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    Nach diesem Kino-Flop stellte Martin Scorsese seine gesamte Karriere in Frage: "Ich hatte das Gefühl, dass die Kreativität aus mir heraus geprügelt wurde"
    Michael Bendix
    Michael Bendix
    -Redakteur
    Schaut pro Jahr mehrere hundert Filme und bricht niemals einen ab. Liebt das Kino in seiner Gesamtheit: von Action bis Musical, von Horror bis Komödie, vom alten Hollywood bis zum jüngsten "Mission: Impossible"-Blockbuster.

    Nachdem er mit „Taxi Driver“ zum Star-Regisseur aufgestiegen war, musste Martin Scorsese einen herben Rückschlag verkraften. Denn sein nächstes Projekt mit Robert De Niro fand weder bei der Kritik noch beim Publikum Anklang...

    Mit „Taxi Driver“ – seinem fünften Spielfilm – feierte Martin Scorsese im Jahr 1976 seinen großen Durchbruch als Regisseur. Das Psychodrama wurde wegen seiner ambivalenten Hauptfigur und der schockierend brutalen Klimax seinerzeit nicht nur heftig diskutiert, sondern auch frenetisch gefeiert, u.a. mit vier Oscar-Nominierungen und der Goldenen Palme in Cannes. Auch an den Kinokassen war „Taxi Driver“ ein Erfolg.

    Scorsese standen in Hollywood nun sämtliche Türen offen – und wer sich damals gespannt gefragt hat, wie der heute 82-Jährige an sein Meisterwerk anknüpfen würde, musste sich nicht lange gedulden: Nur ein Jahr später brachte Scorsese mit „New York, New York“ sein nächstes Werk in die Kinos, für das er sich nach „Hexenkessel“ und „Taxi Driver“ zum dritten Mal mit Robert De Niro zusammentat.

    Nachdem er seine Heimatstadt im Vorgängerfilm als dreckigen Moloch gezeichnet hatte, erstrahlt der Big Apple in „New York, New York“ durch Anleihen beim klassischen Hollywood-Musical in einem glanzvolleren Licht – was nicht bedeutet, dass sich in der Liebesgeschichte zwischen einem Saxofonisten (De Niro) und einer Sängerin (Liza Minnelli) nicht trotzdem so mancher Abgrund auftun würde.

    Gerade diese damals eher ungewohnte Melange aus nostalgischem Musikfilm und düsterem Beziehungsdrama (Scorsese selbst bezeichnete „New York, New York“ als „Film-Noir-Musical“) trug entscheidend dazu bei, dass der Film deutlich weniger gnädig aufgenommen wurde als ein Jahr zuvor noch „Taxi Driver“. Die Kritiken fielen durchwachsen aus, und auch am Box Office blieb „New York, New York“ deutlich unter den Erwartungen: Bei einem Budget von 9 Millionen US-Dollar konnte der Film weltweit nur 16,4 Millionen wieder einspielen. Zum Vergleich: „Taxi Driver“ war mit einem Budget von 1,9 Millionen Dollar eine Low-Budget-Produktion – und spülte mehr als 28 Millionen in die Kinokassen!

    Martin Scorsese hinterfragte nach "New York, New York"-Flop seine Karriere

    Scorsese war von diesem Rückschlag tief getroffen. Sogar so sehr, dass er nach eigenen Aussagen seine Berufswahl anzweifelte. „Nach dem Misserfolg von ‚New York, New York‘ hatte ich das Gefühl, dass die Kreativität geradezu aus mir herausgeprügelt wurde“, erinnert sich der Oscar-Preisträger („Departed“) im Interview mit NPR. Im Anschluss sei er sich nicht sicher gewesen, ob er jemals ans Filmset zurückkehren könne.

    „Es hat mich einfach nicht mehr interessiert“, so Scorsese. „Und ich musste erst einmal herausfinden, ob ich überhaupt noch einen weiteren Film machen kann. Ich glaube, man muss sich voll und ganz darauf einlassen und dazu bereit sein, alles aufs Spiel zu setzen […], um einen Film zu realisieren und damit zu sagen, was man sagen will. Und so habe ich einfach nicht mehr gefühlt.“

    Mit „Wie ein wilder Stier“ (1980) fand Scorsese zum Glück bald ein Projekt, das ihn genug interessierte, um weiterzumachen. Das Boxerdrama fiel an den Kinokassen ebenfalls durch, doch immerhin die Kritiker*innen zeigten sich diesmal wieder mehrheitlich begeistert. Übrigens: In der offiziellen FILMSTARTS-Kritik schrammt auch „New York, New York“ mit 4,5 von 5 Sternen nur knapp an der Höchstwertung vorbei. Im Fazit wird er als „eines [der] persönlichsten und zugleich gefühlvollsten Werke“ von Martin Scorsese beschrieben.

    Zwei Jahre nach „Wie ein wilder Stier“ arbeitete Scorsese zum fünften Mal mit De Niro zusammen – für einen Film, der mit einem Einspielergebnis von 2,5 Millionen Dollar (gegenüber einem Budget von 19 Millionen!) zu den größten Flops in der Karriere des Regie-Meisters zählt. Um welchen Film es geht, erfahrt ihr im folgenden Artikel:

    "Flop des Jahres": So hat die Kritik damals einen der besten Filme von Martin Scorsese verrissen

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