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    "Das ist Blödsinn": Historiker nimmt "Zwei glorreiche Halunken" auseinander und erklärt, wie der Film zwei große Mythen über den Wilden Westen befeuert hat
    Michael Bendix
    Michael Bendix
    -Redakteur
    Schaut pro Jahr mehrere hundert Filme und bricht niemals einen ab. Liebt das Kino in seiner Gesamtheit: von Action bis Musical, von Horror bis Komödie, vom alten Hollywood bis zum jüngsten "Mission: Impossible"-Blockbuster.

    Alle drei Filme aus Sergio Leones Dollar-Trilogie gelten als Western-Meilensteine – auch wenn sie es mit der Realität nicht allzu genau nehmen. Welche zwei Mythen „Zwei glorreiche Halunken“ genährt und aufrechterhalten hat, erfahrt ihr hier.

    Filmschaffende und Historiker*innen scheinen seit jeher miteinander auf Kriegsfuß zu stehen. Viele gute Beispiele dafür lieferte zuletzt etwa Ridley Scott, der für seine Historien-Epen „Napoleon“ und „Gladiator II“ vor allem von einem geschichtskundigen Publikum jede Menge Kritik einstecken musste – schließlich hat etwa weder Napoléon Bonaparte die Pyramiden beschossen noch tummelten sich Haie im Kolosseum.

    Doch nicht nur aktuelle Blockbuster geraten immer wieder ins Visier von Experten, sondern auch Klassiker der Filmgeschichte: So hat ein ausgewiesener Wildwest-Kenner unlängst etwa auch „Zwei glorreiche Halunken“ auseinandergenommen, den Mittelteil von Sergio Leones legendärer Dollar-Trilogie, der u.a. durch das ikonische Dreier-Duell zwischen Clint Eastwood, Lee Van Cleef und Eli Wallach unvergesslich bleibt.

    In einem für Insider gedrehten Video hat Historiker Michael Grauer verschiedene Western auf ihre geschichtliche Akkuratesse hin überprüft und ist so etwa zu dem Schluss gekommen, dass ein John-Wayne-Klassiker ein ganz besonders realistisches Bild vom Wilden Westen zeichne. Ganz anders „The Good, The Bad And The Ugly“ (so der ebenfalls geläufige englische Titel des Leone-Meilensteins von 1966):

    „Der größte Mythos über den Wilden Westen ist, dass [alle Männer] Revolverhelden waren“, so Grauer. „Das ist Blödsinn. Die Zeit, die die Menschen gewöhnlich als Wilder Westen verstehen, ist hauptsächlich die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts. Die einzigen Menschen, die Waffen trugen, waren Kriminelle, Soldaten und Gesetzeshüter. In sämtlichen Viehzuchtstädten war es verboten, innerhalb der Stadt Waffen zu tragen. Ja, es gab Feuerwaffen im Westen, aber nicht so, wie es in Western-Filmen dargestellt wird.“

    „Zwei glorreiche Halunken“ sei eines der populärsten Beispiele für diese verzerrende Darstellung und habe entscheidend dazu beigetragen, diesen Mythos in den Köpfen der Menschen aufrechtzuerhalten. Und es ist nicht der einzige:

    „Diese ganze Idee des schnellen Duells ist [ebenfalls] völliger Unsinn“, stellt Grauer klar. „Der Revolver war damals noch relativ neu. Es gab ihn zwar schon seit den 1830er-Jahren, aber er war notorisch ungenau. [Die Schützen] waren in der Regel so weit voneinander entfernt, dass sie wahrscheinlich die gesamte Trommel leeren mussten, um auch nur einen guten Schuss abzugeben. […] Dieser Mangel an Genauigkeit bei schnellen Duellen ist einer der Aspekte, die in Filmen oder im Fernsehen nie gezeigt werden.“

    Höchstwahrscheinlich hat Michael Grauer mit seinen Ausführungen Recht, auch wenn er verkennt, dass das Kino im Allgemeinen und der italienische Western im Speziellen schon immer mehr an den Mythen der Wildwest-Zeit interessiert waren als an dessen möglichst realitätsgetreuer Abbildung. Wenn ihr trotzdem wissen wollt, was er zu einem Netflix-Western mit Liam Neeson zu sagen hat, dann lest auch den folgenden Artikel:

    "Zum Schreien komisch": Historiker nimmt Netflix-Western mit Liam Neeson unter die Lupe – und kommt zu überraschendem Ergebnis!

    Ein ähnlicher Artikel ist zuvor bereits auf unserer spanischen Schwesternseite Espinof.com erschienen.

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