Robin Williams ist der ideale Faxenmacher. Mit seinem einnehmenden Gesicht wirkt er wie der große Junge, dem man nicht böse sein kann, wenn er wieder etwas angestellt hat. Aber der Star aus „Mrs. Doubtfire - Das stachelige Kindermädchen“ und „Mork vom Ork“ besitzt nicht nur komisches Talent, er ist auch im dramatischen Fach zu Hause, wie beispielsweise „König der Fischer“ oder „Der Club der toten Dichter“ gezeigt haben. Und so gehört der vielseitige Mime auch nach über 30 Karrierejahren zu den gutbeschäftigen Darstellern Hollywoods.
Mit Humor geht alles besser
Robin Williams musste sich in seiner Jugendzeit gegen die Hänseleien seiner Mitschüler wehren. Zahlreiche Umzüge sorgten dafür, dass er immer der Neue in der Klasse war, den die etablierten Schüler auf dem Kieker hatten. Humor war deswegen eine Überlebensstrategie für den am 21. Juli 1951 in Chicago als Sohn eines leitenden Fordangestellten sowie der Gründerin einer Modelagentur geborenen Williams. Sein Elternhaus bot ihm materielle Fürsorge, aber die Probleme mit den Umzügen konnten dadurch nicht gemindert werden. Die Highschool absolvierte Williams in San Francisco, danach begann er ein Studium der Politikwissenschaften am Claremont Men's College. Doch Williams wollte lieber seinem Humor freien Lauf lassen. Er brach das Studium ab und begann eine Schauspielausbildung am Marin College in Kentfield, Kalifornien. Bereits in dieser Zeit trat Robin Williams als Comedian in verschiedenen Klubs auf. Er verließ Kalifornien schließlich in Richtung New York, da er an der renommierten Juilliard School angenommen wurde. Dort studierte er bei John Houseman Literatur und Drama, wobei er den späteren Superman-Darsteller Christopher Reeve kennenlernte. Nach drei Jahren verließ er die Institution ohne Abschluss und kehrte nach San Francisco zurück, um erneut als Comedian zu arbeiten. Dabei wurde auch das Fernsehen auf den geborenen Komiker aufmerksam, so dass er 1977 in dem TV-Format „Laugh-in“ an der Seite von Frank Sinatra und Bette Davis erste Gehversuche in der Medienwelt unternahm.
Ein Außerirdischer wird berühmt
Entscheidend für Robin Williams' weiteres Fortkommen war 1978 der Gastauftritt als Außerirdischer Mork vom Ork in der Sitcom „Happy Days“. Er improvisierte seine Dialoge mit viel Wortwitz, verstellte die Stimme und arbeitete mit Körperkomik. Seine durch zahlreiche Bühnenauftritte geschulte Darbietung kam so gut an, dass für seine Figur eine eigene Serie entwickelt wurde: „Mork vom Ork“ machte Williams zum Star und er erhielt einen Golden Globe. An den Fernseherfolg konnte der Schauspieler im Kino zunächst nicht anknüpfen. Er gab sein Debüt 1980 in Robert Altmans „Popeye, der Seemann mit dem harten Schlag“, aber die Realverfilmung der Abenteuer um den spinatliebenden Seemann erwies sich als Flop. Immerhin kann das Set des Films übrigens heute noch auf Malta unter dem Namen Popeye-Village besichtigt werden.
Good Morning, Vietnam
Nach positiv aufgenommenen Leistungen als T.S. Garp in George Roy Hills Verfilmung des gleichnamigen John Irving Romans „Garp und wie er die Welt sah“ und als in die USA geflüchteter Saxophonspieler des Moskauer Zirkus‘ in Paul Mazurskys 1984 gedrehter märchenhafter Komödie „Moskau in New York“, gelang Robin Williams mit „Good Morning, Vietnam“ 1987 schließlich der Durchbruch als Filmstar. In Barry Levinsons Komödie verkörperte er den Radio-DJ Adrian Cronauer, der während des Vietnamkriegs in dem asiatischen Land zur Erbauung der Truppen im Armee-Radio auf Sendung geht. Schnell wird Cronauer aufgrund seines unkonventionellen, am Rande des Zynismus balancierenden Humors bei den Soldaten beliebt, während die meisten Vorgesetzten seine Mischung aus Witz und Rock'n'Roll für gefährlich halten. In der Tat wurde der Kriegseinsatz von dem DJ bissig hinterfragt, was Williams gekonnt pointierte. Er konnte sich bei dieser Rolle wieder auf seine Bühnenerfahrung als Comedian stützen und bekam die Freiheit, seine Moderationen weitgehend zu improvisieren. Das Ergebnis ist eine irrwitzig temporeiche Performance, die Williams eine erste Oscarnominierung sowie einen weiteren Golden Globe einbrachte.
