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    Es wäre ein völlig anderer Film geworden: Ausgerechnet "Transformers"-Macher Michael Bay sollte oscarprämiertes Weltkriegs-Meisterwerk drehen
    Sidney Schering
    Sidney Schering
    -Freier Autor und Kritiker
    Ob athletische Kampfkunst, die ehrfürchtig-ruhig gefilmt ist, oder explosiv-lärmender Hollywood-Bombast: Im Action-Kino ist er flexibel – eine konsequente Umsetzung ist für ihn aber stets ein Bonus.

    Ein Experte für krawallig-knalliges Popcornkinos sollte einen der beliebtesten Kriegsfilme inszenieren – doch dann stieg Michael Bay aus freien Stücken aus. Der Film wurde zum weltweiten Hit und vielfach preisgekrönt.

    Er ist ein absoluter Krachbumm-Experte und Meisterorchestrator eindrucksvoller Explosionen: Denkt man an Michael Bay, denkt man an Popcornkino pur. Sei es wegen seines unterschätzten, rasanten Raubzug-Reißers „Ambulance“, seines Katastrophenfilm-Megaerfolgs „Armageddon“ oder des 90er-Jahre-Klassikers „The Rock“. Zwar reiben sich manche Filmfans am Stil des Erfolgsregisseurs, allerdings hat er auch namhafte Fans.

    „Oppenheimer“-Macher Christopher Nolan zählt dazu, ebenso tat „Avatar“-Regisseur James Cameron bereits kund, sich Tricks und Kniffe bei Bay abzuschauen. Einen besonders großen Befürworter hat Bay darüber hinaus in Regie-Ikone Steven Spielberg, weshalb er schon mehrere Bay-Regiearbeiten als Produzent betreute.

    Während dies alles andere als ein Industriegeheimnis ist (schließlich lässt sich Spielbergs Name im Abspann solcher Filme wie „Transformers – Die Rache“ nachlesen), gibt es einen weitaus weniger bekannten Fakt über die Beziehung zwischen den beiden Filmemachern: Steven Spielberg übernahm den vielfach preisgekrönten Kriegsfilm-Hit „Der Soldat James Ryan“ von Michael Bay!

    Das ist "Der Soldat James Ryan"

    Der 6. Juni 1944: US-Soldaten landen an einem Strand in der Normandie. Eine Gruppe von acht Soldaten, die den Sturm auf die Küste überlebt haben, soll daraufhin den als vermisst geltenden Fallschirmjäger James Ryan (Matt Damon), dessen drei Brüder bereits gefallen sind, ausfindig machen und nach Hause schicken. Während die Soldaten unter dem Kommando von Captain John Miller (Tom Hanks) immer tiefer in feindliches Gebiet eindringen, stellen sie sich die Frage, warum sie ihr Leben riskieren sollen, um einen einzelnen Mann zu retten...

    Wenn ihr euch diesen mit fünf Oscars ausgezeichneten Film nochmal wortwörtlich vor Augen führen möchtet: „Der Soldat James Ryan“ ist unter anderem via Amazon Prime Video als VoD verfügbar.

    Obwohl „Der Soldat James Ryan“ letztlich zu einem der essentiellen Werke in Spielbergs Regie-Vita aufsteigen sollte, war er nicht von Anfang an involviert: Die Initialzündung gab Produzent Mark Gordon, der unbedingt mit Drehbuchautor Robert Rodat zusammenarbeiten wollte, da er unter anderem dessen fantasievollen Disney-Projekt „Pecos Bill – Ein unglaubliches Abenteuer im Wilden Westen“ mochte.

    Bei einem Treffen besprachen Rodat und Gordon Anfang 1995 daher mögliche Themen – und stellten letztlich fest, dass sie sich für die Geschichte hinter dem sogenannten D-Day interessieren. Als Rodat letztlich zur weiteren Vorbereitung ein Denkmal besuchte und dabei auf die Geschichte der Ryan-Brüder stieß, stand das Thema ihres Films endgültig fest.

    Das Duo holte als nächstes Produzent Gary Levinsohn und daraufhin das Studio Paramount Pictures ins Boot. Der nächste Schritt: Die Suche nach dem richtigen Regisseur. Die erste Wahl dieses Teams: Michael Bay!

    Michael Bay fand keinen Zugang zum Stoff – und ist froh darum

    Angesichts dessen, für welche Filme Bay primär bekannt ist, wirkt dies wie eine ungewöhnliche Wahl. Und dennoch war es der „Bad Boys“-Regisseur, der als erstes für „Der Soldat James Ryan“ angefragt wurde. Wie Bay Jahre später enthüllen sollte, verließ er das Projekt allerdings nach reiflicher Überlegung – aus einem ganz banalen Grund: „Ich hatte keine Ahnung, wie ich es umsetzen sollte“, gestand er der GQ.

    Der Regieposten wurde letztlich über Umwege gefüllt: Nachdem Tom Hanks an das Drehbuch gelang und seine Begeisterung dafür kundtat, reichte er es laut der Los Angeles Times an Spielberg weiter und gewann ihn somit als Regisseur für das Projekt. Der Rest ist Filmgeschichte – mit deren Ausgang Bay überaus glücklich ist. In einem ausführlichen Interview mit Collider urteilte Bay 2022: „Steven war perfekt dafür!“

    Mehr noch – Bay ließ sich beim Gedanken an die Eröffnungssequenz zu einem weiteren Superlativ hinreißen. „Es ist die beste Auftaktszene eines Films, die ich je gesehen habe. Nie im Leben hätte ich das besser machen können“, so Bay, der also keinerlei Reue empfindet, „Der Soldat James Ryan“ abgegeben zu haben. Das Sujet des Kriegsfilms lockte Bay dennoch:

    2001, drei Jahre nach „Der Soldat James Ryan“, brachte er das Historien-Epos „Pearl Harbor“ über einen weiteren, geschichtsträchtigen Wendepunkt des Zweiten Weltkriegs ins Kino. Während der Film gemeinhin verrisen wurde, erhielt Bay 15 Jahre später für „13 Hours: The Secret Soldiers Of Benghazi“ mehr Achtung. So bekam das Kriegs- und Terrordrama von FILMSTARTS-Chefkritiker Christoph Petersen gute 3,5 Sterne zugesprochen.

    Ganz reibungslos verliefen die Dreharbeiten zu „Der Soldat James Ryan“ allerdings nicht. Einmal stand sogar eine ganze Reihe von Schauspielern kurz davor, das Set zu verlassen. Woran das lag (und wie Tom Hanks das zu verhindern wusste), erfahrt ihr im folgenden Artikel:

    "In 20 Jahren werdet ihr Gott dafür danken": So hat Tom Hanks verhindert, dass reihenweise Stars aus einem Kriegsfilm von Steven Spielberg flüchten

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