Nach seinem oscarprämierten Mega-Hit „Toy Story 4“ hat sich Josh Cooley von Pixar verabschiedet, um stattdessen sein eigenes Ding zu machen – und ist so an der Spitze des animierten Science-Fiction-Action-Films „Transformers One“ (Kinostart: 10. Oktober) gelandet. Als vor einigen Jahren bekannt wurde, dass das zuvor von Zerstörungs-Maestro Michael Bay angeführte Blockbuster-Franchise ausgerechnet mit einem animierten Prequel fortgeführt werden soll, war die Skepsis natürlich erst einmal groß – und auch die ersten Trailer haben nicht wirklich geholfen.
Zugleich wurde der Film aber schon sehr früh in voller Länge auf Festivals und bei Fanscreenings gezeigt – und seitdem überschlagen sich die positiven Reaktionen. Auch wir halten „Transformers One“ für den bislang besten „Transformers“-Film überhaupt. Warum? Das erklären wir in unserer ausführlichen 4-Sterne-Filmkritik. Und auch deshalb hat es uns sehr gefreut, den Regisseur in London zu einem persönlichen Vieraugengespräch zu treffen:
FILMSTARTS: Ich hatte gerade ein Interview mit deinem Produzenten Lorenzo di Bonaventura – und der hat mir gesagt, dass er durch „Transformers One“ endlich gelernt hat, wie man die Menschlichkeit in die Roboter bekommt. Und dass er dieses Wissen nun auch für die kommenden Live-Action-Filme nutzen will, um den Anteil der menschlichen Figuren zu verringern und sich auch dort mehr auf die Transformers zu verlassen. Also was Netteres kann ein Produzent doch eigentlich kaum sagen, oder?
Josh Cooley (gerührt): Absolut. Aber ich habe auch von ihm eine Menge gelernt, vor allem natürlich über das „Transformers“-Franchise. Er macht das schon so lange und er weiß genau, was funktioniert und was nicht funktioniert.
FILMSTARTS: Wenn man den Plot von „Transformers One“ auf ein Blatt Papier schreibt, dann ist er wirklich düster. Aber wenn man den Film schaut, ist er auch unheimlich humorvoll. War das von Anfang an der Plan?
Josh Cooley: Es hat sich eher mit der Zeit entwickelt. Die Idee, dass aus Freunden Feinde werden, gab es von Beginn an. Aber der erste Entwurf, den ich gelesen habe, hat sich selbst nicht ernst genug genommen. Ich wollte einen Teil des Humors behalten, denn er erinnert mich an das Gefühl, wenn ich als Kind die Cartoons geschaut oder mit den Actionfiguren gespielt habe. Diese Freude wollte ich unbedingt erhalten. Aber wenn es dann ans Eingemachte geht, dann muss es auch wirklich ans Eingemachte gehen.
FILMSTARTS: Ihr standet ja auch vor der Herausforderungen, dass es so verschiedene denkbare Zielgruppen für den Film gibt: die mittelalten Nerds, die wie du mit den Cartoons aus den Achtzigern aufgewachsen sind; die Fans der Michael-Bay-Zerstörungs-Blockbuster; oder einfach Kids, die sich einen animierten Sci-Fi-Actionfilm ansehen wollen. Wie seid ihr da herangegangen: Gibt es Szenen oder Jokes jeweils für die einzelnen Gruppen – oder habt ihr es immer als Ganzes betrachtet?
Josh Cooley: Ganz egal, wie alt die Fans sind, sie alle kennen und lieben die Figuren. Und mir geht es da nicht anders. Deshalb war mir vor allem wichtig, dass man glauben kann, dass aus den Figuren in meinem Film tatsächlich später einmal Optimus und Megatron werden. Die beiden sind absolute Fan-Favoriten, weshalb das Publikum natürlich mit gewissen Erwartungen ins Kino kommt, die wir unbedingt erfüllen wollten. Wir haben sie also mit der gebotenen Gravitas behandelt.
FILMSTARTS: Apropos Altersgruppen: Schon mit dem ersten Gag, wenn Orion Pax in das zunächst nicht funktionierende Videomodul pustet, zieht „Transformers One“ alle Kids der Achtziger und Neunziger augenblicklich auf seine Seite. Eine clevere Wahl …
Josh Cooley: Ich habe das Gefühl, dass die Hälfte meiner Kindheit daraus bestand, in Nintendo-Spielmodule zu pusten. Dabei soll das gar nicht gut für die sein. Man soll das offenbar wirklich nicht machen. Aber ich fand es wirklich lustig, das im Film aufzugreifen.
