Denkt man an britischen Horror mit Peter Cushing und/oder Christopher Lee, denkt man üblicherweise an das längst mit Kultstatus gesegnete Studio Hammer Film Production. Doch für 15 Jahre bekam Hammer emsige Konkurrenz in Form von Amicus Productions! Die britische Filmschmiede schlug in eine ähnliche Kerbe wie Hammer und griff ebenfalls gern auf Cushing und Lee zurück, siedelte seine Produktionen jedoch in prägnanteren Fällen in der Gegenwart an.
Der Amicus-Kultfilm „Der Schädel des Marquis de Sade“ beginnt wiederum in voller Hammer-Manier, bevor er zu seinem ganz eigenen Biest wird. Ab sofort kann man das Schauerstück mit „Star Wars“-Fiesling Cushing und „Herr der Ringe“-Bösewicht Lee besser denn je im Heimkino bestaunen. Denn diese Woche feierte „Der Schädel des Marquis de Sade“ seine deutsche Blu-ray-Premiere.
Filmfans, die gesteigerten Wert auf hübsche Sonderverpackungen legen, müssen sich wiederum ein klein wenig gedulden. Denn voraussichtlich am 22. November 2024 erscheint „Der Schädel des Marquis de Sade“ außerdem im 2-Disc-Mediabook* mit dem Film auf DVD und Blu-ray.
Darum geht es in "Der Schädel des Marquis de Sade"
Schriftsteller Dr. Christopher Maitland (Peter Cushing) ist fasziniert von skurrilen Artefakten und sammelt alle erdenklichen Dinge, die mit dem Okkulten zusammenhängen. Als ihm eines Tages angeboten wird, den vermeintlich echten Schädel des berüchtigten Marquis de Sade zu erwerben, ist er zunächst skeptisch. Als er von seinem Kollegen Sir Matthew Phillips (Christopher Lee) jedoch erfährt, dass ihm genau dieser Schädel kürzlich entwendet wurde, verschwinden Maitlands Zweifel.
Phillips beteuert, den Schädel nicht zurückhaben zu wollen, und bekniet Maitland geradezu, das verfluchte Teil keinesfalls zu kaufen. Denn laut Phillips wohnt dem Schädel dunkle Magie inne, die seinen Besitzer in den Wahnsinn zu treiben versteht. Eine Warnung, die in Maitlands Ohren bloß zu einer Kaufempfehlung mutiert...
Ein Abstecher ins atmosphärisch-stylische Gruselkabinett
Als Vorlage diente die gleichnamige Kurzgeschichte von Robert Bloch, der unter anderem die Romanvorlage zu Alfred Hitchcocks Nervenkitzel-Meilenstein „Psycho“ verfasste. Bloch wirkte auch am Drehbuch zu „Der Schädel des Marquis de Sade“ mit, neben ihm verfasste zudem Amicus-Mitgründer Milton Subotsky das Skript zum Film, den Amicus als gezielte Kampfansage an Hammer verstand. Nach Drehbeginn nahm Regisseur Freddie Francis allerdings ausführliche Veränderungen am Buch vor.
Francis ging als Regisseur bei Hammer und Amicus ein und aus, drehte mit „Das Verrätertor“ außerdem einen Eintrag in die deutsche Edgar-Wallace-Filmreihe und war des Weiteren als gefeierter Kameramann bekannt. In dieser Funktion drehte er unter anderem David Lynchs „Der Elefantenmensch“, den einflussreichen Horror-Klassiker „Schloss des Schreckens“ und ein schmierig-spannendes Thriller-Highlight von Martin Scorsese:
Dieser Thriller von Martin Scorsese wird viel zu oft übersehen – dabei ist er die Vorlage für eine der besten "Simpsons"-Folgen!In „Der Schädel des Marquis de Sade“ lässt Francis seiner Vorliebe für die visuelle Komponente des Filmmediums freien Lauf! Die Handlung nimmt zwischendurch geradewegs assoziative Züge an, die Figuren werfen sich in ebenso unnatürliche wie eindringliche Posen und das letzte Drittel dieses Schauerstücks kommt nahezu ohne Worte aus: Atmosphäre und Gruselbilder pur, fast allein begleitet von der morbide-verspielten, dissonanten Filmmusik der Avantgarde-Komponistin Elisabeth Lutyens.
Wer Horrorfilme mit stringenter Narrative oder gar konventioneller Jumpscare-Dramaturgie bevorzugt, dürfte mit „Der Schädel des Marquis de Sade“ eine eher schwere, wenngleich bild- und klangästhetisch interessante Zeit haben. Doch Filmfans, die für wabernd-unheilvolle 60er-Jahre-Gruselatmosphäre, davongleitende Normalität und Kuriositätenkabinettstilwillen aufgeschlossen sind, haben hiermit eine Lücke zu schließen – oder nun Anlass, einen alten Filmbekannten jetzt in HD neu zu entdecken.
Und wenn ihr danach noch mehr Lee wollt, folgt doch auch diesem Heimkino-Hinweis:
In diesem Film wird "Der Herr der Ringe"-Bösewicht Christopher Lee zu Superdetektiv Sherlock Holmes – jetzt neu im Heimkino!*Bei den Links zum Angebot von Amazon handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diese Links oder beim Abschluss eines Abos erhalten wir eine Provision. Auf den Preis hat das keinerlei Auswirkung.