Schon vor Corona war fraglich, ob bei Lucasfilm noch ernsthaft jemand daran glaubt, dass schon in ein paar Jahren neue „Star Wars“-Filme in den Kinos anlaufen werden. Zwar wurde der Dezember 2022 für einen Kinostart reserviert (inzwischen verschoben auf Dezember 2023), gleichzeitig gab Lucasfilm-Chefin Kathleen Kennedy aber mehrfach öffentlich zu verstehen, dass man mit unterschiedlichen Ideen spiele, was den Inhalt der neuen Filme angeht.
Soll heißen: Es gab bisher keine Idee, die sich durchsetzen konnte.
Die Kinozukunft ist ungewiss
Die Entwicklung der weltweiten Corona-Pandemie setzt ein Fragezeichen hinter sämtliche angekündigten Kinostarttermine, doch das „Star Wars“-Datum für 2023 wäre selbst dann fraglich, wenn die Existenz der Kinobranche nicht auf dem Spiel stünde.
Mehrere neue Filmprojekte wurden bereits öffentlich angekündigt und anschließend entweder dadurch beerdigt, dass von Lucasfilm aus nie mehr jemand darüber sprach (siehe Rian Johnsons neue Trilogie), oder dass die zuständigen Macher ausstiegen (siehe die Filmreihe der „Game Of Thrones“-Showrunner, die stattdessen lieber zu Netflix gingen).
"Star Wars"-Filme sind Stress pur
Die neueste dieser Ankündigungen, die sicher nicht zufällig im Mai 2020 zur Konferenz der Disney-Aktionäre platziert wurde, betrifft einen „Star Wars“-Film von Multitalent Taika Waititi und „1917“-Drehbuchautorin Krysty Wilson-Cairns. Dieses Projekt jedoch hat keinen Termin.
Und „Star Wars“-Filmprojekte haben eben nicht nur die starke Tendenz, sich im Vorfeld zu zerschlagen – sie werden meist auch deutlich teurer, als zunächst geplant: Sämtliche neuen „Star Wars“-Filme mit Ausnahme nur von „Star Wars 8“ hatten Probleme, die entweder zu massiven Nachdrehs führten oder zum Austausch von Drehbuchautoren und Regisseuren.
Wieso eigentlich sollte sich Kathleen Kennedy diesen Stress allzu schnell wieder machen?
Zumal sich aus den Box-Office-Ergebnissen der Filmreihe eh der klare Schluss ziehen lässt, dass die neuen Filme immer dann zu Über-Hits werden, wenn es etwa 15 Jahre keinen neuen Film gab, wenn also der Hunger besonders groß ist (siehe „Star Wars 1: Die dunkle Bedrohung“ 1999 und „Star Wars 7: Das Erwachen der Macht“ 2015)
Es kann sein, dass 2023 und damit nur vier Jahre nach „Der Aufstieg Skywalkers“ tatsächlich ein neuer „Star Wars“-Film in die Kinos kommt, eine weitere Verschiebung nach hinten aber wäre in etwa so überraschend wie ein Regentag auf dem Wasserplaneten Kamino.
Früher als 2023 wird es garantiert nichts – dafür aber erwartet Fans bis dahin eine Explosion an „Star Wars“-Serien (die die Macher darin bestärken könnten, sich künftig auf den kleinen Bildschirm zu konzentrieren).
"The Mandalorian" bekommt mindestens 4 Staffeln
Medienriese Disney hat diese Woche angekündigt, künftig vor allem auf Streaming und damit auf ihren 2019 gestarteten Dienst Disney+ zu setzen. Der Erfolg von Disney+ hing bisher zu einem großen Teil an der ersten „Star Wars“-Realserie „The Mandalorian“, die im ersten Jahr des Streamingdienstes der einzige Hit unter den exklusiven Disney+-Serien wurde (auch weil die geplanten Marvel-Serien Corona-bedingt verschoben wurden).
Die zweite Season „The Mandalorian“ startet Ende Oktober 2020, anschließend werden mindestens noch die Staffeln 3 und 4 folgen, womit die Zuschauer bis 2022 versorgt wären. Außerdem sind Spin-off-Serien eine Möglichkeit, so sagte es Ex-Disney-Chef Bob Iger im Februar 2020.
Völlig klar, dass die Serie noch lange ausgebaut werden soll: Showrunner Jon Favreau und sein Team haben den Spagat geschafft, unterschiedliche Gruppen des verzweigten „Star Wars“-Fandoms für „The Mandalorian“ zu begeistern und mit der Figur Baby Yoda einen Massenmagnet in die Serie einzubauen: Seine Niedlichkeit zieht auch Zuschauer an, die mit „Star Wars“ sonst nichts anfangen können.
Obi-Wan, "Rogue One" und andere gehen ebenfalls in Serie
Die erste Staffel „The Mandalorian“ von 2019 war nur die Speerspitze einer großen „Star Wars“-Serienoffensive (zu der auch Animationsserien wie der „The Clone Wars“-Ableger „The Bad Batch“ gehören).
