an den amerikanischen Kinokassen ein – die Kritiker senkten jedoch erneut den Daumen und Sandler wurde für die Goldene Himbeere als schlechtester Schauspieler nominiert. Den Spottpreis „gewinnen“ konnte Sandler ein Jahr später für die Familienkomödie „Big Daddy“, die den Erfolg von „Waterboy“ an den Kinokassen dafür sogar noch toppen konnte.
Mut zu mehr Experimenten
Das goldene Händchen für Kassenhits sollte Adam Sandler im neuen Millenium kurzfristig abhandenkommen. Seine Teufels-Fantasy-Klamotte „Little Nicky“ ist sein erster veritabler Kinoflopp, doch Sandler lernt aus dem Misserfolg, zieht sich kurzfristig aus dem Filmgeschäft zurück, um dann 2002 mit „Punch-drunk love“ seine Fans und Kritiker zu überraschen. Die Regie für die unkonventionelle Romantik-Komödie übernahm der gefeierte Jungregisseur Paul Thomas Anderson („Magnolia“). Er zeigt einen ungewohnt nachdenklichen Sandler, der mit Charakterdarstellerin Emily Watson ein denkwürdiges Paar bildet. Für seine reife Leistung als unausgeglichener Jungunternehmer bekommt der Komiker 2003 sogar eine Golden-Globe-Nominierung. Dennoch mussten Sandler-Fans keinen kompletten Imagewandel ihres Stars befürchten. In den Folgejahren variierte er seine Rolle als herzensguter, naiver und oft etwas einfältiger Jedermann lediglich marginal, etwa als „Mr. Deeds“ im Frank-Capra-Remake, neben Leinwandlegende Jack Nicholson in „Die Wutprobe“ und in der Romantik-Komödie „50 erste Dates“, einer Wiedervereinigung mit Drew Barrymore. Zwischen solche Blockbuster, zu denen auch noch „Klick“ gehört, streute der bekennende Anhänger der republikanischen Partei, immer wieder etwas andere, anspruchsvollere Projekte ein. So wagte er sich 2004 an die melancholische Multikulti-Komödie „Spanglish“ von James L. Brooks, ehe er 2007 in Mike Binders bewegender 9/11-Auseinandersetzung „Die Liebe in mir“ das beeindruckende Porträt eines seelisch zerrütteten, introvertierten Mannes gab. Auch in der ersten Zusammenarbeit mit seinem alten Weggefährten Judd Apatow, der dramatischen Komödie „Wie das Leben so spielt“, schlug er als sterbenskranker Comedian ernstere Töne an.
Talentscout und Teamplayer
Eine Eigenschaft, die Adam Sandler immer ausgezeichnet hat, ist das richtige Näschen für seine Co-Stars. Zumeist verlässt er sich dabei auf seine Kollegen aus der „Saturday Night Live“-Zeit. Rob Schneider gibt dabei häufig, und nicht unumstritten, die Knallcharge, während andere Komiker wie Chris Rock, David Spade oder der „The King of Queens“-TV-Star Kevin James sporadischer seinem Film-Ensemble angehören. Im Gegenzug unterstützt Sandler als Produzent auch immer wieder deren Solokarrieren, wie bei James und dessen „Der Kaufhaus Cop“ nach ihrer Zusammenarbeit als Schauspieler in „Chuck und Larry“. Auch an der Tier-Komödie „Der Zoowärter“, in der Kevin James den Titelhelden verkörpert, ist Sandler wieder beteiligt und spricht einen Affen. Bei der Romantikkomödie „Meine erfundene Frau“ mit Jennifer Aniston und Nicole Kidman arbeitete der Star unterdessen erneut mit seinem Regie-Kumpel Dennis Dugan zusammen. Das Comedy-Dreamteam wird Ende des Jahres auch den Film „Jack and Jill“ vorstellen, in dem Sandler eine Doppelrolle spielt. Die freche Vater/Sohn-Komödie „I Hate You, Dad“ soll dann 2012 in die Kinos kommen.
Adam Sandler ist seit 2003 mit dem ehemaligen Model Jackie Sandler verheiratet. Das Paar hat zwei Töchter.