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    "Dann wären wir bei einem Budget von 600 Millionen Dollar gelandet": Das FILMSTARTS-Interview mit "Transformers One"-Produzent Lorenzo di Bonaventura
    Christoph Petersen
    Christoph Petersen
    -Chefredakteur
    Schaut 800+ Filme im Jahr – immer auf der Suche nach diesen wahrhaftigen Momenten, in denen man dem Rätsel des Menschseins ein Stück näherkommt.

    Viele waren überrascht, als ein „Transformers“-Animationsfilm angekündigt wurde. Aber nicht nur wir finden, dass „Transformers One“ der bisher beste Film der ganzen Reihe ist. Passend dazu haben wir den Produzenten in London zum Gespräch getroffen.

    Paramount Pictures

    Seit seinem Debüt als Produzent, dem DC-Noir „Constantine“ mit Keanu Reeves, hat Lorenzo di Bonaventura mehr als 50 Filme verantwortet, darunter „Shooter“, „Salt“ oder „RED“. Aber am bekanntesten ist er natürlich als maßgeblich verantwortlicher Produzent der „Transformers“-Reihe, die er 2007 gemeinsam mit Zerstörungs-Zampano Michael Bay aus der Taufe geholt hat. Und in dieser Rolle war auch er es, der in den vergangenen zehn Jahren die Idee eines animierten „Transformers“-Kinofilms entscheidend mit vorangebracht hat.

    Natürlich war „Transformers One“ ein ziemliches Risiko für alle Beteiligten. Aber wir finden, es hat sich gelohnt! Warum? Das könnt ihr in unserer ausführlichen 4-Sterne-Filmkritik nachlesen. Bereits im Vorfeld des Kinostarts am 10. Oktober 2024 haben wir Lorenzo di Bonaventura deshalb in einem luxuriösen Londoner zum Interview getroffen:

    Die Tranformers wollen jetzt animiert das Kino erobern Paramount Pictures
    Die Tranformers wollen jetzt animiert das Kino erobern

    FILMSTARTS: Die ursprüngliche Idee zu „Transformers One“ stammt aus dem Writers Room, den ihr 2015 einberufen habt, um zu schauen, in welche Richtungen man das Franchise noch alles weiterentwickeln könnte …

    Lorenzo di Bonaventura: Nein, das stimmt nicht. Ich weiß auch nicht, warum das inzwischen überall steht. [In Richtung seiner PR-Agentin: Wir müssen die Story irgendwie wieder einfangen.]

    FILMSTARTS: Dann kannst du mit der Richtigstellung ja direkt hier anfangen …

    Lorenzo di Bonaventura: Ich höre immer wieder, dass die Idee aus dem Writers Room 2015 stammt. Dabei ging das alles schon 2013 oder 2014 los – und zwar mit unserem Wunsch, die Origin Story all der vorangegangenen Filme zu erzählen.

    FILMSTARTS: War denn von Anfang an klar, dass es ein Animationsfilm wird?

    Lorenzo di Bonaventura: Nein, aber jedes Mal, wenn wir über die Möglichkeit eines Live-Action-Films nachgedacht haben, sind wir bei einem Budget von 600 Millionen Dollar gelandet. So wurden wir immer wieder in Richtung eines Animationsfilms gezwungen, aber das Studio war da natürlich erst mal zögerlich. Warum eine Formel verändern, die bislang so gut funktioniert hat? Will man da wirklich plötzlich mit einem Animationsfilm um die Ecke kommen? Außerdem gibt es im TV noch animierte „Transformers“-Serien, mit denen man ebenfalls durcheinanderkommen könnte. Ich habe das Zögern also immer verstanden. Aber am Ende hat die Chance, etwas völlig Neues auszuprobieren, für uns doch überwogen – und so auch das Studio überzeugt.

    FILMSTARTS: Noch vor ein paar Jahren schien es unvorstellbar, ein großes Franchise parallel als Live-Action- und Animations-Produktion voranzutreiben. Aber dann hat Sony mit „Spider-Man: A New Universe“ und „Spider-Man: Across The Spider-Verse“ einen Megahit gelandet. Demnächst kommt auch noch „Der Herr der Ringe: Die Schlacht der Rohirrim“ in die Kinos. Hat das bei der Entscheidung für „Transformers One“ auch geholfen?

    Lorenzo di Bonaventura: Es hat uns zumindest darin bestätigt, dass es eine gute Idee war, ja.

    FILMSTARTS: Wie happy bist du mit dem ersten Gag des Films? Wenn Orion Pax in das Videomodul pustet, um es zum Funktionieren zu bringen, dann habt ihr wahrscheinlich alle Videospiel-Nerds der Achtziger und Neunziger sofort auf eurer Seite – während sich alle Spätergeborenen vermutlich fragen, was er da eigentlich macht…

    Lorenzo di Bonaventura: Das war nicht der ursprüngliche Plan für den Auftakt, aber es ist wirklich großartig, dass wir es gefunden haben. Das war in vielerlei Hinsicht die schwerste Szene für uns. Wir haben vieles ausprobiert, aber die Einführung hat lange Zeit irgendwie nicht richtig funktioniert.