Neben den weiteren „Mandalorian“-Staffeln kommen voraussichtlich ab Ende 2021/Anfang 2022 noch die Disney+-Serien über „Rogue One“-Rebellenagent Cassian Andor (Diego Luna) und über Fan-Liebling Obi-Wan Kenobi (Ewan McGregor), der im Handlungszeitraum zwischen „Star Wars 3“ und „Star Wars 4“ über den jungen Luke Skywalker wacht (passenderweise nähert sich McGregor mehr und mehr dem Alter von Alec Guinness beim „Star Wars 4“-Dreh).
Endlich was Neues
Wie es aussieht, könnte sich „Star Wars“ mit den Serien auch endlich in eine neue inhaltliche Richtung bewegen, wie sie vor allem von den Kritikern der neuen Trilogie (Episoden 7-9) schon lange gefordert wird. Sind die konkret bekannten Serienprojekte alle irgendwie mit dem Kampf zwischen Rebellen und Imperium verbunden, soll Leslye Headland, Showrunnerin der originellen Netflix-Serie „Matrjoschka“, an einer noch unbetitelten „Star Wars“-Serie arbeiten, die zu einem völlig anderen Zeitpunkt in der tausende Jahre langen Galaxisgeschichte spielt – ähnlich wie das neue Roman- und Comic-Großprojekt „The High Republic“.
Eine unbekannte neue Ära: "The High Republic"
Die „The High Republic“-Geschichten spielen etwa 200 Jahre vor „Star Wars 1: Die dunkle Bedrohung“. Dieser Zeitraum wird im Kanon bisher nicht abgedeckt (und die beliebten, nicht kanonischen „Knights Of The Old Republic“-Spiele sind ca. 4.000 Jahre vor der Saga angesiedelt). Zur Zeit der High Republic ist es in der Galaxis geradezu langweilig friedlich – was nicht lange so bleibt. Hier der offizielle Einführungstext, also das, was in den Filmen der Lauftext wäre:
Unter der Herrschaft der glorreichen REPUBLIK und dem Schutz der edlen und weisen JEDI-RITTER herrscht Frieden in der Galaxis.
Als Symbol alles Guten ist die Republik im Begriff, ihre neue Raumstation, STARLIGHT BEACON, in die entlegensten Winkel der Äußeren Randgebiete zu steuern, wo sie allen, die sie erblicken, ein Strahl der Hoffnung sein soll.
Doch just in dem Augenblick, da ein glanzvoller Aufbruch die Republik erfasst, tritt auch ein beängstigender neuer Feind auf den Plan. Jetzt müssen die Hüter des Friedens und der Gerechtigkeit einer Bedrohung entgegentreten, die sie selbst, die Galaxis und sogar die Macht als Ziel hat....
Neue Feinde und Jedi
Das Besondere an dieser Ära, die zunächst in Romanen und Comics gezeigt werden soll, besteht offenbar im Kampf um äußere Grenzen. Geht es in den „Star Wars“-Filmen und -Serien meist um einen Konflikt innerhalb der Galaxis, wird die später bekannte Sternenkarte zu Zeiten der High Republic überhaupt erst mal erstellt. Es werden unbekannte Regionen erforscht – wo die Jedi auf einen neuen Feind treffen, die „Weltraum-Wikinger“ Nihil.
In „The High Republic“ werden viele neue Jedi vorgestellt, die in ihren Gewändern ein bisschen wie mittelalterliche Helden aussehen. Wir werden merken, dass die bisher in „Star Wars“ gezeigten Machtfähigkeiten nur ein kleiner Ausschnitt der Möglichkeiten sind (und vor allem klingt spannend, dass die Wahrnehmung der Macht auf unterschiedliche Arten gezeigt werden soll: ein musikalisch begabter Jedi in „The High Republic“ etwa nimmt die Macht als Musik war).
"Star Wars: The High Republic": Das sind die neuen JediAm 5. Januar 2021 beginnt die „High Republic“-Buch- und Comicreihe mit dem Roman „Star Wars: Light Of The Jedi“. Gerade als sich die Bewohner der Galaxis in Sicherheit wähnten, passiert im Hyperraum eine folgenreiche Katastrophe...
›› Star Wars: Light of the Jedi vorbestellen*
Sofern Corona die Kinobranche nicht zerstört, wird es mit „Star Wars“ irgendwann auch auf der großen Leinwand weitergehen. Bis dahin allerdings werden Fans ihrer Lieblingssaga für einige Jahre ausschließlich zuhause folgen, ob bei Disney+ oder in Büchern und Comics (von den Videospielen ganz zu schweigen).
Nie zuvor war das Angebot dazu so groß, wie es mit den geplanten Serien und Büchern/Comics sein wird – und Lucasfilm hat die Chance, neue Perspektiven zu eröffnen, auf die viele Fans schon lange warten.
"The Mandalorian": Ist euch diese witzige Marvel-Anspielung in der neuen Folge aufgefallen?Alle 9 "Star Wars"-Filme im Podcast
*Bei dem Link zum Angebot von Amazon handelt es sich um einen sogenannten Affiliate-Link. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision.