Das Kino verliert weiter an Bedeutung und Corona hat diesen Trend nun verstärkt:
Disney, der größte Medienkonzern der Welt, wird die Unternehmensstruktur so ändern, dass Filme künftig schneller oder ausschließlich zum Streamen bereitstehen werden.
CEO Bob Chapek, Nachfolger von Bob Iger, hat verkündet: „Nach dem unglaublichen Erfolg von Disney+ und unseren Plänen, unser Direct-to-consumer-Geschäft zu beschleunigen, positionieren wir unser Unternehmen so, dass diese Wachstumsstrategie effektiver unterstützt werden und unser Aktienwert steigen kann.“
Das bedeutet erst einmal:
Ab sofort wird es bei Disney eine Abteilung geben, die Media and Entertainment Distribution Group, die für jeden Film und jede Serie entscheidet, wie und wo der Titel veröffentlicht wird.
Kinofilme soll es weiterhin geben, aber...
Was die Zielsetzung und Neuorganisation genau heißt, ob also große Kinofilme wie „Star Wars“ oder die „Avengers“-Abenteuer künftig schneller als (Premium-)VOD der Sorte „Mulan“ zur Verfügung stehen werden, darüber soll es auf einer Investorenkonferenz am 10. Dezember Details geben.
Gegenüber dem Sender CNBC aber wurde Bob Chapek zumindest schon mal etwas konkreter als in der schriftlichen Bekanntgabe:
„Wir haben viele, viele Jahre von einer enorm guten Beziehung mit den Kinos profitiert. Nun, wo sich der Markt verändert, wollen wir sicherstellen, dass Konsumenten, die ins Kino wollen, das weiterhin tun können.
Gleichzeitig gibt es viele Konsumenten, die einen Film in ihrem sicheren, komfortablen und gewohnten Zuhause sehen möchten. Wir möchten sicherstellen, dass wir die Konsumenten in den Mittelpunkt stellen.
Und die Konsumenten werden die Entscheidung darüber treffen, wie sie unsere Medien konsumieren, im Unterschied zu einer willkürlichen Entscheidung, die wir von einem Distributionsstandpunkt aus treffen."
Das Kinofenster schließt sich
Das klingt sehr nach einem Modell, in dem große Filme entweder sehr viel früher als gewöhnlich als VOD abrufbar sein werden – oder vielleicht sogar von Anfang an. Nur so nämlich könnten Zuschauer, wie es von Bob Chapek versprochen wurde, selbst entscheiden, wie sie einen Film schauen.
Damit würde Disney das exklusive Kinofenster – den Zeitraum, in dem Kinos Filme exklusiv haben – entweder ganz oder sehr weit schließen.
Dieses Modell wird von anderen längt praktiziert: Universal etwa brachte die Judd-Apatow-Komödie „The King Of Staten Island“ in Deutschland zeitgleich in die Kinos und als Stream zu Anbietern wie Amazon & Co. (allerdings musste deutlich mehr Geld gezahlt werden als für VODs, die Monate nach Kinostart erscheinen). In den USA schlossen Universal und die größte Kinokette AMC im Juli den Deal, das Kinofenster von 90 Tagen auf nur 17 zu reduzieren.
"James Bond", "Fast And Furious 9" & Co.: Das steckt hinter dem Kinodeal, über den gerade Hollywood sprichtUm zu verstehen, warum sich Disney nun aufs Streaming konzentrieren will, muss man wissen, dass der Konzern nicht nur wegen verschobener Kinostarts massiv von Corona betroffen ist. Vor allem die geschlossenen Themenparks sorgten für einen großen Einbruch der Einnahmen und des Aktienwerts. Im September teilte der Konzern mit, 28.000 Menschen im Vergnügungspark-Geschäft zu entlassen.
Disney+ dagegen ist ein Erfolg: Ein Jahr nach dem Start von Disney+ hat der Dienst weltweit mehr als 60 Millionen Abonnentinnen und Abonnenten.
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