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    "Der Wind wehte nicht in meine Richtung": So musste sich Martin Scorsese gegen Sylvester Stallone und Steven Spielberg behaupten
    Michael Bendix
    Michael Bendix
    -Redakteur
    Schaut pro Jahr mehrere hundert Filme und bricht niemals einen ab. Liebt das Kino in seiner Gesamtheit: von Action bis Musical, von Horror bis Komödie, vom alten Hollywood bis zum jüngsten "Mission: Impossible"-Blockbuster.

    Martin Scorsese ist eine lebende Regie-Legende, doch die großen Erfolge feierten meistens andere. Besonders in den 70er-Jahren hat ihm das ziemlich zu schaffen gemacht.

    MGM / Universal Pictures / Warner Bros.

    Martin Scorsese wird nicht müde, seine Abneigung gegen Marvel- und andere Superhelden-Filme zu betonen und die Flagge für „richtige Kinofilme“ hochzuhalten. Diese vehemente Anti-Haltung hat sich der 81-Jährige mehr als verdient, doch schon in seinen frühen Jahren hatte es der „Killers Of The Flower Moon“-Regisseur nicht leicht, sich gegen die manchmal übermächtig scheinende Konkurrenz zu behaupten. Denn natürlich wird er als Regie-Legende in einem Atemzug mit Steven Spielberg oder George Lucas genannt – doch zumindest in kommerzieller Hinsicht blieb er in den 70er- und 80er-Jahren meist hinter ihnen zurück.

    In einem Interview mit dem Rolling Stone von 1990 hat Scorsese erklärt, weshalb ihn Spielberg und Lucas, vor allem aber auch Sylvester Stallone zeitweise ziemlich eingeschüchtert haben. „Ich wollte eine bestimmte Art von Film machen“, so der Filmemacher. „Es war der Beginn der Reagan-Ära. Sylvester Stallone hatte [mit ,Rocky'] seine eigene Mythologie erschaffen, und die Leute stellten sich darauf ein.“

    Scorsese hatte das Gefühl, mit seinen Werken am Zeitgeist vorbei zu schlittern, andererseits konnte (und wollte) er aber auch keine anderen Filme machen. „Ich wollte meinen eigenen Weg gehen“, erläuterte der „GoodFellas“-Schöpfer weiter. „Doch würde das automatisch bedeuten […], dass meine Filme das Publikum nie so befriedigen könnten, wie es die traditionellen Heldenfilme, wie es all die Rockys tun? Und wenn ,Wie ein wilder Stier' herauskommt, wer wird ihn sich dann ansehen? Wer interessiert sich für diesen Typen? Niemand – das dachte ich.“

    Mit seinem Schwarz-Weiß-Biopic über den Box-Weltmeister Jake LaMotta (Robert De Niro) drehte Scorsese 1980 eine Art Gegenentwurf zu den „Rocky“-Filmen. Wo diese den amerikanischen Traum feiern, kam in „Wie ein wilder Stier“ der Niedergang erst nach dem Erfolg. „Die ganze Stimmung im Land war anders“, erläuterte Scorsese weiter. „Mit Filmen wie ,Rocky' und schließlich den Spielberg-Lucas-Filmen wurde das ganz große Geld gemacht. Damals waren sie die Mythen-Macher, und bis zu einem gewissen Grad sind sie das auch heute noch. Ich meine, ,New York, New York' war ein totaler Flop – der in derselben Woche anlief wie ,Star Wars'.“

    Das romantische, aber trotzdem von dunklen Tönen durchzogene Musical „New York, New York“ folgte direkt auf Scorseses Achtungserfolg mit „Taxi Driver“, der ihm die Goldene Palme bei den Internationalen Filmfestpielen von Cannes einbrachte. Doch am Box Office scheiterte er mit dem Musikfilm: Bei einem Produktionsbudget von 14 Millionen Dollar konnte er gerade einmal 16,4 Millionen einspielen – ein riesiges Verlustgeschäft. „Damals wusste ich, woher der Wind wehte, und er wehte sicher nicht in meine Richtung“, so Scorseses knapper Kommentar dazu. „Deshalb habe ich mit ,Wie ein wilder Stier' einfach mein Bestes gegeben, denn ich hatte nichts und doch alles zu verlieren.“

    Auch das Boxer-Drama war – wie von Scorsese befürchet – kein großer Hit: Der große Kassenschlager des Jahres 1980 hieß „Das Imperium schlägt zurück“. Doch Scorsese bekam etwas anderes, nämlich hervorragende Kritiken – und acht Oscar-Nominierungen, wobei er sogar zwei Statuen mit nach Hause nehmen konnte, für den Schnitt und Hauptdarsteller De Niro.

    Glücklicherweise konnte auch der nächste Flop der Karriere des Meisterregisseurs nicht nachhaltig schaden – aber das ist eine andere Geschichte, die ihr hier nachlesen könnt:

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