+++ Meinung +++
Nachdem „Terminator: Dark Fate“ bereits in Deutschland den schwächsten Start der gesamten Reihe hinlegte, zeichnet sich auch in den USA eine wirtschaftliche Bruchlandung ab. Gerade einmal 29 Millionen spielte der Film dort an seinem Startwochenende ein – und das bei einem Budget von satten 185 Millionen Dollar!
Es muss also schon ein kleines Wunder geschehen, damit Fox und Paramount mit dem Film noch schwarze Zahlen schreiben. Schließlich müssen dafür neben den Produktionskosten auch die Ausgaben fürs Marketing wieder reingeholt werden. Falls die Reihe aber nach dem anstehenden „Dark Fate“-Flop dennoch fortgesetzt wird (schließlich ließ man sie auch nach früheren Fehlschlägen nicht ruhen) wünsche ich mir als Fan der guten Filme, dass Franchise-Schöpfer James Cameron einen neuen, alten Ansatz verfolgt.
Bitte kein CGI-Bombast mehr!
Seit dem großartigen „Terminator 2 - Tag der Abrechnung“ von 1991 assoziiert man die Killer-Cyborg-Saga mit riesigen, spektakulären Materialschlachten, siehe auch „Terminator 3 - Rebellion der Maschinen“. Der kam 2003 samt R-Rating und jeder Menge spaßiger und vor allem handgemachter Action daher, sollte mit „Dark Fate“ als vermeintlich „echtem dritten Teil“ nun aber doch nachträglich aus dem Gedächtnis des Publikums gelöscht werden – und zwar mithilfe eines regelrechten Schwalls an digitalen Effekten, die offensichtlich aus dem Computer stammen. Nullen und Einsen, wohin man sieht.
Nach „Terminator: Die Erlösung“ und „Terminator: Genisys“ – der erste ist für mich eher ein Solofilm, der zweite schlicht eine Frechheit – sollte die Reihe nun aber wirklich gerettet werden. Doch trotz offensichtlicher Anleihen vor allem am zweiten Teil verbindet in meinem Freundes- und Bekanntenkreis „Dark Fate“ kaum einer mit dem Meisterwerk von James Cameron. Was die Qualität, wird der Film von Vornherein eher Teil drei oder fünf gegenübergestellt. Nicht unbedingt ein Kompliment – und sicherlich nicht das Ziel von Tim Miller.
Der Regisseur versprach uns am „Dark Fate“-Set, dass sein Film mehr Action haben würde als er je in einem Film gesehen hat. Dabei scheint er allerdings zu vergessen, dass sich vor allem Fans der ersten beiden Teile (die ich gerne als „Originalreihe“ bezeichne) an praktischen, greifbaren Effekten erfreuen.
Worauf es bei Actionszenen aber besonders ankommt: Sie bekommen erst Bedeutung, wenn sie auch der Geschichte zuträglich sind und funktionieren nur dann, wenn sich der Zuschauer darin auch zurechtfindet – und nicht etwa wie in der Flugzeugszene von animiertem Krach-Bumm dermaßen erschlagen wird, sodass er nicht mehr weiß, wo oben und unten ist (was so ganz sicher nicht beabsichtigt war). Ohne inhaltliche Relevanz ist auch das größte Action-Spektakel völlig wertlos.
Mehr Action als je zuvor: FILMSTARTS am Set von "Terminator 6: Dark Fate"Doch selbst nach den letzten vier Kapiteln der „Terminator“-Saga glaube ich noch immer, dass es möglich ist, einen guten „Terminator“-Film zu machen. Allerdings unter anderen Voraussetzungen...
Lieber Low-Budget-Action wie im ersten "Terminator"
„Terminator“ von 1984 hat gerade einmal 6,4 Millionen Dollar gekostet – je nach Inflationsrechner würde das heute einem Budget von ungefähr 16 Millionen Dollar entsprechen, also nicht einmal einem Zehntel der tatsächlichen „Dark Fate“-Kosten. Und es heißt ja nicht umsonst: weniger ist mehr.