    FILMSTARTS: Von „Toy Story“ bis „Toy Story 4“ schien es vor allem darum zu gehen, einen immer fotorealistischeren Look für Animationsfilme zu kreieren. Aber dieses Wettrüsten scheint vorüber zu sein. Stattdessen scheint der Trend ganz klar dahinzugehen, immer spezifischere Stile für Animationsfilme zu entwickeln. Woran glaubst du, könnte das liegen?

    Lorenzo di Bonaventura: Ich denke, wir suchen alle nach etwas Neuem, vor allem als Konsument, wenn man all diese verschiedenen Angebote vor sich hat. Als Filmemacher versucht man deshalb etwas zu schaffen, das anders ist als all die Dinge, die die Leute eh schon gesehen haben. Das Spannende an unserem Look ist diese spezielle Mischung, er ist bunt und fantastisch, aber zugleich ist auch Fotorealismus mit drin.

    Paramount Pictures
    "Transformers One" hat einen absolut einzigartigen Look.

    FILMSTARTS: Als ich den Film gesehen habe, hatte ich den Eindruck, dass es verschiedene Level von Abstraktion gibt. Einige Szenen wirkten sehr fotorealistisch, andere eher abstrakt. Bilde ich mir das nur ein oder ist das wirklich so?

    Lorenzo di Bonaventura: Nein, mir geht’s genauso. Ich denke, das ist ganz bewusst eingesetzt, um nicht von eigentlich Wichtigen abzulenken. Es ist sehr wichtig, die Augen des Publikums an den richtigen Ort zu lenken. Der visuelle Look wird also auch dazu genutzt, die zentrale Idee einer Szene zu unterstützen.

    FILMSTARS: Du hast schon letztes Jahr mal erzählt, dass es eine Trilogie werden soll. Ist das noch immer der Stand?

    Lorenzo di Bonaventura: Da habe ich mal wieder meine große Klappe nicht halten können. Generell versuche ich, immer nur an den aktuellen Film zu denken, denn es gibt genug Beispiele, wo Filme gescheitert sind, weil zu viel Wert darauf gelegt wurde, was in Zukunft noch geschehen soll. Aber im Fall von „Transformers One“ ist das einfach ganz natürlich geschehen. Es geht um diese Freundschaft zwischen Orion Pax und D16, die zerbricht, obwohl keiner von beiden etwas Falsches getan hat – und beide leiden darunter.

    Als Josh Cooley und mir das klargeworden ist, haben wir beide sofort dieselben Überlegungen gehabt, wohin dieser Bruch noch führen würde – und das wären dann zufällig genau drei Filme. Es ist nicht so, als würden wir schon den genauen Plot für einen zweiten oder dritten Teil im Kopf haben, aber wir wüssten schon sehr genau, wo es generell hingehen müsste. Das wollte ich mit meiner Aussage eigentlich zum Ausdruck bringen.

    Lorenzo di Bonaventura schägt bei der Comic Con die Werbetrommel für Paramount Pictures
    Lorenzo di Bonaventura schägt bei der Comic Con die Werbetrommel für "Transformers One".

    FILMSTARS: Bei der Ankündigung des Screenings heute Morgen hast du gesagt, dass „Transformers One“ auch deshalb ein besonderer Leckerbissen sei, weil es endlich ein „Transformers“-Film ohne Menschen ist. Hast du von der Arbeit an diesem animierten Film auch etwas für die kommenden Live-Action-Blockbuster im „Transformers“-Universum gelernt?

    Lorenzo di Bonaventura: Ja, sogar ganz spezifisch für die Live-Action-Filme, denn ich glaube, wir können nach „Transformers One“ nicht einfach zu den Menschen zurückkehren, wir müssen weiterhin die Roboter ins Zentrum stellen. Unser Problem war immer, dass es unglaublich teuer wird, wenn sie zu sprechen anfangen. Wir mussten uns da immer zurückhalten, sonst hätten wir die Filme gar nicht bezahlen können.

    Auf den 50 bis 60 Seiten des Skripts zum ersten Film kommen ganz bewusst keine weiteren Roboter außer Bumblebee vor. Im emotionalen Zentrum standen also immer die Menschen, auch weil sie billiger sind. Aber jetzt können wir nicht mehr zurück und es wird eine spannendere Herausforderung, das ökonomisch irgendwie auf die Reihe zu kriegen – da werden wir auch eine Menge Kreativität benötigen. Vielleicht bedeutet das auch weniger Roboter, die dafür aber eine bedeutendere Rolle spielen.

    „Transformers One“ läuft seit dem 10. Oktober in den deutschen Kinos.

    Jetzt ist es offiziell: Mega-Crossover mit "Transformers" und "G.I. Joe" kommt wirklich – produziert von Steven Spielberg!
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