Auch wenn sich ARD, ZDF und Co. in der Vergangenheit mehrfach dagegen aussprachen, werden die Ausgaben der öffentlich-rechtlichen Anstalt in Deutschland durch die Rechnungshöfe der einzelnen Bundesländer geprüft. Der Rechnungshof der Freien und Hansestadt Hamburg nahm nun in seinem neuesten Bericht unter anderem auch die Ausgaben des NDR kritisch unter die Lupe. Die seien zu hoch, womit wohl vor allem die Kosten für die „Tatort“-Folgen mit Til Schweiger gemeint sind.
Im 225 Seiten langen Jahresbericht des Rechnungshofs wird allgemein kritisiert, dass die finalen Kosten der „Tatort“-Produktionen regelmäßig die veranschlagten Beiträge übersteigen würde – teilweise um bis zu 20 Prozent. Der NDR produziere im Schnitt zudem deutlich teurer als es die anderen ARD-Anstalten durchschnittlich tun. So koste ein NDR-„Tatort“ im Schnitt 1,7 Millionen Euro, der deutschlandweite Schnitt liege aber bei 1,5 Millionen Euro. Eine Folge hätte sogar 2,1 Millionen Euro gekostet.
Wie das Hamburger Abendblatt berichtet, soll es sich bei dieser besonders teuren Episode um den „Tatort: Der große Schmerz“ handeln, in dem Til Schweiger noch von Schlagerstar Helene Fischer unterstützt wurde. Deren Engagement hat sich allerdings nicht auf die Quoten durchgeschlagen. Es schalteten „nur“ 8,24 Millionen Zuschauer ein, obwohl bei Schweigers Debüt in „Willkommen in Hamburg“ sich noch satte 12,7 Millionen ein Bild von dem Kinostar als unkonventionellen Ermittler machen wollten.
Der Rechnungshof nennt selbst in seinem Bericht keine Namen. Wie man in Punkt 679 der Ausführungen aber darlegt, werden die „über dem Durchschnitt liegenden Kosten mit der Verpflichtung besonders bekannter und deshalb kostenintensiver Schauspieler, Drehbuchautoren und Regisseure, die zur Reichweitensteigerung der NDR Tatortproduktionen beitragen sollen“ begründet. Dieser Begründung folgt der Rechnungshof aber nicht. Schließlich verpflichten auch die anderen Sendeanstalten hochkarätige Gaststars, die Kosten für Autoren und Regisseure machen zudem regelmäßig unter fünf Prozent aus und wie – von uns oben am Beispiel des Fischer-Auftritts dargelegt – werde „die vom NDR erhoffte Reichweitensteigerung durch kostenintensivere Produktionen […] nicht durchgängig durch die Reichweitenmessung bestätigt“.
Der Rechnungshof kritisiert übrigens die NDR-„Tatort“-Produktionen, zu denen nicht nur die Folgen mit Til Schweiger, sondern auch mit Wotan Wilke Möhring, Axel Milberg und Maria Furtwängler gehören, in zahlreichen weiteren Punkten – von einer unzureichenden Kalkulation bis hin zu einer mangelnden Transparenz. So sei das Verfahren auch „nicht hinreichend gegen Korruption gesichert“.
Während der NDR für die Krimis mit Schweiger viel Geld ausgibt, zeigte sich der Stars selbst zuletzt gegenüber Kollegen spendabel. Wie Regielegende Volker Schlöndorff im Vorfeld der Berlinale-Premiere seines neuen Films „Rückkehr nach Montauk“ verriet, stand kurz vor dem geplanten Drehbeginn die Finanzierung noch nicht vollständig und es drohte eine Verschiebung. Da begegnete er zufällig Til Schweiger und der versprach ihm, ohne dass sich beide bisher kannten, per Handschlag das fehlende Geld. Laut Schlöndorff beträgt das Budget für das Drama mit Stellan Skarsgård und Nina Hoss übrigens 4,7 Millionen Euro – also mehr als das doppelte als jeder „Tatort“ (via Berliner Zeitung).
Til Schweiger pausiert momentan übrigens als „Tatort“-Kommissar Nick Tschiller, nachdem der die bisherigen Folgen verbindende Erzählstrang mit dem Kinofilm „Tschiller: Off Duty“ abgeschlossen wurde. Für neue Folgen, die frühestens 2018 kommen würden, werden wohl noch Ideen entwickelt. Mal sehen, ob der NDR nach der Kritik des Rechnungshofes dann die Ausgaben ein wenig zurückfährt oder zumindest transparenter gestaltet.