Anfang der 1970er-Jahre kam man in Hollywood auf die Idee, die Lebensgeschichte des Ex-Wrestlers und erbarmungslosen Sheriffs Buford Pusser zur Vorlage für einen Hollywood-Film zu machen. „Walking Tall“ alias „Der Große aus dem Dunkeln“ wurden zum großen Kassenerfolg und gilt auch heute noch als Klassiker des Rache-Kinos jener Ära. Die Filmreihe hat heute noch Einfluss – zum Beispiel auf eine Serie wie „Reacher“ bei Amazon Prime Video.
Schnell war klar, dass eine Fortsetzung folgen muss. Doch die Verantwortlichen standen vor einem Problem. Hauptdarsteller Joe Don Baker („James Bond: GoldenEye“) stand nicht mehr zur Verfügung. Er war sauer, weil er beim ersten Teil um seine vereinbarte finanzielle Beteiligung an den Kinoeinnahmen geprellt wurde. So sollte zuerst der reale Buford Pusser sich selbst spielen. Doch kurz vor Beginn der Dreharbeiten zu „Der Große aus dem Dunkeln, Teil 2“ kam er bei einem Autounfall ums Leben. So sprang Bo Svenson ein … und merkte bald, dass er sich auf mehr als auf einen Filmdreh eingelassen hatte.
Der von Quentin Tarantino verehrte und so später auch in dessen Filmen „Kill Bill: Vol. 2“ und „Inglourious Basterds“ besetzte Schauspieler erfuhr nämlich schnell, dass einige Leute mächtig etwas dagegen hatten, dass Buford Pusser ein weiteres Hollywood-Denkmal gesetzt wird. Nicht nur die Produktion bekam reichlich Drohanrufe, auch Svenson bekam „etliche Todesdrohungen“, wie der Filmjournalist Christoph N. Kellerbach im Booklet der exzellenten deutschen Blu-ray-Veröffentlichung der „Walking Tall“-Trilogie ausführt.
Diese Drohungen nahm Svenson ernst, bat sogar die Polizei um Hilfe. Die konnte aber wenig ausrichten, stattete den Schauspieler nur zu seinem Schutz mit einer Schusswaffe aus (ja, andere Zeiten, anderes Land, andere Sitten) und schärfte ihm laut Kellerbach ein, „im Notfall davon Gebrauch zu machen“. Und das musste der Schauspieler sogar sehr bald...
Wer „Walking Tall II“ gesehen hat und sich ein wenig mit der Hintergrundgeschichte auskennt, wird schnell ahnen, dass vor allem ein Sache für größte Paranoia bei Svenson gesorgt haben dürfte: die Fahrten mit dem Auto nach Hause vom Dreh...
Tägliche Konfrontation mit Auto-Mordplänen beim Dreh
Im zweiten Teil der Rache-Action-Trilogie geht es vor allem darum, dass die Mafia Pusser ausschalten will, nachdem er im ersten Teil einen Großteil ihrer Geschäfte mit illegalem Schnaps, Glücksspiel und Prostitution zerschlagen hat. Die Geschichte basiert darauf, dass es auch in Wirklichkeit zahlreiche Attentate auf das Leben des Sheriffs gab. Dabei haben die Bösewichte im Film vor allem einen Ansatzpunkt: sein Auto. In dem wird eine Bombe platziert, die Bremsen werden manipuliert und es wird sogar ein professioneller Rennfahrer angeheuert, der Pusser von der Straße drängen und so einen tödlichen Unfall verursachen soll.
Dazu kommt der bereits eingangs erwähnte reale Tod von Pusser kurz vor dem Dreh. Offiziell heißt es zwar, dass der unkonventionelle Gesetzeshüter mit zu viel Alkohol am Steuer einen Unfall baute, doch nicht wenige haben daran Zweifel. Es hält sich hartnäckig die Erzählung, dass es der Mafia doch noch gelang, den ihr unliebsamen Sheriff mit einem inszenierten Crash um die Ecke zu bringen. Auch diese reale Geschichte, die bei der Berichterstattung rund um den Dreh des Films ständig präsent war, dürfte Svenson nur zu gut gekannt haben.
Eines Abends wurde Bo Svenson auf dem Weg nach Hause verfolgt
Und so wird im Booklet der deutschen Blu-ray-Veröffentlichung von Autor Kellerbach dann eine Szene beschrieben, die sich „eines Abends“ nach einem Arbeitstag ereignete. Svenson bemerkte plötzlich bei der Fahrt vom Dreh zu seiner Unterkunft ein verdächtiges Auto hinter sich. Als er schneller fuhr, um den vermeintlichen Verfolger abzuhängen, beschleunigte der ebenfalls. Man kann sich also mit all dem bisher Erzählten nur zu gut vorstellen, wie der Schauspieler langsam dachte, dass da jemand hinter ihm her ist, der ihn womöglich um die Ecke bringen will. Und was sich dann abspielte, hätte selbst seine Berechtigung gehabt, im Film zu landen.
Als der mysteriöse Verfolger nur noch knapp hinter ihm war, fuhr Svenson angeblich zur Seite und bremste harsch ab, sodass das nachfolgende Auto an ihm vorbeischoss. Jetzt war der Schauspieler selbst in der Verfolgerrolle, gab kräftig Gas und drängte das andere Fahrzeug von der Straße ab, sodass es gegen eine Straßenlaterne krachte. Nun konnte der Schauspieler Gebrauch von der ihm von der Polizei zur Verfügung gestellten Waffe machen.
Der fast zwei Meter große Hüne und ehemalige US Marine sprang mit dem Revolver im Anschlag aus dem Auto, um sich den Fahrer des anderen Wagens zu schnappen. Dort fand er einen benommenen Mann vor … der aber wohl kein Mafia-Killer war. Stattdessen sagte dieser aus, nur ein Fan zu sein, der ein Autogramm wollte und deswegen dem Schauspieler vom Drehort gefolgt sei. „Zumindest war dies jene Story, die der Fremde bei der Polizei zu Protokoll gab“, lässt Kellerbach im erwähnten Booklet der deutschen Blu-ray-Veröffentlichung aber noch einen gewissen Restzweifel übrig. Vielleicht war ja Svenson doch im Visier der Mafia und rettete sich, weil er die Rolle des Selbstjustiz verübenden Rächers nicht nur vor der Kamera überzeugend verkörperte.
Falls ihr mehr zur „Walking Tall“-Reihe und der starken Heimkino-Veröffentlichung erfahren wollt, empfehlen wir euch zum Abschluss diesen Artikel:
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