In einem kurzen Text mit dem Titel „Über den Film“ äußerte der deutsche Autor Thomas Mann 1923 sein steigendes Interesse an dem populären „Schauvergnügen“ – kurz zuvor war sein Debütroman „Buddenbrooks“ zum ersten Mal verfilmt worden. In den kommenden Jahren und insbesondere nach Manns Tod 1955 begann eine intensivere filmische Adaption seiner literarischen Werke, die sich bis heute fortsetzt – mittlerweile gibt es über zwei Dutzend Verfilmungen seiner Erzählungen.
Vier davon widmen sich der Geschichte um die „Buddenbrooks“. Nun soll es eine fünfte Verfilmung des Romans geben – und der Mann, der sich dieser Aufgabe annehmen will, ist einer der gefragtesten Regisseure unserer Zeit: Luca Guadagnino, der kreative Kopf hinter Filmen wie „Call Me By Your Name“, „Bones And All“ und „Challengers“. Letzteren könnt ihr übrigens seit kurzem bei Amazon Prime Video streamen:
Die Buddenbrooks: Dekadenz des Bürgertums
Mit „Buddenbrooks: Verfall einer Familie“ gelang Thomas Mann 1901 der Durchbruch als anerkannter Autor und das Werk avancierte zu einem Klassiker der Weltliteratur. Der Roman mit autobiographischen Zügen widmet sich einer wohlhabenden Familie in Lübeck und zeichnet an ihr den Verfall und die Dekadenz nach, der die Gesellschaft zum Fin de Siècle prägte. 1929 erhielt Mann für sein Werk den Nobelpreis für Literatur.
Für Guadagnino ist die Verfilmung dieser Geschichte ein Herzensprojekt. Wie er IndieWire kürzlich in einem Podcast mitteilte, las er „Buddenbrooks“ in frühen Jugendjahren und träumte seither davon, das Buch in einen Film zu verwandeln. Genauso ging es ihm mit William S. Burroughs „Queer“ – diese Adaption hat er bereits mit Daniel Craig in der Hauptrolle umgesetzt und in diesem Jahr beim Festival in Venedig präsentiert.
Viel ist über Guadagninos geplante „Buddenbrooks“-Adaption noch nicht bekannt, außer, dass er erneut mit Francesca Manieri zusammenarbeiten wird, die bereits die Serie „We Are Who We Are“ mit ihm entwickelte.
Guadagninos Selbstverwirklichungs-Plan
Literaturverfilmungen gibt es in der Filmografie des angesagten Regisseurs schon einige – ob eines seiner frühesten Werke, eine italienische Romanadaption mit dem Titel „Melissa P.“, das vielfach ausgezeichnete Drama „Call Me By Your Name“ oder seine Neuauflage des Horror-Klassikers „Suspiria“, der auf einer Essay-Sammlung des britischen Autors Thomas De Quincey beruht.
Und Guadagnino verfolgt eine ganz persönliche Agenda: „Ich habe vier Projekte, die ich seit meiner Kindheit machen will“, erzählte er im Podcast. „Wenn ich sie alle umsetze, kann ich mich vielleicht als verwirklichter Mann betrachten.“ Neben den bereits realisierten „Suspiria“ und „Queer“ bezieht er sich hierbei auf die Romanadaption „Separate Rooms“ – und eben die „Buddenbrooks“.
An „Separate Rooms“ arbeitet Guadagnino momentan ebenfalls mit Francesca Manieri. Die Dreharbeiten für den Film, für den bereits Léa Seydoux and Josh O’Connor verpflichtet wurden, sollen nächstes Jahr starten. Noch zuvor wird er seinen Thriller „After The Hunt“ mit Julia Roberts und Andrew Garfield in die Kinos bringen, der sich bereits in der Postproduktion befindet. Zudem arbeitet Guadagnino weiterhin an einem Dokumentarfilm über seinen Filmkunsthelden, den Regisseur Bernardo Bertolucci.
Bei den ganzen Parallel-Projekten wird eines klar: Da liebt jemand offensichtlich seine Arbeit. Und bald hat Guadagnino vielleicht sogar eine Comic-Verfilmung in der Vita – Gerüchten zufolge soll er demnächst einen DC-Blockbuster umsetzen:
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