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    "Spider-Man 3" vs. "Uncharted": Das Post-Corona-Chaos in Hollywood erklärt – anhand Tom Hollands Unwissenheit

    Eine Kommission erarbeitet gerade Maßnahmen, mit denen Filmdreharbeiten in Hollywood wieder aufgenommen werden können. Doch das viel größere Problem für die Studios werden die Terminpläne. Eine Erklärung anhand eines Beispiels rund um Tom Holland...

    Sony Pictures

    Angeführt von „Contagion“-Regisseur Steven Soderbergh entwickelt eine Kommission mit Filmschaffenden und Medizinern in Hollywood im Auftrag der Gewerkschaften einen Plan, wie die großen Studios möglichst bald wieder Filme und Serien drehen können.

    Am Ende wird ein Maßnahmenpaket stehen, das reduziertes Personal am Set, besondere Hygenievorschriften und vieles mehr umfassen wird. Doch die Studios müssen dann erst mal entscheiden, mit welchen Filmen sie weitermachen wollen – und überhaupt weiter machen können.

    Denn es ist nicht so einfach, wie viele Leute denken. Man kann die unterbrochenen Dreharbeiten zu „The Batman“, „Matrix 4“, „Marvel’s Shang-Chi“ und Co. nicht einfach dort aufnehmen, wo sie abgebrochen worden sind, und schlicht nahtlos anknüpfen. Wie problematisch das wird, kann man vielleicht ganz gut an Tom Holland illustrieren.

    Tom Holland weiß nicht, wie es weitergeht

    Der britische Schauspieler war gerade in der Talk-Show von Jimmy Kimmel „zu Gast“ (was natürlich bedeutet: per Videoschalte war man jeweils von zu Hause miteinander verbunden). Holland erklärte dabei nicht nur, dass er in seiner WG mit seinen drei Kumpels die Quarantäne mit viel Alkohol, Filmklassikern, Videospielen und dem Schreiben seines ersten eigenen Drehbuchs verbringt, sondern auch keine Ahnung hat, welches Filmprojekt für ihn bei Wiederbeginn der Arbeiten ansteht.

    Als es zum Corona-Stopp kam, weilte Holland in Berlin, wo gerade die Dreharbeiten zu „Uncharted“ begonnen hatten. Ab Sommer, wenn hoffentlich wieder gedreht werden kann, soll er für „Spider-Man 3“ vor der Kamera stehen. Er wisse absolut nicht, wie diese Terminkollision aufgelöst wird, machte Holland deutlich – und ist damit nun das Gesicht einer Branche, in der niemand weiß, wie es weitergeht.

    Dreht man erst einmal begonnene Projekte zu Ende? Das geht nicht so einfach, denn es existieren bereits vertragliche Pflichten für künftige Projekte, die ebenfalls noch gedreht werden müssen. Dabei wird es zu Überschneidungen kommen.

    Eine Veranschaulichung der Probleme

    Nehmen wir das Beispiel Tom Holland. Eine Lösung wäre, die Arbeit an „Uncharted“ wieder aufzunehmen, sobald es möglich ist. Dann müsste „Spider-Man 3“ verschoben werden (sowohl der Dreh als auch der Kinostart). Doch das beträfe die weiteren Personen, die bereits für den Dreh des Marvel-Films im Juli verpflichtet wurden. Dafür wurden womöglich auch schon Sets gebaut, die nun Studioflächen länger als vorgesehen blockieren. Aber diese Räume sind vielleicht schon wieder im Herbst für andere Projekte verplant.

    Das umgekehrte Problem gäbe es bei der anderen Lösung: Erst mal „Spider-Man 3“ zum geplanten Termin (sofern möglich) drehen – und dann schauen, was mit „Uncharted“ ist. Auch hier ist die Frage: Was macht man mit den Sets? Was macht die Crew dieses Films? Bekommt man zu einem späteren Zeitpunkt wieder die Leute, die man haben will? Und bei beiden Varianten: Was passiert eigentlich, wenn bestimmte Locations einfach nicht mehr zur Verfügung stehen?

    Hollywood-Studios: Kampf oder Kooperation?

    Das Beispiel hier wird sich noch relativ einfach auflösen lassen, weil beide Filme von Sony stammen, das Studio kann ein Projekt priorisieren, am Ende werden die Kosten deswegen etwas steigen und viele Crew-Mitglieder Pech haben, weil sie aufgrund von Terminkollisionen ausgetauscht werden oder ein anderes Projekt sausen lassen müssen.

    Doch kompliziert wird es, wenn wichtige Personen Verträge für zwei (oder mehr) Filme unterschiedlicher Studios haben. Hier wird bereits mit großer Spannung erwartet, wie die eigentlichen Konkurrenten an den Kinokassen miteinander umgehen.

    Wird sich der ein oder andere querstellen und einen Star gar nicht oder nur unter Auflagen freigeben? Wir erinnern uns zum Beispiel an #Moustachegate, als Warner Henry Cavill für außerplanmäßige Nachdrehs zu „Justice League“ brauchte, Studio Paramount ihn aber nur für eine eingeschränkte Tagesanzahl freigab – mit der Auflage, dass Cavill seinen für „Mission: Impossible 6“ zugelegten Bart behalten muss.

    Paramount

    Oder werden die Hollywood-Studios aufgrund der Sondersituation, bei der sie alle im selben Boot sitzen, miteinander kooperieren, spontane Wechsel zwischen Drehs erlauben, sich vielleicht sogar logistisch unterstützen?

    Die Zukunft wird es zeigen, aber schon jetzt ist Branchenexperten klar, dass die Herausforderung für die großen Hollywood-Studios viel weniger der aktuelle Shutdown ist als die komplizierte Wiederaufnahme des Betriebs.

    Uns Kinofans könnten deswegen auch noch einige turbulente Nachrichten erwarten: Drehbücher, die geändert werden müssen; Rollen, die neu besetzt werden; Filme, die womöglich ganz gestrichen werden; und natürlich vor allem, was wir jetzt schon sehen: ganz, ganz viele Verzögerungen.

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