Nach Ansicht des Autors dieser Zeilen ist „Corsage“ ein sehr gelungenes Werk, das eigentlich jeder an etwas anderen Historienfilmen und Biopics interessierte Filmfan gesehen haben sollte. Andererseits wäre es nur allzu verständlich, falls ihr es aufgrund der Umstände seiner Entstehung und des Personals vor wie hinter der Kamera doch lieber auslassen wollt. Für all diejenigen, die die Hintergründe nicht kennen, erläutern wir diese ein wenig weiter unten im Text.
„Corsage“ läuft am heutigen 22. November 2024 um 20.15 Uhr auf arte. Eine Wiederholung gibt es in der Nacht vom 11. auf den 12. Dezember um 0.05 Uhr. Zudem steht der Film mit Ende der ersten Ausstrahlung als Gratis-Stream in der Mediathek des Senders zur Verfügung. Alternativ ist er als Blu-ray, DVD und kostenpflichtiges Video-on-Demand zu haben:
Ernste Kontroverse(n) um "Corsage"
Einige der bis heute zahlreichen Bewunder*innen der realen Kaiserin Elisabeth von Österreich-Ungarn (1837-1898) regten sich nach Start des Films über die künstlerischen Freiheiten auf, die sich Regisseurin und Drehbuchautorin Marie Kreutzer („Was hat uns bloß so ruiniert“) hier mit der Sisi-Geschichte nimmt. Zu sehr wird ihr Idol ihnen darin anscheinend entglamorisiert und modernisiert – nicht zuletzt durch bewusst eingesetzte Anachronismen wie Pop- und Rockmusik im Soundtrack.
Doch in Österreich ist „Corsage“ längst nicht allein wegen seiner provokanten Charakterisierung und der mutig-eigenwilligen Inszenierung von Kreutzer extrem kontrovers aufgenommen worden. Denn zur Veröffentlichung wurde bekannt, dass die Macher*innen offenbar wenige Tage vor Drehbeginn von polizeilichen Ermittlungen wegen des Besitzes von Kinderpornografie gegen ihren Darsteller Florian Teichtmeister erfahren hatten. Aufgrund seiner Unschuldsbeteuerungen blieb man allerdings bei der Besetzung und drehte den Film mit ihm. Später legte der ehemalige Burgschauspieler ein umfassendes Geständnis ab und wurde zu zwei Jahren bedingter Freiheitsstrafe verurteilt.
Zur Premiere in Österreich wurden zudem noch davon unabhängige schwere Vorwürfe gegen ein weiteres Mitglied des Casts wegen sexualisierter, psychischer und körperlicher Gewalt gegen mehrere Frauen erhoben. Erstaunlicherweise ist der Mann bis heute in den Medien nicht namentlich identifiziert worden, aber auch hiervon hätten Kreutzer und das Produktionsteam angeblich bereits vor Drehbeginn gewusst. Ergebnis dieser Affären war, dass der Film eine MeToo-Welle in der Alpenrepublik auslöste und trotz seines künstlerischen Wertes, inklusive einer vielfach preisgekrönten Leistung seines Stars Vicky Krieps („Der seidene Faden“), in Misskredit geriet. Ob zu Recht oder nicht und ob ihr ihn euch deshalb lieber nicht ansehen wollt, müsst ihr selbst entscheiden.
Allein auf die filmischen und erzählerischen Aspekte bezogen würde sich die Sichtung lohnen. Das macht schon die gute 3,5 von 5 möglichen Sternen vergebende FILMSTARTS-Kritik deutlich, die mit folgendem Fazit endet: „Vicky Krieps ist großartig als eine Kaiserin Elisabeth, fernab von jedem Sisi-Klischee, auch wenn die insgesamt starke und einfallsreiche Inszenierung von Marie Kreutzer an einigen Stellen etwas zu plakativ gerät.“
Neben Krieps als Kaiserin Elisabeth und Teichtmeister als Kaiser Franz Joseph standen außerdem noch Katharina Lorenz („Der Tel-Aviv-Krimi“), Jeanne Werner („Colonia Dignidad“), Alma Hasun („Die Frau in Gold“), Manuel Rubey („Falco - Verdammt, wir leben noch!“) und Finnegan Oldfield aus dem Horrorfilm „Spiders - Ihr Biss ist der Tod“ vor der Kamera.
"Corsage": Das ist die Story
Weihnachten 1877 am Hof in Wien: Elisabeth wird 40. So alt zu sein, ist dieser Tage fast schon unanständig, wie ihr sie täglich messender und wiegender Hofarzt unverblümt mitteilt. Doch die noch immer weltweit für ihre Anmut bekannte Gattin des Kaisers ist trotz ihrer Stellung und der vielen Privilegien alles andere als glücklich.
Anstatt ihren Intellekt und ihre hohe Bildung zum Wohle des Volkes einbringen zu dürfen, muss sich Elisabeth körperlich schinden, um den von der Presse, der Gesellschaft und ihrem Mann an sie gestellten Erwartungen und Idealen weiterhin entsprechen zu können. Dabei wünscht sie sich nichts sehnlicher, als aus diesem goldenen Käfig zu entfliehen…
Habt ihr schon mitbekommen, dass Staffel 2 der populären Netflix-Serie über Elisabeth heute gestartet ist? Im folgenden Artikel hat FILMSTARTS-Redakteurin Chantal Neumann alle wichtigen Infos zu „Die Kaiserin“ für euch zusammengefasst und den neuen Trailer hält sie darin ebenfalls parat:
Sissi kehrt zurück zu Netflix: Erster Trailer zu "Die Kaiserin" Staffel 2*Bei diesem Link zum Angebot von Amazon handelt es sich um einen sogenannten Affiliate-Link. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision. Auf den Preis hat das keinerlei Auswirkung.