Bei Kritik und Publikum beliebt
Der Erfolg mit „Good Morning, Vietnam“ läutete Robin Williams' große Zeit ein, in der er mit beachtlichen Darbietungen sowohl das Publikum als auch die Kritiker überzeugen konnte. Als progressiver Englischlehrer, der seine Schüler mit unkonventionellen Methoden ermutigt, eigenständig ihren Weg zu gehen, gelang ihm 1989 in Peter Weirs „Der Club der toten Dichter“ das einfühlsame Portrait eines Menschen, der an der konservativen Ideologie seines Umfeldes scheitert. 1991 verkörperte Williams in Terry Gilliams Kinomärchen „König der Fischer“ den obdachlosen Sonderling Parry, der mitten in New York eine Art Ritterorden gegründet hat, um den heiligen Gral zu finden. Er rettet den depressiven Radio-Moderator Jack Lucas (Jeff Bridges) vor dem Selbstmord und freundet sich mit ihm an. Williams erfüllte den phantasievollen Film mit einer warmherzigen Note, die seine Fähigkeit unterstrich, Charaktere zwischen Verletzlichkeit und Selbstbewusstsein zu verkörpern. Beide Rollen brachten ihm eine Oscar-Nominierung ein, den begehrten Preis sollte er aber erst 1998 als Bester Nebendarsteller für „Good Will Hunting - Der gute Will Hunting“ bekommen.
Das Kind im Manne
In Steven Spielbergs launiger Peter-Pan-Adaption „Hook“ konnte Williams als Anwalt Peter Banning, der wieder zu Peter Pan werden muss, seinem inneren Kind freien Lauf lassen. Es folgten zahlreiche Komödien, in denen Williams diesen Weg fortsetzte. So musste er in Barry Levinsons 1992 entstandenem „Tödliches Spielzeug“ seinen Onkel daran hindern, mit waffenähnlichem Spielzeug die Macht an sich zu reißen, und 1993 schlüpfte er in Chris Columbus' Komödie „Mrs Doubtfire“ als Kindermädchen in Frauenkleider. Der volle Körpereinsatz wurde mit einem Golden Globe belohnt. Mit jugendlichem Schwung nahm Williams phantasievolle Komödien wie „Jumanji“ und „Flubber“ in Angriff, daneben tauchte er auch in Francis Ford Coppolas Drama „Jack“ auf, in dem er einen Jungen verkörpert, der aufgrund eines genetischen Defektes äußerlich viermal schneller als normalerweise üblich altert.
Vom Oscar zum Bösewicht
Nach drei Nominierungen konnte Robin Williams für seine Nebenrolle im 1997 gedrehten „Good Will Hunting“ schließlich den Oscar mit nach Hause nehmen. Er verkörperte in Gus Van Sants Drama einen Mathematikprofessor, der in dem von Matt Damon gespielten Hilfsarbeiter Will Hunting ein Mathe-Genie entdeckt. Er nimmt den jungen Mann unter seine Fittiche, wobei die schwierige Psyche Will Huntings Probleme bereitet. Das Werk wurde vor allem wegen seiner hervorragenden darstellerischen Leistungen positiv aufgenommen. Anschließend konnte Williams als unkonventioneller Arzt in der Tragikomödie „Patch Adams“nicht an seine vorangegangene Leistung anknüpfen, aber er blieb zunächst bei seiner Hinwendung zu ernsteren Stoffen. Mit seinen Rollen in „One hour photo“ und in Christopher Nolans „IInsomnia - Schlaflos“ fügte der Schauspieler seinem Wirken eine weitere Facette hinzu: die des Bösewichtes. Er verlieh den Psychopathen eine überzeugende Grimmigkeit, die im Gegensatz zu seiner sonstigen Leinwandpersona steht.
Zurück zur Komödie
Der Imagewechsel währte jedoch nicht lange und Robin Williams kehrte ins Komödienfach zurück. In Mark Mylods 2005 entstandenem schwarzhumorigen „The Big White“ gibt Williams einen unbekannten Leichnam als seinen verschwundenen Bruder Raymond aus, um dessen Lebensversicherung kassieren zu können. Daneben war er im Ferienklamauk „Die Chaoscamper“ und in der Hitkomödie „Nachts im Museum“ sowie in deren Fortsetzung als Wachsfigur von Teddy Roosevelt neben Ben Stiller zu sehen. Eine beachtliche Leistung in einem gänzlich anderen Register zeigte er wiederum in der Rolle eines Radio-Moderators, der in Patrick Stettners düsterem „The Night Listener“ auf das Schicksal eines AIDS-kranken und unauffindbaren Jungen aufmerksam wird. Während Williams hier wieder zu Hochform auflief, gab er in der verunglückten Komödie „Old Dogs - Daddy oder Deal“ genauso wie John Travolta eine überaus unglückliche Figur ab. Das wird Ende 2011 wieder anders sein, wenn er in „Happy Feet 2“ erneut in der Doppelrolle als Rámon und Lovelace zu hören sein wird, die er schon im ersten Teil des Pinguin-Musicals sprach. Die Synchronisation animierter Figuren gehört schließlich seit Williams‘ berühmter Darbietung als Dschinni in Disneys „Aladdin“ zu seinen Bravourstücken.