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    Dieses fünfeinhalb (!) Stunden lange Historien-Epos war für Robert De Niro eine extreme Herausforderung: "Es hat einfach nicht funktioniert"
    Michael Bendix
    Michael Bendix
    -Redakteur
    Schaut pro Jahr mehrere hundert Filme und bricht niemals einen ab. Liebt das Kino in seiner Gesamtheit: von Action bis Musical, von Horror bis Komödie, vom alten Hollywood bis zum jüngsten "Mission: Impossible"-Blockbuster.

    1976 feierte Robert De Niro mit „Taxi Driver“ und einem fünfeinhalbstündigen Historienfilm seinen großen Durchbruch. Die Dreharbeiten zu dem Monumental-Epos gestalteten sich für die Schauspiel-Legende dabei alles andere als leicht.

    Zwischen Robert De Niros 70er-Jahre-Klassikern „Der Pate II“, „Taxi Driver“ und „Die durch die Hölle gehen“ wird ein Film gern mal vergessen, obwohl er größer kaum gedacht sein könnte: Die Rede ist von Bernardo Bertoluccis „Novecento“ (1976), der aufgrund seiner enormen Länge von fast fünfeinhalb (!) Stunden in Deutschland zweigeteilt veröffentlicht wurde. Die erste Hälfte kam unter dem Titel „1900 – 1. Teil: Gewalt, Macht, Leidenschaft“ in die Kinos, zwei Monate später folgte „1900 – 2. Teil: Kampf, Liebe, Hoffnung“.

    Das Mammutwerk in wenigen Sätzen zusammenzufassen, ist nicht einfach – wir versuchen es trotzdem: Bertolucci entfaltet ein wahrhaft episches Geschichtspanorama, das sich über mehrere Jahrzehnte erstreckt. Als roter Faden dient die Freundschaft von Alfredo Berlinghieri (De Niro) und Olmo Dalcò (Gérard Depardieu), die aus verschiedenen gesellschaftlichen Schichten stammen, aber trotzdem unzertrennlich sind – bis in Italien der Faschismus aufkeimt und sie zu erbitterten politischen Gegnern werden...

    Aufgrund einiger expliziter Sex- und Gewaltszenen war „1900“ damals heftig umstritten und kam in vielen Ländern nicht in seiner vollen Länge in die Kinos. Heute gilt er schon aufgrund seines schieren Umfangs als Ausnahmefilm. Wir von FILMSTARTS vergaben 3,5 von 5 Sternen für das monumentale Werk. Im Fazit unserer offiziellen Kritik heißt es: „‚1900‘ ist in Entwurf und formaler Umsetzung ganz großes Kino, aber zugleich auch ein Bespiel für die Irrwege zügelloser Exzentrik im italienischen Politkino der 1970er-Jahre.“

    Als Bertolucci „1900“ in Angriff nahm, war er durch Klassiker wie „Der große Irrtum“ oder „Der letzte Tango in Paris“ bereits einer der klingendsten Namen des europäischen Autorenfilms. Und so überlegte der junge De Niro nicht lang, als ihm eine Hauptrolle in der jüngsten Regiearbeit des 2018 verstorbenen Filmemachers angeboten wurde. Doch die Dreharbeiten entpuppten sich für den zweifachen Oscar-Preisträger als ziemliche Herausforderung:

    „Die Regisseure, mit denen ich gearbeitet habe, werfen mich in der Regel nicht um“, so De Niro im Interview mit der New York Times. „Das passiert nur sehr selten. […] Aber als ich jünger war, war ich bei einigen Dingen ein bisschen nervöser. Bei Bernardo war das zum Beispiel der Fall – ich hatte das Gefühl, dass er ein Europäer ist, der gewisse Ansprüche stellt.“

    Robert De Niro kam nicht mit Bernardo Bertoluccis Drehweise zurecht

    Besonders mit einer Sache hatte der heute 81-Jährige ein großes Problem: der Reihenfolge des Drehs der einzelnen Szenen. Bei einem Film von solcher Breite fällt es natürlich besonders stark ins Gewicht, wenn man direkt mit einem emotionalen Höhepunkt in die Dreharbeiten einsteigen soll.

    „Wir haben die Szenen, in denen unsere Figuren schon älter waren, am allerersten Tag gedreht“, erinnert sich der „GoodFellas“-Star. „Und mir wurde schnell klar, dass das ein Fehler war. Es würde einfach nicht funktionieren, niemand war begeistert. Eigentlich hätte ich sagen müssen: ‚Können wir diese Szene nicht später drehen, nicht am ersten Tag?‘ Ich war vernünftig genug, um zu wissen, dass man Dinge nicht so durcheinander macht. Aber ich habe mich darauf eingelassen, und es hat einfach nicht funktioniert.“

    Im Laufe der Zeit ist De Niro natürlich selbstbewusster geworden und sicher nicht mehr davor zurückgeschreckt, auch vor großen Regisseuren seine Meinung zu vertreten. Das bedeutet allerdings nicht, dass er jeden seiner Wünsche erfüllt bekommen hätte. Mit welcher Idee er ausgerechnet bei seinem Dauer-Kollaborateur Martin Scorsese abgeblitzt ist, erfahrt ihr im folgenden Artikel:

    "Die schlechteste Idee, die ich je gehört habe": Für diesen Vorschlag kassierte Robert De Niro einen harten Korb von Martin Scorsese

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