Martin Scorsese ist bekannt dafür, immer wieder mit den gleichen Schauspielern zusammenzuarbeiten: So stand Robert De Niro für „Killers Of The Flower Moon“ bereits zum zehnten (!) Mal vor seiner Kamera, während Leonardo DiCaprio immerhin schon sechs Mal in einem Scorsese-Epos zu sehen war. Auch mit Harvey Keitel oder Joe Pesci hat Scorsese schon mehrmals gedreht.
Doch selbst für DiCaprio wird es schwer sein, die langjährige künstlerische Partnerschaft zwischen Scorsese und De Niro mengenmäßig noch zu toppen: Bereits 1973 realisierten sie mit dem Gangsterfilm „Hexenkessel“ ihr erstes gemeinsames Projekt, in den Jahren danach folgten zahlreiche Meisterwerke wie „Taxi Driver“, „Wie ein wilder Stier“, „GoodFellas“ oder „Casino“.
Ende der 80er Jahre befand sich die Karriere von Martin Scorsese allerdings an einem Scheideweg: Filme wie „The King Of Comedy“ (1983 mit Jerry Lewis und De Niro gedreht) oder „Die Zeit nach Mitternacht“ (einer von Scorseses seltenen Ausflügen ins Komödien-Genre) erwiesen sich als Box-Office-Flops – und dennoch entschied sich Scorsese dazu, auch mit seinem nächsten Projekt nicht auf Nummer sicher zu gehen: Mit „Die letzte Versuchung Christi“ wollte sich der gläubige Katholik den lang gehegten Traum erfüllen, einen biblischen Film zu drehen – doch aufgrund der schlechten Einspielergebnisse seiner vorherigen Werke stieß er dabei auf zahlreiche Widerstände.
1988 kam dennoch das Ergebnis ins Kino – und wurde gemessen an seinem bescheidenen Budget von 7 Millionen US-Dollar zum moderaten Erfolg. Das lag sicherlich nicht zuletzt an den kontroversen Diskussionen, die der Film entfachte: Statt die Passionsgeschichte bibeltreu nachzuerzählen, entschied sich Scorsese für eine freie Interpretation des Stoffes und besetzte Willem Dafoe („Spider-Man“) als zweifelnden Jesus Christus – was wütende Reaktionen und sogar gewalttätige Proteste von konservativen Christen nach sich zog, die im Zuge der Veröffentlichung des Films unter anderem einen Brandanschlag auf ein französisches Kino verübten.
„Die letzte Versuchung Christi“ ist der bis dato einzige Scorsese-Film, in dem Willem Dafoe eine Rolle spielt. Über die Jahre machten Gerüchte die Runde, dass der Regisseur die Rolle des Jesus eigentlich gern mit Robert De Niro besetzt hätte. Diesen Behauptungen machte Scorsese in einem Interview mit Deadline allerdings ein Ende: Zwar habe De Niro ihm im Vorfeld seine Hilfe und Unterstützung angeboten, doch es habe von Anfang an außer Frage gestanden, dass er auch die Hauptrolle übernimmt.
Darum wurde eines der größten Meisterwerke von Martin Scorsese im Kino ausgebuht„Nein, das ist wirklich nicht wahr“, so Scorsese auf die Frage, ob er insgeheim gern seinen Freund und Partner De Niro besetzt hätte. „Das war ein Mythos, der in die Welt gesetzt wurde. Tatsächlich hatten mich alle anderen Beteiligten – das Studio und die Produzenten – darum gebeten, mit Bob [De Niro] darüber zu sprechen. Aus Respekt vor allen, auch vor Bob, habe ich das Gespräch mit ihm auch geführt, aber ich wusste, dass das nicht seine Rolle war. Er sagte mir: ,Hör zu, wenn du Probleme hast, den Film zu machen, dann werde ich dir helfen.' Aber in erster Linie war ich auf mich allein gestellt.“
Zwei Jahre später fanden Scorsese und De Niro für den Mafiafilm „GoodFellas – Drei Jahrzehnte in der Mafia“ dann wieder zusammen. „Die letzte Versuchung Christi“ belegt auf unserer Liste der besten Filme von Martin Scorsese übrigens den neunten Platz – falls ihr wissen wollt, welcher Film es an die Spitze geschafft hat, könnt ihr direkt hier weiterlesen:
4,55 von 5 Sternen! Das ist der beste Film von Martin Scorsese – laut den deutschen ZuschauernDies ist eine aktualisierte Wiederveröffentlichung eines bereits auf FILMSTARTS erschienenen Artikels.
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