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    Der FILMSTARTS-Familientipp zum Wochenende: "Winnetous Sohn"

    In seiner 14-täglichen FILMSTARTS-Kolumne macht Rochus Wolff Vorschläge für den nächsten Familien-Filmabend - und zwar nicht nur aus der Perspektive eines Filmkritikers, sondern vor allem auch mit seiner Erfahrung als zweifacher Familienvater.

    Du kommst aber nicht aus Indianien!

    Weltkino Filmverleih

    Die Abenteuer-Romane von Karl May sind heutzutage nicht mehr unbedingt eine Lektüre, die die meisten Kinder kennen – und auch die Verfilmungen sind schon eine ganze Weile nicht mehr fester Bestandteil des Familien-Fernsehprogramms. Winnetou selbst, der Häuptling der Apachen, ist hingegen nach wie vor ein allseits bekannter Name, selbst wenn man mit seinen Geschichten nur vage vertraut ist. Genau darauf baut nun „Winnetous Sohn“ auf, ein abseits des Titels fest in unserer Gegenwart verankerter Kinderfilm: Max ist zehn Jahre alt und wird von allen nur „der Häuptling“ genannt, schließlich verbringt er seine Freizeit am liebsten im Indianercamp. Er wünscht sich nichts sehnlicher, als bei den in der Nähe stattfindenden Karl-May-Festspielen den Sohn des berühmten Häuptlings zu spielen. Zwar macht Max sich dort schon beim ersten Vorsprechen mit seiner direkten Art nicht unbedingt nur Freunde, aber das hält ihn nicht davon ab, sich unverdrossen auf den zweiten Termin vorzubereiten. Dafür stehen Bogenschießen und Reiten auf dem Programm, bisher nicht gerade seine Stärken...

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    Der Plot von „Winnetous Sohn“ wirkt zunächst ein wenig stereotyp: Gegen alle Widerstände erreicht der Außenseiter-Protagonist am Ende doch sein Ziel! Zudem werden Max’ Eltern auf eine Weise portraitiert, die für den deutschen Kinderfilm inzwischen allzu typisch (und damit schon fast wieder ein Klischee) ist: Natürlich sind Vater und Mutter getrennt - Mutter Birte ist pflichtbewusst, hat aber deshalb nicht immer Zeit für ihr Kind; Vater Torsten ist der kreative Phantasiekopf, der Max zwar bei seinen Indianerträumen unterstützt, sich aber zugleich immer wieder als unzuverlässig und selbstmitleidig erweist. Das hätte also auch in die Hose gehen können…

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    …aber die Autoren Anja Kömmerling und Thomas Brinx geben ihrer Story dann eben doch noch eine andere Richtung. Das im ersten Trailer noch recht dominante Thema „Übergewicht“ wird im Film zwar kurzzeitig problematisiert, spielt dann aber keine große Rolle mehr. Stattdessen rücken vor allem die Beziehungen zwischen Max und seinem neuen Freund Morten und das Verhältnis beider zu ihren Eltern in den Vordergrund. Morten findet Max’ Überidentifikation mit den Indianern („Du kommst aber nicht aus Indianien!“) zwar zunächst ziemlich albern, wendet sich ihm dann aber doch zu: Niemand in seinem Umfeld sonst, schon gar nicht seine distanzierten Eltern, ist so offen, direkt und ehrlich wie „der Häuptling“. Morten ist es dann auch, der Max im kurzerhand errichteten „Trainingslager“ für seinen Auftritt antreibt und ihn so dazu bringt, es mit der Verwirklichung seines Traums auch wirklich ernst zu nehmen.

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    Wenn man über die in der ersten halben Stunde etwas penetranten Indianerweisheiten hinwegsieht, dann ist „Winnetous Sohn“ ein ehrlich erfreulicher Kinderfilm, an dessen Ende sich glücklicherweise nicht alle Konflikte einfach in Wohlgefallen auflösen und dessen Charme auch Eltern erliegen werden. Die Hauptfiguren – Kinder, Eltern und Freunde – sind nämlich durch die Bank nicht die eindimensionalen Figuren, als die sie zunächst erscheinen. Dass in den Nebenrollen einige der erwachsenen Stars (Uwe Ochsenknecht, Armin Rohde) eher überzogen chargieren, machen allein die überzeugenden Kinderdarsteller locker wieder wett.

    In diesen Kinos läuft "Winnetous Sohn" am kommenden Wochenende.

    Rochus Wolff, Jahrgang 1973, ist freier Journalist und lebt mit seiner Frau und seinen zwei Kindern im Grundschulalter in Berlin. Sein Arbeitsschwerpunkt ist der Kinder- und Jugendfilm; seit Januar 2013 hält er in dem von ihm gegründeten Kinderfilmblog nach dem schönen, guten und wahren Kinderkino Ausschau.

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