Wenn ein Visionär wie James Cameron für seine Filme Geld in die Hand nimmt (und diese dann auch selbst inszeniert), dann weiß man, dass jeder Cent davon bestens angelegt ist. Teil zwei kostet 1991 bereits horrende 100 Millionen Dollar, ist mit einem Box Office von über 520 Millionen Dollar aber eben auch der erfolgreichste Teil der Reihe – und da ist die Inflation noch nicht mal berücksichtigt. Bei weniger erfahrenen Filmemachern wie Tim Miller ist das etwas anderes. Denn auch wenn der mit „Deadpool“ einen Riesen-Hit landete, hat er sich abgesehen davon noch nicht als Regisseur behaupten müssen.
Um einem aufstrebenden Filmemacher eine Chance zu geben, gleichzeitig das damit einhergehende Risiko aber möglichst gering zu halten, könnte man bei einem siebten „Terminator“-Film – falls sich überhaupt noch jemand traut, in die Reihe zu investieren – zurück zu den Wurzeln gehen, sich auf die Geschichte, die Figuren und ihre Dynamiken konzentrieren und Action lediglich als Mittel, die Erzählung voranzutreiben, nutzen. Denn eines ist sicher: Es braucht keine 185 Millionen Dollar, um einen guten Science-Fiction-Kracher auf die Beine zu stellen.
"District 9", "Looper" & Co. machen’s vor
In den vergangenen Jahren haben zahlreiche Filmemacher bewiesen, dass keine riesigen Geldhaufen vonnöten sind, um gutes, Action-geladenes Science-Fiction-Kino zu liefern. Sollte es also tatsächlich zu einem weiteren „Terminator“ kommen, würde ich mir jedenfalls wünschen, dass der nicht nach dem Motto „größer, lauter, weiter“ aufgeblasen wird, sondern sich stattdessen aufs Wesentliche konzentriert und dabei von mir aus verhältnismäßig „klein“ bleibt. Zur Veranschaulichung hier ein paar Filme, in deren Größenordnung ich mir einen weiteren „Terminator“-Teil wünschen würde:
„District 9“: Der von „Herr der Ringe“-Macher Peter Jackson produzierte und vom damals noch unbekannten Neill Blomkamp („Elysium“) inszenierte Sci-Fi-Thriller bietet politischen Zündstoff, ist hochspannend und sieht obendrein verdammt gut aus. Produktionskosten: 30 Millionen Dollar.
„Looper“: Cooler Science-Fiction-Actioner von Mittlerweile-„Star Wars”-Regisseur Rian Johnson mit Bruce Willis und Joseph Gordon-Levitt als abgebrühte Zeitreise-Killer. Produktionskosten: 30 Millionen Dollar.
„Dredd“: Ein geradliniger Actionfilm, der vor allem visuell total abgefahrene Wege geht – und zwar an den Kinokassen floppte, nichtsdestotrotz aber eine große Fangemeinde um sich schart, die seit Jahren nach einer Fortsetzung verlangt. Produktionskosten: 50 Millionen Dollar.
„Upgrade“: Wunderbar fieser, kompromissloser Sci-Fi-Actioner, der keine Gefangenen macht und teils spektakuläre Bilder liefert – und das als fast schon No-Budget-Film. Produktionskosten: 3 Millionen Dollar.
All diese Filme haben mich nicht nur mit ihrer Geschichte aufs Beste unterhalten, sondern bieten außerdem teils auch spektakuläre Action mit R-Rating-Charakter. Genau das haben sich wohl auch die „Dark Fate“-Macher mit ihrem Film vorgenommen, die letztlich aber weit über das Ziel hinausgeschossen sind und das Franchise damit vielleicht sogar für immer begraben haben.
"Terminator 6" floppt in den USA massiv: "Dark Fate" steuert auf bis zu 100 Millionen Dollar Verlust zu