FILMSTARTS: Die ersten fünf Minuten aus deinem Film „Toy Story 4“, die Szene nachts im Regen und Matsch im Garten, sind wahrscheinlich die fotorealistischen Animationen, die Pixar bislang geschaffen hat. Aber jetzt, nur ein paar Jahre später, scheint dieses Streben nach realitätsnahen Animationen zu Ende gegangenen zu sein. Stattdessen strebt inzwischen eher jeder nach seinem ganz eigenen Look. Woran glaubst du, liegt das?
Josh Cooley: Die Technologie hat sich so weit entwickelt, dass sich Künstler endlich davon lossagen können, was der Computer machen will. Die Maschine will dir nette, saubere, reflektierende Oberflächen ausspucken. Aber wenn man von dieser Perfektion abweichen will, dann muss man all die kleinen Imperfektionen zusätzlich designen – und das kostet eine Menge Zeit.
Wir arbeiten zum Glück mit Industrial Light And Magic zusammen – und die sind einfach unglaublich. Ich habe ihnen all diese Ideen hingeworfen, wo ich schon dachte, dass sie gleich alle schreiend aus dem Raum stürmen. Etwa die Flashback-Szene, in der die Transformers plötzlich alle aus Sand sind, aber trotzdem transformieren. Aber sie meinten nur: „Okay, wir schauen uns das an.“ Irgendwann bringen sie dann eine Test-Animation und es sieht einfach nur fantastisch aus. Es fühlt sich an, als ob inzwischen wirklich alles möglich ist, was man sich nur vorstellen kann.
FILMSTARTS: „Transformers One“ hat ja wie gesagt einen sehr spezifischen Look. Gab es Dinge, die deshalb besonders einfach oder besonders hart zu animieren waren?
Josh Cooley: Wir hatten bis zur letzten Minute damit zu kämpfen, dass „Transformers One“ in einer Welt spielt, in der alles aus Metall ist, selbst die Figuren. Alles reflektiert also. Alles und jeder ist ein Spiegel. Wenn man da eine Lichtquelle in die Szene bringt, dann strahlt es plötzlich von allen Seiten direkt in die Kamera – das gibt Lens Flares ohne Ende. Und deshalb musste ich mich jedes Mal entscheiden: Sind das jetzt zu viele, dann muss man einige davon per Hand entfernen. Und an anderen Stellen fand ich es cool, wenn es noch einen Lens Flare etwa vom Lauf einer Pistole geben würde. Ich hätte vorher nie gedacht, dass ich jemals so viel Zeit nur für das Inszenieren von Lens Flares aufwenden würde.
FILMSTARTS: Ihr habt den Film ja schon Monate vor dem Kinostart in voller Länge öffentlich vorgeführt. Das ist sehr ungewöhnlich und spricht für euer Selbstbewusstsein – und tatsächlich waren die Reaktionen ja durchweg positiv, es gab sogar immer wieder Szenenapplaus. Warst du überraschst, an welchen Stellen der kam?
Josh Cooley: Bei manchen schon. Es gab einen großen Applaus in der Mitte des Films, wenn die Helden zum ersten Mal ihre Transformations-Kräfte einsetzen, der hat mich schon überrascht. Aber dann gab es später noch einen besonders großen – und von dem träume ich schon seit Jahren, dass die Fans genau an der Stelle genau so reagieren. Darüber habe ich mich natürlich wahnsinnig gefreut.
FILMSTARTS: Lorenzo di Bonaventura hat sich gerade im Gespräch mit mir schon ein wenig voreilig verplappert, dass es wohl schon Gespräche über eine Trilogie gibt. Wenn es tatsächlich so weit kommt, wärst du wieder mit dabei, oder willst du als nächstes lieber andere Dinge in Angriff nehmen?
Josh Cooley: Ich wäre total happy. Ich liebe den Cast, ich liebe die Charaktere. Ich hatte eine tolle Zeit mit ihnen allen.
„Transformers One“ läuft ab dem 10. Oktober 2024 in den deutschen Kinos.
Jetzt ist es offiziell: Mega-Crossover mit "Transformers" und "G.I. Joe" kommt wirklich – produziert von Steven Spielberg!